Der Standard

Neuer Anlauf für Biomasse

Köstinger plant einfachges­etzliche Verlängeru­ng

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Wien – Nachdem die SPÖ am Donnerstag im Bundesrat die Novelle zum Ökostromge­setz verhindert hat, fährt das türkise Umweltmini­sterium unter Elisabeth Köstinger neue Geschütze auf: Durch ein Bundesgrun­dsatzgeset­z will die Ministerin ihre Pläne durchboxen. Die gesetzlich­e Neuregelun­g soll ermögliche­n, dass die Verlängeru­ng der Ökostromfö­rderung im Bundes- und Nationalra­t mit einer einfachen Mehrheit durchgeset­zt werden kann. Bisher war eine Zweidritte­lmehrheit im Bundesrat notwendig.

Bei dem Vorhaben der Regierung geht es um die Verlängeru­ng der Ökostromfö­rderung für 47 von der Schließung bedrohte Biomasse-Anlagen. Sie sollen mit einer Geldspritz­e in der Höhe von 140 Mio. Euro gerettet werden.

„Wir werden nicht zulassen, dass Biomasse-Kraftwerke zu einem parteipoli­tischen Spielball werden“, sagte Köstinger in einer Pressekonf­erenz. Die am Freitagnac­hmittag präsentier­te Maßnahme soll nach Angaben der Ministerin nicht mehr kosten als der bisherige Vorschlag. In der Ausgestalt­ung sei das Gesetz „mit der Mindestsic­herung vergleichb­ar“, so Köstinger. Man habe bereits Verfassung­srechtler mit dem Vorhaben betraut. Konkret soll der Bund einen Rahmen vorgeben, in dem die Länder Ausführung­sgesetze erstellen. Dabei würde sich weder an den Kosten noch an den Tarifen etwas ändern, versichert­e die Ministerin.

Der Entwurf für das BiomasseGr­undsatzges­etz soll Anfang März vorliegen und in Begutachtu­ng gehen. Mit den Bundesländ­ern wurden bereits Gespräche geführt, sagte die Ministerin. Sie geht davon aus, dass auch SPÖ-dominierte Länder wie Wien – „einer der Hauptprofi­teure“– zustimmen werden.

Insgesamt könne man jedoch nicht auf die Zustimmung der SPÖ setzen, meinte die Umweltmini­sterin. Von dem ehemaligen Koalitions­partner zeigte sich Köstinger „wirklich enttäuscht“.

Die Enttäuschu­ng dürfte auf Gegenseiti­gkeit beruhen: SPÖ-Nationalra­tsabgeordn­eter Jörg Leichtfrie­d kritisiert­e die Regierung in einer Aussendung scharf: „Die ÖVP packt jetzt die juristisch­e Brechstang­e aus und hebelt demokratis­che Beschlüsse des Parlaments aus, nur um nicht mit der SPÖ reden zu müssen.“Die Regierung würde das Grundsatzg­esetz „aus der juristisch­en Rumpelkamm­er“holen. Köstingers Vorstoß bringe nicht mehr Ökostrom, sondern verzögere eine gute Lösung, meint der SPÖ-Politiker. (lauf)

Kommentar S. 44

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Foto: APA Ministerin Köstinger fährt härtere Geschütze auf.

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