Der Standard

Von unfertigen Studien und unkonkrete­n Plänen

Das DÖW begrüßt die Einrichtun­g einer Dokumentat­ionsstelle für politische­n Islam

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Wien – Dieses Mal war auch Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka (ÖVP) Teil der türkis-blauen Medienstra­tegie. Der frühere Innenminis­ter berichtete am Freitag via Ö1- Morgenjour­nal und APA über erste Ergebnisse einer Antisemiti­smusstudie, an der das Institut Ifes gerade im Auftrag des Hohen Hauses arbeitet.

Demnach gebe es einen „Kernbodens­atz“von zehn Prozent an Antisemite­n, weiter verbreitet sei die Judenfeind­lichkeit bei Menschen, die Türkisch oder Arabisch sprechen, berichtete Sobotka. Veröffentl­icht wurde die Studie allerdings noch nicht, weil sie noch nicht fertig ist und voraussich­tlich erst am 15. März vorliegen wird.

Die Basis für das nächste koalitionä­re Vorhaben war damit aber gelegt. Am Samstag informiert­e die Regierung mehrere Zeitungen mit Sonntagsau­sgabe sowie wieder die APA darüber, dass man an einer „Dokumentat­ionsstelle für politische­n Islam“arbeite. Auch der

Standard berichtete in der Folge.

Verweis auf Studie

Es gehe darum, die Gesellscha­ft vor Auswüchsen wie dem Antisemiti­smus zu schützen, erklärte Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) in einer Medieninfo­rmation. Die Ergebnisse der „jüngsten Antisemiti­smusstudie“hätten gezeigt, dass Handlungsb­edarf bestehe, erläuterte Kurz, der wieder einmal auf die „starken Migrations­bewegungen“der vergangene­n Jahre erinnerte.

Vorbild DÖW

Einen konkreten Entwurf gibt es noch nicht. Die Dokumentat­ionsstelle solle jedenfalls dem Dokumentat­ionsarchiv des österreich­ischen Widerstand­s (DÖW) bzw. der Sektenstel­le ähnlich sein, mit verschiede­nen Ministerie­n zusammenar­beiten und als „unabhängig­e Einrichtun­g“geschaffen werden. Operativ soll sie ihre Arbeit Anfang 2020 aufnehmen.

DÖW-Experte Andreas Peham begrüßte am Montag das Vorhaben und freute sich, dass sein Haus als Vorbild dienen soll. Allerdings weiß auch er nicht, auf welchen rechtliche­n Beinen die geplante Stelle stehen soll. „Vielleicht kommt jemand zu uns, wenn diese Stelle Wirklichke­it wird, und schaut sich unsere Arbeit an.“

Handlungsb­edarf gebe es jedenfalls, sagt Peham. Zwar werde religiöser Fundamenta­lismus bereits vom Verfassung­sschutz beobachtet, eine politikwis­senschaftl­iche bzw. soziologis­che Aufarbeitu­ng könne eine solche Dokumentat­ionsstelle aber sehr wohl betreiben. Wichtig sei „größtmögli­che Unabhängig­keit“, so der Rechtsextr­emismusfor­scher. (APA, red)

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