Aller guten Dinge sind vier
Caetano Veloso singt mit seinen drei Söhnen im Konzerthaus
Er ist ein Künstler, dessen Leben eng mit der wechselhaften politischen Geschichte seines Landes verknüpft ist. Ende der 1960er-Jahre, als in Brasilien eine Militärdiktatur herrschte, wurde Caetano Veloso zusammen mit seinem künstlerischen Kompagnon Gilberto Gil mehrere Monate inhaftiert und musste danach ins Exil nach London. Es hatte den Herren des Landes unter anderem nicht gepasst, dass er in einem Lied das Verbieten für verboten erklärte (E proibido proibir).
Seine Stimme erhob Caetano Veloso auch im Oktober des letzten Jahres wieder, als er in der New York Times vor Jair Bolsonaro warnte: „Brasilien sieht sich einer Bedrohung vonseiten der extremen Rechten gegenüber“, schrieb Veloso. Im Fall einer Wahl Bolsonaros zum Präsidenten erwarte das Land nichts weniger als „eine Welle von Angst und Hass“. Als Sänger ist der in der Nähe von Salvador da Bahia geborene Veloso dafür bekannt, dass er sanftere Töne anschlägt. Nicht, dass er mit diesen nicht auch musikalische Revolutionen auslösen könnte: Ende der 1960er versuchte er, mit Gilberto Gil und anderen, traditionelle brasilianische Musik wie den Samba mit amerikanischer Rockmusik, mit Pop und Jazz zu verbinden – Stichwort: Tropicália.
Entspannte Stimmung
Auf das gleichnamige, 1969 veröffentlichte Album folgten zahllose andere. So richtig populär wurde Veloso mit der Live-Platte Caetano e Chico. Juntos e Ao Vivo (1972, zusammen mit Chico Buarque). Mit den Jahrzehnten wurde Caetano Veloso zu einem Säulenheiligen und Botschafter der brasilianischen Kultur – was den weltoffenen Künstler aber nicht davon abhielt, sich auch mit US-amerikanischen Songschreibergrößen zu beschäftigen. In seinem Album A Foreign Sound (2004) grüßte er alte Meister wie Bob Dylan, Paul Anka oder Kurt Cobain über den Äquator hinweg: Entspannter hat man etwa Cobains Come As You Are kaum je gehört.
Entspannt dürfte auch die Stimmung bei Caetano Velosos nächstem Auftritt Ende Juni im Wiener Konzerthaus werden. Hierfür reist der mittlerweile 76-Jährige mit seinen drei Söhnen an, und zusammen mit Moreno, Zeca und Tom präsentiert der Herr Papa das gemeinsam eingespielte Album Ofertório. Caetano Veloso hat seine Söhne als Babys gern in den Schlaf gesungen, was Moreno und Zeca mehr gefallen hat, Tom weniger. Trotzdem ist Tom, so wie auch Moreno, Musiker geworden, Zeca fesselte die Literatur noch mehr.
Gemeinsam preisen die Velosos die Schönheit des Lebens, der Liebe, und ein jeder stimmt auch ein Loblied auf seine Mutter an. Eine leise Wehmut klingt in vielen Liedern an, eine sanfte, tröstliche Mischung aus Glück und Schmerz. 23.6.