Unis sollen mehr ITler produzieren
Was tun gegen den österreichweiten Mangel an IT-Fachkräften? Der WKO-Fachverband Ubit fordert zusätzliche Studienplätze. Auch die Drop-out- Quoten müssten reduziert werden.
In Österreich fehlen rund 10.000 hochqualifizierte ITFachkräfte, warnt Alfred Harl, Obmann des Fachverbands für Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (Ubit). Besonders gefragt seien Softwareentwickler. Alle Branchen seien von dem Mangel betroffen und könnten ihren Bedarf an Experten nicht decken.
Woran liegt das, und wie lässt sich gegensteuern? Zunächst brauche es mehr Ausbildungsplätze im Bereich Informatik, so die Forderung. Konkret seien 5000 Plätze mehr nötig. Derzeit gebe es rund 1000 Plätze an Unis und weitere 1000 an den Fachhochschulen. Was vor allem fehle, seien Spitzenkräfte mit abgeschlossenem Master- und Doktoratsstudium, die „Vordenker“im IT-Bereich.
Zugangsbeschränkungen, wie sie an der Technischen Universität Wien eingeführt wurden, nennt Harl „kontraproduktiv“. Hochschulen müssten sich noch stärker bemühen, Jungen zu vermitteln: „Wer ein IT-Studium abschließt, hat einen Job.“
Laut IKT-Statusreport 2019 des Kärntner Instituts für Höhere Studien hat die Zahl der Studierenden an den Universitäten in den vergangenen zehn Jahren abgenommen. Im Wintersemester 2007/2008 waren es noch 17.636 belegte Studien, 2017/2018 nur noch 15.903. An den FHs ist die Zahl der belegten Studien leicht gestiegen: von 3458 auf 4971.
Ein weiteres Problem sei die Zahl der Studienabbrecher, also die Drop-out-Quote. Im Studienjahr 2016/17 lag sie bei IT-Bachelorstudien an Unis bei 54 und bei Masterstudien bei rund 56 Prozent. Beim Bachelor verzeichnete zuletzt die Uni Wien mit rund 58 Prozent die höchste Abbruchquote. Beim Master ist die Dropout-Quote an der TU am höchsten, nämlich 66 Prozent.
Weg vom engen Berufsbild
Die Fachhochschulen schneiden mit einer Abbruchquote von knapp 17 Prozent besser ab. Universitäten müssen also darüber nachdenken, wie sie Studierende besser halten können, appelliert Harl. Wichtig sei auch die Er- höhung des Frauenanteils in der Branche. Während insgesamt mehr als 50 Prozent der Studierenden an Universitäten und FHs Frauen sind, liegt ihr Anteil in ITStudienrichtungen nur bei rund 20 Prozent.
Um mehr Frauen für IT-Studien zu begeistern, brauche es vor allem mehr Rolemodels, die Mädchen Ängste und Hemmungen vor dem Fach nehmen, sagt Martina Gaisch, wissenschaftliche Leiterin des Diversity-Managements der FH Oberösterreich.
Zudem sei es notwendig, den Fokus weg vom „engen Berufsbild des Coders“zu lenken und die Vielfalt der möglichen Berufsfelder sichtbarer zu machen. Für eine Studie hat sie 17-jährige Schülerinnen gefragt, wie ein IT-Studium idealerweise gestaltet sein müsste. Es sollte möglichst interdisziplinär angelegt sein, also Informatik mit anderen Fachrichtungen verbinden, so das Ergebnis. Bei jungen Frauen beliebt sind die Medieninformatik oder die Medizininformatik, sagt Gaisch. Im Studium selbst brauche es mehr kreative Fächer und auch mehr Gruppenarbeiten.
Schließlich sei auch ein gesellschaftliches Umdenken notwendig. In einer Umfrage hat Gaisch erfahren, dass neun von zehn Mädchen, die Informatik studieren wollen, nahegelegt wird, doch etwas Frauenspezifisches zu studieren. Daraus resultierten wenig überraschend Selbstzweifel.