Den Code knacken wollen
E n. Trotz zig Initiativen verändert sich der Anteil der Frauen in der IT kaum. ä ässt Informatikerinnen zu Wort kommen, die sich in der Männerdomäne wohlfühlen.
grammierens in den Anfängen des Computerzeitalters in den 50er- und 60er-Jahren eine absolute Frauendomäne (mehr dazu am Donnerstag im
Auch heute ist Informatik nicht überall ein „Männerfach“: In Indien beträgt der Frauenanteil in den Computerwissenschaften rund 40 Prozent, in Malaysia bis zu 50 Prozent, ähnlich ist es in arabischen Ländern. Studien haben gezeigt, dass gerade in Ländern, in denen wenig Gleichberechtigung und soziale Absicherung herrschen, Frauen in der IT einen sicheren Job und ein gutes Einkom- men sehen. In Ländern, wo die Gleichstellung weiter fortgeschritten ist, hätten Frauen mehr Wahlmöglichkeiten und würden sich daher öfter für eine andere Ausbildung entscheiden, so die These.
Doch auch wenn hierzulande Sexismus und Ungleichbehandlung kaum mehr so offensichtlich gepflegt würden wie zu früheren Zeiten, sei mitunter ein „latentes Unbehagen Frauen gegenüber“zu spüren, sagt Kappel. Und es könne immer noch vorkommen, dass ein männlicher Kollege ein Gespräch unter Informatikerinnen mit folgendem Satz quittiert: „Na habt ihr eine wissenschaftliche Tupperparty gehabt?“, wie Kappel von einer Begebenheit vor nicht allzu langer Zeit berichtet. Sie könne so etwas ignorieren, aber „eine Studienanfängerin läuft davon, wenn ihr so etwas passiert“.
Auch wenn solche Vorfälle nur eine Minderheit betreffen, Tatsache ist, dass viele Frauen aus verschiedensten Gründen im Lauf ihrer Karriere durch „Lecks in der Pipeline“verlorengehen (unter anderem durch die Geburt eines Kindes) – auch wenn sich die Tendenz langsam zu ändern scheint, zumindest an den technischen Universitäten insgesamt (siehe Grafik). Daten speziell für das Fach Informatik liegen diesbezüglich nicht vor.
Kulturtechnik Programmieren
Doch was tun angesichts dieses tiefen Grabens zwischen den Geschlechtern? Bei den Kleinsten anfangen, ist Laura Kovacs, Informatikerin an der TU Wien, überzeugt. „So wie unsere Kinder schreiben und lesen lernen, sollten sie von Beginn an lernen, mit Computern umzugehen. Mit spielerischen Mathematikübungen kann man schon im Kindergarten anfangen.“Agata Ciabattoni, ebenso Informatikerin an der TU Wien, sieht das Problem vor allem in Österreichs geteiltem Schulsystem: „Kinder müssen zu früh entscheiden, was sie einmal machen wollen. Eltern schicken Töchter eher an sprachorientierte als an technische Schulen.“
Die vielzitierten Role Models seien nicht primär ausschlaggebend dafür, dass Frauen in einem männerdominierten Feld reüssieren, hat die Sozialwissenschafterin Marita Haas in einer FWF-Studie herausgefunden. Vielmehr gehe es um eine gewisse Offenheit in Bezug auf Lebens- und Karriereplanung, ein ermutigendendes Umfeld und strukturelle Maßnahmen wie Quoten und Diversitätsinitiativen.
Genau hier tut sich einiges: Maturanten und Maturantinnen, die das Gefühl haben, sie könnten nicht mit den Nerds mithalten, können sich mit speziellen Online-Programmierkursen auf das Studium vorbereiten. MentoringProgramme begleiten Erstsemestrige von Anfang an, interdisziplinäre Brücken werden geschaffen, um das Informatikstudium attraktiver zu gestalten. In Doktoratsprogrammen gibt es häufig eine Frauenquote. Davon profitieren vielfach weibliche Studierende aus Ost- und Südeuropa sowie aus Ländern des Vorderen Orients, die nach Österreich strömen.
Es wird sich zeigen, ob die vielen Maßnahmen letztlich greifen, um die starren Geschlechterverhältnisse dauerhaft aufzubrechen – damit mehr Frauen die Ausgestaltung der digitalen Zukunft in die Hand nehmen.