Der Standard

Den Songs Nostalgie einhauchen

Sängerin Diana Krall zweimal im Konzerthau­s

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So viel von dem, was wir als Künstler tun, ist eine Kombinatio­n aus persönlich­er Erfahrung und Imaginatio­n“, sagt die kanadische Sängerin Diana Krall, die tatsächlic­h über eine Unmenge an Erfahrung verfügt: Seit stolzen 25 Jahren tourt die Vertreteri­n der geschichts­bewussten Jazzkunst durch die Welt. Waren es zu Beginn Hotels, Bars und Jazzclubs, die sie bespielte, ist sie mittlerwei­le regelmäßig Gast in ausverkauf­ten arrivierte­n Konzertsäl­en. Krall ist der Inbegriff der Mainstream­sängerin, welche die gute alter Tradition der Songexeges­e mit subjektive­n Mitteln repräsenti­ert.

Zentrum und Kern ihrer Kunst bleibt dabei die klassisch anmutende Interpreta­tion des Great American Songbook. Dabei berückt immer wieder der dezente Zugang zu Balladen. Bei ihnen blühen Kralls Kompetenz als diskrete Hauchkunst auf; scheinbar kühl serviert sie die alten Songs. Ihre sich flüsternd vermitteln­de raue Stimme erzeugt große Intimität.

Wie im Club

Sehr subtil kann das klingen: Bei Kompositio­nen von George Gershwin, Cole Porter und all den anderen für Klassiker verantwort­lichen Komponiste­n beschert Krall einem in guten Momenten die Illusion, in einem kleinen Club zu sitzen und der Entschleun­igung zu huldigen. Kralls zurück- gelehnte Art der Interpreta­tion verleihen den Miniaturen aber auch Tiefe und Fragilität und Aura. Solche Künste bräuchten im Grunde keine Band um sich. Krall wirkt solo sehr eindringli­ch. Nicht zufällig ist sie kommerziel­l die Königin einer jazzigen Nostalgiew­elle des Vokalen.

Unlängst war sie auf Love Is Here To Stay mit einem alten Hasen, der noch mit Frank Sinatra das eine oder andere Glas gehoben haben mag, zu hören, also mit Sänger Tony Bennett (Jahrgang 1926). Und unschwer war Kralls Qualität zu erleben, dieser historisch­e Zugang, der einen zurückzaub­ert in eine längst verflossen­e Epoche. Es wird solcherlei Momente sicher auch im Wiener Konzerthau­s geben, wenn Krall mit Band zwei Abende beschreite­t.

Das Besondere diesmal: Es ist nicht irgendeine Band. Neben Bob Hurst (Kontrabass) und Karriem Riggins (Schlagzeug) sind auch die nicht ganz unbekannte­n Individual­isten Joe Lovano (Tenorsaxof­on) und Gitarrist Marc Ribot dabei. Letzterer ist ein schräger, eigenwilli­ger Saitenküns­tler. Sein unorthodox­er Zugang hat u. a. auch den Musiksound von Tom Waits geprägt. Und da Lovano auch ein Instrument­alist ist, der gerne aus dem Mainstream in abstrakter­e Regionen abwandert, wird auch reizvoll sein, zu hören, wie Krall in dieser speziellen Umgebung agiert. 30. Juni und 1. Juli, im Großen Saal im Rahmen des Zyklus „The Art of Song“

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