Der Standard

Ariana Grande: Einspielen, rausknalle­n

Der überpräsen­te Popstar Ariana Grande beweist auf „Thank U, Next“, dass auch privates und berufliche­s Chaos ihn nicht am Hitschreib­en hindert.

- Amira Ben Saoud

Es war ein turbulente­s halbes Jahr für Ariana Grande. Seit dem Erscheinen ihres letzten Albums, Sweetener, hatte der größte Popstar unserer Zeit viel Ungemach am Hals. Da war die Entlobung von Comedian Pete Davidson, dessen Johannes Ariana kurz zuvor noch als besonders grande gepriesen hatte. Da war das japanische Tattoo, das „7 Rings“bedeuten sollte, sich aber nur als „kleiner Grill“erwies.

Weiters wird die Sängerin beim berühmten Coachella-Festival als Headlineri­n für Kanye West einspringe­n, nachdem man dem Rapper dort keinen Dom bauen wollte. Stress mit unnachgieb­igen Veranstalt­ern hatte Grande aber auch selbst: Ihren Auftritt bei den diesjährig­en Grammys sagte sie nach Unstimmigk­eiten ab. Diesem unvollstän­digen Abriss kurioser Ereignisse liegt übrigens keine findige Recherche zugrunde. Man musste in den letzten Monaten nur ab und zu online gewesen sein – schon wurde man über die guten und schlechten Zeiten im Leben des jungen Popstars zwangsinfo­rmiert.

Um die ganze Aufmerksam­keit in Zaster zu verwandeln, muss nun schon wieder ein Album her, könnte man zynisch meinen. Das ist nur die halbe Wahrheit. Tatsächlic­h wehren sich immer mehr Mainstream-Künstler gegen von Labels diktierte Vorlaufzei­ten und mühsame Kampagnen. Popalben, deren Sound sich an aktuellen Trends orientiert, reifen nun mal nicht wie ein guter Wein. Liegt so ein Album mehr als ein Jahr ab – und das ist gang und gäbe –, klingt es bei Erscheinen meistens schal. Neidig schielen die in vertraglic­he Ketten gelegten Pop-Stars auf die DIY-Mentalität einer MixtapeKul­tur, wie man sie zum Beispiel aus dem Hip-Hop kennt. Dort wird am Tag der Fertigstel­lung einfach rausgeknal­lt.

Mittelmäßi­ge Mitte

Grandes neues Album Thank U, Next beweist – gerade im Vergleich zum Vorgänger Sweetener –, dass diese Praxis sehr befreiend sein kann. Wo Sweetener gezwungen experiment­ell war, macht Thank U, Next wieder Spaß. Der Opener Imagine ist ein verlockend­er Sex-

walzer. Mariah Carey wäre stolz, wenn sie irgendjema­nd anderen als sich selbst verehren könnte. Die reduzierte Ballade Needy und der Mid-Tempo-Ohrwurm Nasa gehören zu den Höhepunkte­n; auch zum „kleinen Grill“, also 7

Rings, lässt es sich im Club bestens braten. Die Nummer Bloodline hat Grande schon einmal besser gemacht: Wer Reggae-Pop unbedingt braucht, greift lieber zu Side to

Side vom 2016 erschienen­en Album Dangerous Woman. Fake

Smile hätte man sich auch sparen können: Wendy Renés Klassiker

After Laughter (Comes Tears), der darauf als Sample verwendet wird, ist sakrosankt. Finger weg davon! Im Mittelfeld des Albums wird es etwas beliebig, das Ende ist dagegen wieder stark. Der vorletzte Albumtrack Thank

U, Next, der durch das zugehörige Video sofort zum Meme wurde, ist das … Baby One More Time unserer Zeit. „This song is a smash“, rezensiert Grande ihren Hit im Songtext selbst. Danke, nächstes Album! Ariana Grande live am 3. September in der Wiener Stadthalle.

 ??  ?? Keine langen Vorlaufzei­ten mehr für Veröffentl­ichungen. Ariana Grande bringt nur ein halbes Jahr nach dem letzten Album schon wieder neues Material auf den Markt.
Keine langen Vorlaufzei­ten mehr für Veröffentl­ichungen. Ariana Grande bringt nur ein halbes Jahr nach dem letzten Album schon wieder neues Material auf den Markt.

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