„M“von A wie Angst bis W wie Wir
Welches Stück der Mörder pfeift, wie sein drittes Opfer heißt, welche Rolle Politik und Medien spielen. Das ultimative Wissenslexikon zum Start von „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“am Sonntag um 20.15 Uhr im ORF.
Angst nennt der Duden einen „mit Beklemmung, Bedrückung, Erregung einhergehenden Gefühlszustand“. Ist in Großstädten im öffentlichen Raum und unter Frauen meist größer. Laut Kriminalstatistik haben Frauen hingegen in der Öffentlichkeit weniger zu befürchten als Männer. Die Rechtssoziologie spricht von Kriminalitätsfurchtparadox – tragende Voraussetzung für die Wirkung von M, dem Film von Fritz Lang aus dem Jahr 1931, ebenso wie von M, der achtteiligen Serie von Evi Romen und David Schalko von 2019.
Beckert, Hans Name des Kindermörders aus M, dem Film von Fritz Lang und Vorlage von M, der Serie. 1931 spielte ihn Peter Lorre. 2019 stehen alle unter Generalverdacht: Christian Dolezal, Verena Altenberger, Gerhard Liebmann, Dominik Maringer, Johanna Orsini-Rosenberg, Lars Eidinger, Sophie Rois, Murathan Muslu, Julia Stemberger, Bela B Felsenheimer, Moritz Bleibtreu, Udo Kier, Gabriel Barylli, Juergen Maurer und Brigitte Hobmeier.
Beckmann, Elsie Drittes Opfer des Kindermörders M. Inge Landgut spielte Elsie im Film. Schauspielerin und Synchronstimme von Olivia de Havilland. David Schalkos Elsie heißt Amanda Amry. Die Mutter ruft, der Platz am Esstisch bleibt leer. Kein Blut fließt. Kunststück.
Deutung Ob M (1931) als Kritik an den Nazis zu lesen ist oder als Plädoyer für die Todesstrafe? Das Publikum sah beides. Bis heute gilt M als Vision vom Ende der Weimarer Republik und vom aufkommenden Nationalsozialismus. Goebbels sah es anders, Tagebucheintrag: „Fabelhaft! Gegen Humanitätsduselei. Für die Todesstrafe!“
Dreh Der Film M entstand fast vollständig in Kulissen in Berlin, die im alten Zeppelinhangar am Rande von Berlin errichtet worden waren, wo >> Fritz Lang zuvor schon Teile von Metropolis gedreht hatte. Die Serie wurde in und um Wien gedreht, zum Beispiel in der Wirtschaftsuniversität.
Harbou, Thea schrieb das Drehbuch von M, gleichzeitig der letzte gemeinsa- me Film mit ihrem Ehemann, dem Regisseur >> Fritz Lang. Harbou sympathisierte mit den Nazis und wurde 1940 Mitglied der NSDAP. Lang beendete seine persönliche und berufliche Beziehung noch vor Fertigstellung des nächsten Films Das Testament des Dr. Mabuse (1933).
Kuerten, Peter Serienmörder, der als „Vampir von Düsseldorf“bekannt wurde und ins Spiel gebracht wird, wenn es um Langs M geht, obwohl dieser jede Inspiration bestritt. Kuerten wurde 1931 wegen Mordes an neun Frauen und Kindern zum Tode verurteilt. Seine Taten lösten in Berlin eine regelrechte Hysterie aus. Den Spitznamen bekam Kuerten, weil er angeblich vom Blut seiner Opfer trank.
Kosten 6,2 Millionen Euro hat M, die Serie, gekostet, und sie ist bis dato die teuerste Serie aus dem Produktionshaus Superfilm. ORF und TV NOW (RTL-Gruppe) finanzierten mit.
Lang, Friedrich Christian Anton Kurz: Fritz Lang. Wurde 1890 in Wien geboren, starb 1976 in den USA. Erkennungsmerkmal war die Augenklappe wegen eines Augenleidens. Schrieb Filmgeschichte mit Metropolis. M ist sein erster Tonfilm.
icht dient in M vor allem dazu, Schatten zu erzeugen.
orre, Peter spielte den Triebtäter >> Hans Beckert mit 27 Jahren. Die Rolle wollte er anfangs unbedingt, im Nachhinein verfluchte er sie als zu prägend. Floh 1933 vor den Nazis, zunächst nach Wien, dann in die USA. Legendäre Worte zum Abschied: „Für zwei Mörder wie Hitler und mich ist in Deutschland kein Platz.“Machte Karriere in Filmen wie Casablanca.
Medien 05 heißt der nicht näher definierte TV-Sender, der mit reißerischem Boulevard für zusätzliche Hetze sorgt. Neben >> Politik das niederträchtigste System im Gesellschaftsgefüge von M.
Peer Gynt Zunächst romantisches Gedicht, dann Bühnenstück, geschrieben 1867 von Henrik Ibsen nach Märchen von Peter Christen Asbjørnsen. Die Musik dazu stammt von Edvard Grieg. Mit dem Stück In der Halle des Bergkönigs aus der PeerGynt-Suite Nr. 1, Op. 46, kündigt sich in M der Mörder an.
Pfeifen Das markante Pfeifen in M, dem Film, stammt von Fritz Lang selbst. Peter Lorre war nicht gut in dieser Technik. In der Serie wurde nach Infos abwechselnd gepfiffen.
Politik sollte die Verhältnisse im Sinne der demokratischen Ordnung wiederherstellen. Von einem Innenminister, der in M, der Serie, in seinem Büro nackt vor dem Spiegel posiert, ist diesbezüglich eher wenig zu erwarten.
olizei hat im Film wie auch in der Serie wenig zu lachen.
nterwelt Sie nimmt die Sache in die Hand, was letztlich zur entscheidenden Wende führt. Sophie Rois reitet das Verbrecherheer als sehr wilde Kriminelle bis zum bitteren Erfolg.
Wir müssen eben noch besser auf unsere Kinder achtgeben. Letzte Worte aus M, dem Film. p derStandard.at/Etat