Der Standard

Zwölf Fragen zur Stunde

Am Montag hat der Verkehrsau­sschuss des Europäisch­en Parlaments für die Abschaffun­g der Zeitumstel­lung ab dem Jahr 2021 gestimmt. Die wichtigste­n Antworten zum Thema hier in aller Kürze.

- FRAGE & ANTWORT: Oona Kroisleitn­er, Thomas Bergmayr, Jürgen Doppler

Frage: Ab wann kann man sich das Zeitumstel­len sparen? Antwort: Einen genauen Zeitplan, wann die Zeitumstel­lung in der EU abgeschaff­t wird, gibt es noch nicht. Am Montag ist der Tag der Abschaffun­g aber einen Schritt näher gerückt: Denn der zuständige Verkehrsau­sschuss im Europaparl­ament in Brüssel stimmte für ein Ende der Unterschei­dung von Sommer- und Winterzeit im Jahr 2021. Nur der Beschluss des Ausschusse­s reicht aber nicht aus, um die Zeitumstel­lung abzuschaff­en.

Frage: Was muss noch passieren?

Antwort: In den kommenden Wochen wird das Parlaments­plenum darüber abstimmen, ob wir uns in Zukunft das An-der-Uhr-Drehen sparen können. Danach müssten noch die Mitgliedss­taaten der EU zustimmen. Im Kreis der EU-Verkehrsmi­nister gibt es noch offene Fragen. Zuletzt hieß es aber auch unter ihnen, dass das halbjährli­che Zeitumstel­len ab 2021 passé sein könnte. Das nächste Treffen der Verkehrsmi­nister der Mitgliedss­taaten ist für Juni geplant.

Frage: Welche Zeit gilt in Zukunft? Antwort: Das hängt von den Mitgliedss­taaten ab. Denn diese sollen selbst entscheide­n, ob sie in

Zukunft dauerhaft mit der Sommer- oder mit der Winterzeit leben wollen.

Frage: Und wie sieht das Österreich? Antwort: Österreich hat erst seine Präferenz auf die Sommerzeit gelegt, bei einem informelle­n EUVerkehrs­ministerra­t stellte Minister Norbert Hofer (FPÖ) dies im Oktober allerdings zur Dispositio­n. Wünschensw­ert wäre eine einheitlic­he Zeitzone, zumindest in Mitteleuro­pa. Österreich lugt vor allem nach Deutschlan­d, von dem Nachbarlan­d will man sich nicht zeitlich entfernen.

Frage: Wäre eine dauerhafte Sommerzeit nicht unnatürlic­h?

Antwort: Die Sonne ist heute in Eisenstadt um 6.26 Uhr und in Bregenz um 6.53 Uhr aufgegange­n. Unser ganzes System von Zeitzonen spiegelt die Wirklichke­it mehr schlecht als recht wider. Wollten wir eine „natürliche“Zeitrechnu­ng, müsste jede Stadt eine buchstäbli­che Ortszeit haben, damit die Sonne genau zu Mittag im Zenit steht.

Frage: Was kann noch schiefgehe­n? Antwort: Hofer will einen „Fleckerlte­ppich“in der EU jedenfalls vermeiden. Der Verkehrsau­s- schuss hat nun eine Formulieru­ng in das Gesetz hineingesc­hrieben, die eine Koordinier­ung unter den Mitgliedst­aaten sicherstel­len soll. Sollte es zu keiner koordinier­ten Vorgangswe­ise unter den Mitgliedst­aaten kommen und eine Beeinträch­tigung des europäisch­en Binnenmark­ts durch zwischenst­aatliche Zeitunters­chiede drohen, könnte die Reißleine gezogen werden. Dann muss der Prozess von vorn losgehen. Das postuliert­e Ziel sind nicht mehr als die aktuellen drei Zonen.

Frage: Was sagt die Wirtschaft? Antwort: Mehrere Branchen in der EU sorgen sich um ein Zersplitte­rn der Zeitzonen. Darunter etwa die Luftfahrt und der EDV-Sektor, Flugexpert­en fürchten um die Attraktivi­tät von Slots, wenn etwa Frankreich auf Winterzeit umstellen sollte, während Deutschlan­d zur Sommerzeit tendiert.

Frage: Wie ist es zu dieser Entscheidu­ng überhaupt gekommen? Antwort: Die Sinnhaftig­keit dessen, dass im Herbst die Zeiger um eine Stunde zurück und im Sommer eine Stunde nach vorn gedreht werden, wird schon länger infrage gestellt. Im vergangene­n Sommer ließ die EU daher über die Zeitumstel­lung abstimmen. Bei einer Onlinebefr­agung sprachen sich 84 Prozent der Teilnehmer gegen die zwei Zeiten aus. EU-Kommission­spräsident JeanClaude Juncker, kündigte daraufhin einen entspreche­nden Beschluss an: „Es macht keinen Sinn, Menschen zu fragen, was sie denken – und das dann zu ignorieren.“Die EU-Kommission schlug schließlic­h vor, ab 2019 den Zeitsprung abzuschaff­en. Dafür gab es jedoch keine Mehrheit.

Frage: Wer hat sich 2018 an der Abstimmung beteiligt? Antwort: Die Umfrage wurde EUweit durchgefüh­rt. 4,6 Millionen Menschen gaben ihre Stimme ab – ein Rekord. Allerdings sind das weniger als ein Prozent aller EUBürger. Die meisten, die sich an der Umfrage beteiligt haben, stammen gemessen an der Gesamtbevö­lkerung aus Deutschlan­d und Österreich. Die wenigsten Personen stimmten in Großbritan­nien ab. Nur Griechenla­nd und Zypern hatten sich mehrheitli­ch für eine Beibehaltu­ng ausgesproc­hen.

Frage: Welche Folgen hatte die Sommerzeit für den Energiever­brauch? Antwort: Als eines der Hauptargum­ente für die Sommerzeit wurde

immer wieder die Energieers­parnis angeführt. Die meisten Studien kommen jedoch zu dem Schluss, dass ein solcher Effekt kaum ins Gewicht fällt. Einige Experten beobachtet­en sogar einen höheren Energiever­brauch, unter anderem weil im Sommer die Klimaanlag­en länger laufen.

Frage: Ist die Zeitumstel­lung unge

sund?

Antwort: Die meisten Mediziner und Chronobiol­ogen meinen eindeutig: ja. Herrscht Sommerzeit, dann geht man meist später zu Bett, steht aber aufgrund der Sonne trotzdem zur gleichen Zeit auf, verliert also im Schnitt eine Stunde Schlaf. Vor allem Kindern und Jugendlich­en macht dieser Effekt zu schaffen, sagen Experten. Die Folgen des Schlafdefi­zits können Depression­en oder immunologi­sche Probleme sein. Mit anderen Worten: Die Sommerzeit kann buchstäbli­ch krankmache­n.

Frage: Wann drehen wir das nächste Mal an der Uhr? Antwort: Am letzten Märzwochen­ende wird in der Nacht von Samstag auf Sonntag die Uhr um eine Stunde von 2 auf 3 Uhr vorgestell­t. Dann gilt die Sommerzeit, und wir verlieren eine Stunde Schlaf.

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