Der Standard

Banken unter Geldwäsche­verdacht

RBI an Börse zeitweise um eine Milliarde weniger wert

- Alexander Hahn

Wien – Im Zuge des Geldwäsche­skandals um die Danske Bank soll auch eine knappe Milliarde Dollar über Konten bei österreich­ischen Banken geflossen sein, davon 634 Millionen über die heutige Raiffeisen Bank Internatio­nal (RBI). Auf Basis einer Anzeige gegen unbekannt prüft nun die Staatsan- waltschaft, ob ein Anfangsver­dacht vorliegt. Aus der RBI heißt es, ein Teil der Vorwürfe sei bereits behördlich untersucht worden – mit dem Ergebnis, dass diese unbegründe­t seien. An der Börse wiegen die Vorwürfe schwer, die RBI verliert zeitweise eine Milliarde Euro an Wert. (red)

An der Börse wiegen die Vorwürfe bleischwer. In der Spitze um als 15 Prozent oder gut eine Milliarde Euro hat die Raiffeisen Bank Internatio­nal (RBI) am Dienstag an Wert verloren, nachdem Medien über eine mögliche Verwicklun­g des Instituts in den Geldwäsche­skandal um die dänische Danske Bank berichtet hatten. Laut Informatio­nen des Recherchen­etzwerks Adden

dum und Profil sollen umgerechne­t 967 Millionen Dollar an mutmaßlich­em Schwarzgel­d über Konten von heimischen Banken geflossen sein – davon 634 Millionen alleine im Hause Raiffeisen.

Auslöser war laut den Berichten, die auf geleakten Unterlagen beruhen, eine Anzeige der britischen Fondsfirma Hermitage Capital Management bei der Wiener Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft. Diese richtet sich gegen „unbekannte Täter“. Allerdings erhebt Hermitage gegen die RBI-Vorgängeri­n Raiffeisen Zentralban­k (RZB) darin schwere Vorwürfe. Die Staatsanwa­ltschaft prüft hinsichtli­ch eines Anfangsver­dachts, ein Ermittlung­sverfahren sei bisher nicht eröffnet worden.

Pflichten nicht eingehalte­n

Gemäß der Anzeige, die Adden

dum vorliegt, sollen Kontoinhab­er in Österreich „wissentlic­h an einem betrügeris­chen System beteiligt“gewesen sein, indem sie Waren oder Dienstleis­tungen gar nicht oder an andere Geschäftsp­artner geliefert hätten, als jene, die dafür bezahlt haben. Mitarbeite­r österreich­ischer Banken hätten Konten genehmigt und „grenzübers­chreitende Transaktio­nen in großem Maßstab“abgesegnet, die „Anzeichen von illegalen Geschäften hatten“, heißt es in der Anzeige. „Mitarbeite­r der RZB und anderer österreich­ischer Banken“hätten gegen die EU-Anti-Geldwäsche­Richtlinie verstoßen, „indem sie ihre Sorgfalts- und Meldepflic­hten nicht eingehalte­n haben.“

„Da die Anzeige gegen unbekannt erhoben wurde, liegen der Raiffeisen Bank Internatio­nal zum jetzigen Zeitpunkt weder die kon- kreten Beschuldig­ungen noch weitere Informatio­nen zur Anzeige vor“, regiert die RBI in einer Aussendung. Ein Teil der Vorwürfe sei bereits Gegenstand behördlich­er und gerichtlic­her Untersuchu­ngen gewesen – mit dem Ergebnis, dass die Beschuldig­ungen unbegründe­t seien. Zudem betont die Bank, alle Vorschrift­en zur Geldwäsche­bekämpfung zu erfüllen.

Zur Vorgeschic­hte: Hermitage war einst großer Auslandsin­vestor in Russland, fiel später in Ungnade und löste den dortigen Fonds auf. Darauf hätten Betrüger drei stillgeleg­te Hermitage-Subfirmen übernommen und sich Ende 2007 unberechti­gte Steuerrück­zahlungen in Höhe von umgerechne­t 230 Millionen Euro erschliche­n, die über ein System von Briefkaste­nfirmen und Bankkonten außer Landes geschafft worden seien. Seit dem mysteriöse­n Tod eines Steuerexpe­rten einer für die Firma tätigen Anwaltskan­zlei hat sich Hermitage auf die Spur schmutzige­n Geldes aus Russland geheftet.

Insgesamt 78 Banken

So sollen die Zahlungen der 967 Millionen Euro von verdächtig­en Konten der Estland-Tochter der Danske Bank, die gewisserma­ßen Epizentrum des rund 2000 Milliarden Dollar schweren Geldwäsche­skandals sein soll, und der inzwischen geschlosse­nen litauische­n Ukio Bank an 1055 österreich­ische Konten bei insgesamt 78 Banken gelandet sein. Neben der RZB nennt Addendum die Bank Austria, Bank Gutmann, Erste Bank und Deniz Bank, die bis 2018 indirekt in russischem Eigentum stand, als jene Institute, an die größten Summen geflossen seien. Es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Hermitage hatte schon zuvor versucht, heimische Behörden zu Ermittlung­en zu bewegen, und in einer Anzeige 2009 Raiffeisen genannt. Das Verfahren wurde eingestell­t, eine Anzeige von 2016 führte nicht einmal zu offizielle­n Ermittlung­en. Für HermitageC­hef William Bowder liegt es nun an den Behörden, herauszufi­nden, ob ein Fehlverhal­ten österreich­ischer Banken vorlag.

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Laut einer Anzeige sollen Verästelun­gen des Geldwäsche­skandals rund um die Danske Bank bis zur heutigen Raiffeisen Bank Internatio­nal und anderen österreich­ischen Instituten reichen.

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