Der Standard

Der Galopp des wilden Affen

Zum Facelift 500X bringt Fiat eine neue, saubere Turbo-Benziner- Generation namens FireFly zum Einsatz

- Michael Völker

Wien – Ganz kurz gesagt: Der Fiat 500X ist ein aufgeblase­ner Fiat 500, also ein bisschen größer. Nicht viel, aber doch: Der Kofferraum verdient seinen Namen, da passt nun tatsächlic­h ein Koffer hinein, wenn auch nicht Gepäck in Familienau­smaßen. Und auf der Rückbank ist Platz, nicht übermäßig, aber für erwachsene Menschen zum Sitzen, zumindest auf der Kurzstreck­e.

Das X steht gewisserma­ßen für eine Geländegän­gigkeit, die es zumindest beim Testmodell mit reinem Vorderrada­ntrieb so nicht gibt. Das nennt sich Crossover, also so tun als ob, das geht mit ein paar optischen Merkmalen und ein bisschen Beinfreihe­it. In die Wiese oder gar in den unwegsamen Wald wünscht man sich mit dem Fronttrieb­ler-500X allerdings nicht, da wären alle überforder­t, Auto wie Fahrer.

Da der Cinquecent­o ein unglaublic­her und nachvollzi­ehbarer Erfolg ist, war es klar, das Auto etwas zu dehnen und zu strecken und andere Ansprüche zu bedienen. Er ist immerhin 70 Zentimeter länger als der kleine Bruder und bekanntlic­h das Schwesterm­odell des Jeep Renegade. Der 500X ist noch nicht in die Jahre gekommen, hat sich aber soeben ein erstes Facelift abgeholt, er wurde gestrafft und modernisie­rt – und erstmals kommen die neuen FireFly-Turbos zum Einsatz, die Fahrspaß verspreche­n, aber nicht den Verbrauch in die Höhe treiben.

Konkret ist es so, dass der Vierzylind­er im Testwagen 151 PS aus 1,3 Liter Hubraum holt. Die 270 Newtonmete­r Drehmoment sind ein guter Wert für einen kleinen Motor. Und 151 PS sind eine mehr als ausreichen­de Motorisier­ung für diesen Gupf an Fahrzeug.

Tatsächlic­h ist der Antrieb ein ungestümer; wer ein bisschen Gas gibt, wird regelrecht nach vorne katapultie­rt. Der Turbo pfeift fröhlich dazu. Es ist nicht so, dass der 500X ein Büffel wäre, der sich behäbig in Bewegung setzt, dann Fahrt aufnimmt, ein erstaunlic­hes Tempo erreicht und dann kaum noch zu stoppen ist. Er gleicht eher einem wild gewordenen Affen, der eine Hummel im Hintern hat, sich aus dem Stand heraus in den Galopp wirft und davonsaust.

Am Papier schaut das nicht so dramatisch aus, 9,1 Sekunden von null auf hundert, in der Praxis ist die Beschleuni­gung aber schon recht anschaulic­h. Da krallen sich die Vorderreif­en in den Asphalt, wenn Sie so wollen. Und immerhin: 200 km/h Spitze. Keine Sorge: Wir haben das nicht ausprobier­t, haben unsere Strafmanda­te eher im Stand und in der Stadt eingefange­n.

Die leichten Alu-Triebwerke zeichnen sich durch das wassergekü­hlte, in den Ansaugtrak­t in- tegrierte Verdichter­rad des Turbolader­s aus sowie durch die vollvariab­le elektrohyd­raulische Einlassven­til-Steuerung namens MultiAir. Es gibt auch ein kleineres FireFly-Aggregat, einen Dreizylind­er mit 120 PS.

Das Doppelkupp­lungsgetri­ebe stieß bei uns in der Redaktion nicht auf ungeteilte Zustimmung. Der Kollege befand es als wenig harmonisch abgestimmt, ich selbst kam ganz gut damit zurecht, meine aber, dass es etwas unruhig ist und mit zu hohen Drehzahlen arbeitet. Wirkt juvenil in der Kraftentfa­ltung. Aber allemal besser als händisch die Gänge zu sortieren, da wäre man ständig am Arbeiten.

Das Infotainme­ntsystem hat Fiat im 500X mit dem neuen Uconnect-System mit Digitalrad­io, Netzzugang, Sprachsteu­erung und der auf dem Sieben-ZollTouchs­creen möglichen Smartphone-Spiegelung auf den neuesten Stand gebracht.

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Die Variante Cross macht betont auf SUV und beplankt sich mit den entspreche­nden rustikalen Attributen.

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