Der Standard

EVP fürchtet Parteispal­tung durch Orbán

Spitze der Christdemo­kraten will Ausschluss von Fidesz vor EU-Wahlen vermeiden

- Thomas Mayer aus Brüssel

Riesenaufr­egung über Viktor Orbán, und eine Ende ist so bald nicht in Sicht. So lässt sich die Lage in der Europäisch­en Volksparte­i (EVP), der Parteifami­lie von Europas Christdemo­kraten, unter den Dauerprovo­kationen des ungarische­n Premiermin­isters zusammenfa­ssen. Dessen Fidesz-Partei steht bereits seit dem Parteikong­ress in Helsinki im November unter verschärft­er Beobachtun­g, samt Ausschluss­drohung.

Dort war nicht nur der Fraktionsc­hef im EU-Parlament, Manfred Weber, zum EVP-Spitzenkan­didaten für die EU-Wahlen im Mai gewählt worden – mit Unterstütz­ung Orbáns. Wegen des zweifelhaf­ten Umgangs der Fidesz-Regierung mit rechtsstaa­tlichen Prinzipien, nicht zuletzt wegen der antisemiti­schen Kampagne gegen Investor und Mäzen George Soros, wurde auch eine Untersuchu­ngskommiss­ion zu Fidesz eingesetzt.

Prüfungsge­genstand: Ob Fidesz ausgeschlo­ssen werden soll; oder ob es bei Rüffeln durch Parteifreu­nde bleibt, die Orbán regelmäßig scharf kontert. Der Kontrollbe- richt ist noch nicht fertig. Aber die Lage hat sich geändert, weil zwölf EVP-Mitgliedsp­arteien aus neun Staaten formell einen Antrag gestellt haben, Fidesz zu verbannen.

Auslöser war die Empörung von Kommission­schef Jean-Claude Juncker über eine Plakatkamp­agne, die ihn mit Soros zeigt und unterstell­t, sie wollten illegale Migration nach Ungarn fördern. Die zog Fidesz zurück. Parteien aus den Niederland­en, Luxemburg, Finnland, Belgien, Schweden, Norwegen, Portugal, Litauen und Griechenla­nd wollen nun eine Ent- scheidung am 20. März beim Treffen der Parteichef­s vor dem EUGipfel in Brüssel. Die Antragstel­ler sind vom Stimmengew­icht her relativ klein, weit weg von der einfachen Mehrheit der 260 Vertreter aller EVP-Gruppen, die man für einen Parteiauss­chluss braucht.

Wie der erfuhr, will die EVP-Spitze um Präsident Joseph Daul einen Eklat verhindern. Fidesz ist eine starke Partei, hat in Ungarn eine große Mehrheit, stellt zwölf von 219 Abgeordnet­en in der Fraktion in Straßburg. Die EVP erwartet bei den Wahlen (wie die Sozialdemo­kraten) starke Verluste. Ohne Fidesz könnte die Wahl Webers zum nächsten Kommission­schef gefährdet sein.

FPÖ-Generalsek­retär Harald Vilimsky erklärte, in seiner rechten ENF-Fraktion wäre Orbán willkommen. Orbán könnte nach dem Ausscheide­n der Briten aber eher die Fraktion der Konservati­ven (ECR) mit den polnischen Nationalis­ten (PiS) stärken – und andere EVP-Gruppen mitziehen. Ein Ausweg könnte sein, dass Fidesz nur „suspendier­t“wird, wofür der Abgeordnet­e Othmar Karas wirbt.

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Foto: AP / Pablo Gorond Empörte: Ungarns Kampagne gegen Jean-Claude Juncker.

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