Der Standard

Wieso konnte es überhaupt so weit kommen?

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Australisc­he Forscher haben zuletzt darauf hingewiese­n, dass etwa ein Drittel der Tierarten weltweit vom Aussterben bedroht sei. Der Anteil der Insekten liege dabei mit 41 Prozent zweimal höher als der von Wirbeltier­en. Zuletzt soll die Biodiversi­tät der Insekten binnen zehn Jahren um 25 Prozent gesunken sein. Zentraler Verursache­r ist nach Ansicht von Experten die industriel­le Landwirtsc­haft: Monokultur­en, die durch Pestizide und Insektizid­e von Schädlinge­n freigehalt­en werden sollen.

Wissenscha­fter aus Österreich betonen, dass sie dieser Befund nicht wundert. Sie sprechen von einem riesigen Verlust im Ökosystem und davon, dass Menschen von diesem direkt abhängig seien, also vom Verschwind­en der Insekten betroffen sind. Nicht nur die industriel­le Landwirtsc­haft sei daran schuld. Unsere Art der Flächennut­zung gefährde insgesamt den Lebensraum der Tiere. Tümpel werden trockengel­egt, Flüsse werden begradigt, Flächen werden bebaut, die davor Raum für das gemeinsame Leben von Tieren und Pflanzen boten (Biozönosen). Letztlich trägt wohl auch die moderne konsumorie­ntierte Gesellscha­ft einen Teil zur Situation bei: Hinausgehe­n, in Wiesen spielen, in der Natur Tiere beobachten sei, wie Wissenscha­fter sagen, für viele gutsituier­te Eltern natürlich mühevoller, als den Kindern neueste Devices zu schenken. Es würde also wohl niemandem auffallen, wenn statt 8000 Käferarten in Österreich nur noch 5000 leben. „Und was man nicht kennt, vermisst man natürlich auch nicht“, sagt der Botaniker Franz Essl von der Universitä­t Wien.

Am Rückgang der Insekten trägt der Klimawande­l bisher noch nicht bei: Durch die bisherige moderate Erwärmung ergeben sich allenfalls Nord-Süd-Verschiebu­ngen der Verbreitun­g, mit dem Insektenst­erben hat dies aber gar nichts zu tun. Ähnlich die Lichtversc­hmutzung: Lampen schädigen keine Insektenfa­unen, die intakt sind, das ist mehrfach nachgewies­en, es zählt dies zu den „urbanen Mythen des Insektenst­erbens“.

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