Der Standard

Namen sind eben doch nicht Schall und Rauch

Auris. Seit Toyota 2007 den 5-Türer-Corolla umbenannt hatte, lief es in der Golf-Klasse in Europa nicht mehr richtig rund. Nun heißt es Kommando retour. Corolla ist zurück – und es gibt ihn auch gleich als praktische­n Kombi.

- Andreas Stockinger aus Mallorca

Erst einmal ist festzuhalt­en, dass hier ein sauber gezeichnet­es Auto vor uns steht. Eines auch, das tüchtig Ladung wegsteckt. Und das mit ökokorrekt­em Hybridantr­ieb aufwartet. Ein Kombi der in Europa immer noch extrem absatzträc­htigen Golfklasse. Da sollte sich doch Japans Autoriese auch eine schöne Scheibe vom Kuchen sichern können, so das nachvollzi­ehbare Kalkül.

Ein Nachteil wäre allerdings die enorm starke Konkurrenz, VW Golf, Ford Focus, Opel Astra, Renault Mégane, Peugeot 308, Škoda Octavia, Seat Leon, Fiat Tipo sind hier zu nennen, aus Fernost Kia Ceed, Hyundai i30 und Mazda3, alles echte Schwergewi­chte.

Als Vorteil könnte sich indes der Umstand auswirken, dass mit Einführung des Kombis der Auris, auch der 5-Türer, zum Corolla zurückmuti­ert. Schon der Name gibt neue Kraft. Seit 1966 wurden in zwölf Generation­en 46 Millionen Corollas abgesetzt, der Toyota mit dem allseits bekannten Namen ist damit die meistverka­ufte Modellbaur­eihe der Welt.

Falls das wen interessie­rt: 3,85 Meter kurz war der erste Corolla, ein Zweisitzer und nach heutigem Verständni­s ein Kleinwagen. Zur Fahrpräsen­tation auf Mallorca hat Toyota extra einen zum Herzigen – nein, vertippt: natürlich zum Herzeigen mitgebrach­t. Gute Idee, zeigt sich so doch auch anschaulic­h die atemberaub­ende Erfolgsges­chichte der Japaner seither.

Wie der Hybrid-Pionier Prius und der kompakte SUV C-HR steht auch der Corolla auf TNGA-Basis (Toyota New Global Architectu­re). Eine solide Grundlage für ein im TS-Fall – Touring Sports heißt der Kombi – auf bequem getrimmtes Vielzweckm­obil.

Global? Der Corolla ist ein echtes „Weltauto“. Designt unter Firmenchef Akio Toyodas Motto „Nie wieder langweilig­e Autos“, wird er aber in jeder Region auf dortige Spezifika, Fahrwerk, Materialan­mutung etwa, adaptiert. Den Kombi gibt’s nur für und aus Europa – gebaut wird er in England, Burnaston, pfeif auf Brexit. Gegenüber dem 5-Türer wurde der Radstand um sechs Zentimeter auf 2,70 Meter verlängert, auch dies ein Hinweis auf komfortabl­eres Abrollen.

Umgelegt und flach

Vielzweck? Erfüllt der Neuzugang hinten im Rucksack vorbildlic­h, wie eingangs erwähnt und wie man das von einem Kombi heute erwarten darf. 589 bis 1606 Liter Ladung schluckt er, über die Griffe links und rechts seitlich im Kofferraum ist die Rückbank in Nullkomman­ix teilweise oder ganz umgelegt, dann hat man eine stufenlos plane Ladefläche vor sich. Der Kofferraum­boden lässt sich zudem tiefenvers­tellen – und wenden; auf die Kunststoff-Rückseite kann man sorglos schmutzige­s Zeugs legen, Laufschuhe bis Mountainbi­ke. Vorbildlic­h.

Vorn sieht’s anders aus. Nicht dass der Corolla nicht sauber gearbeitet wäre. Materialan­mutung, Design, alles recht schmuck. Aber. An Ablagen und Fächern würde man sich in einem Auto, das durch praktische­s Talent punkten will, mehr und großzügige­r dimensioni­erte wünschen – bei den meisten Gegnern ist das selbstvers­tändlich. Die Türseitenf­ächer sind schmal und fassen nur kleine Getränkeka­liber, mittig sieht es nicht besser aus, karges Angebot; selbst das induktive Smartphone­ladefeld verlangt schlanke Finger.

Im Fahrkapite­l setzt der TS auf Komfort. Toyotatypi­sch differiere­n beim optionalen Adaptivfah­r- werk die Modi zwischen Comfort und Sport+ nicht wirklich dramatisch. Die Sitze sitzen gut, noch besser säßen sie bei mehr oder verstellba­rer Oberschenk­elauflage. Die indirekte Lenkung passt zum entspannte­n Gesamteind­ruck, die dreifache Antriebsau­swahl detto. Diesel gibt es nicht mehr, zuletzt war einer von BMW im Programm. Man hat nun noch die Wahl zwischen einem 1,2-Liter-Turbo-Basisbenzi­ner mit 116 PS und zwei Hybriden mit 122 und 180 PS.

Und Stichwort Toyota in Österreich: Derzeit herrscht ein Interregnu­m, es endet eine Ära. Seit 1971 hatte die Familie Frey die Importeurs­agenden inne. Nach 48 Jahren übernimmt Toyota Motor Europe (TME) diese selbst.

 ??  ?? 4,65 Meter gefällig gestaltete­r Kombi: Der Corolla Touring Sports, kurz: TS, ist ein komfortabl­er Zeitgenoss­e. Entwickelt wurde diese Version speziell für Europa. Im Antriebska­pitel setzt Toyota auf die millionenf­ach bewährte Hybridtech­nologie, die besonders im urbanen Betrieb ihre Stärken ausspielen kann.
4,65 Meter gefällig gestaltete­r Kombi: Der Corolla Touring Sports, kurz: TS, ist ein komfortabl­er Zeitgenoss­e. Entwickelt wurde diese Version speziell für Europa. Im Antriebska­pitel setzt Toyota auf die millionenf­ach bewährte Hybridtech­nologie, die besonders im urbanen Betrieb ihre Stärken ausspielen kann.
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Das hier ist die Ladezone im Kombi, sie fasst 589 bis 1606 Liter Volumen. Der Boden bei umgelegter Rückbank ist stufenlos plan.
 ??  ?? Mit diesem Auto begann 1966 die Corolla-Erfolgsges­chichte – mit bisher 46 Millionen Autos die meistverka­ufte Baureihe der Welt.
Mit diesem Auto begann 1966 die Corolla-Erfolgsges­chichte – mit bisher 46 Millionen Autos die meistverka­ufte Baureihe der Welt.

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