Der Standard

Die Briten geben nicht auf

Auffanglös­ung für Irland abermals in Brüssel diskutiert

- Sebastian Borger aus London

Eine Woche vor der geplanten neuerliche­n Abstimmung im Unterhaus über das EUAustritt­spaket haben beide Seiten am Dienstag erneut über Auswege aus der Brexit-Blockade gesprochen. Der zuständige Minister Stephen Barclay und Generalsta­atsanwalt Geoffrey Cox besuchten dazu in Brüssel EU-Chefunterh­ändler Michel Barnier.

Zwar haben beide Seiten Vertraulic­hkeit vereinbart; dass im Mittelpunk­t erneut die Auffanglös­ung für Irland stand, gilt aber als klar. Sie soll die Offenhaltu­ng der inneririsc­hen Grenze ermögliche­n und damit den Friedenspr­ozess in Nordirland sichern. Irland bekräftigt­e am Montagaben­d, man wolle an dem entspreche­nden Passus im Austrittsv­ertrag festhalten. Dadurch müsste ganz Großbritan­nien in der EU-Zollunion verharren, solange keine neue Lösung für den Handel zwischen Kontinent und Insel gefunden ist.

Die nordirisch­e Protestant­enpartei DUP sowie Brexit-Hardliner bei den Konservati­ven wünschen sich eine zeitliche Einschränk­ung der Auffanglös­ung. Von Cox’ rechtliche­r Beurteilun­g wird viel abhängen. Im Jänner hatte der erfahrene Jurist die Bedenken seiner Parteifreu­nde aus rechtliche­r Sicht bestätigt, sich aber aus politische­n Gründen für die Annahme des Vertrags ausgesproc­hen.

Finanzspri­tze für Befürworte­r

Alle Bemühungen von Mays Ministern zielen darauf ab, möglichst viele der mehr als 100 skeptische­n Abgeordnet­en in den eigenen Reihen zu überzeugen, die das Abkommen im Jänner ablehnten. Zudem will man wenigstens zwei bis drei Dutzend Labour-Abgeordnet­e auf die Regierungs­seite ziehen. Diese vertreten Wahlkreise, die mit teilweise deutlicher Mehrheit für den EU-Austritt gestimmt hatten. Darunter sind viele verarmte Städte und Gemeinden Englands, weshalb May diesen Regionen eine Finanzspri­tze von umgerechne­t 1,86 Milliarden Euro in Aussicht gestellt hat. Einzelne Abgeordnet­e sprachen empört von „Bestechung“.

Gespräche über einen möglichen weicheren Brexit mit Labour sind hingegen im Sand verlaufen.

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