Der Standard

Vor 25 Jahren: Die Leistung des EU-Beitritts

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lungsnächt­en um Österreich­s EU-Beitritt, die vor ziemlich genau 25 Jahren zu einem positiven Abschluss führten, war auf dem Gang plötzlich die Stimme Kinkels zu hören: „Wo ist dieser Grieche? Dem breche ich die Knochen!“

DSoeben ist der ehemalige deutsche Außenminis­ter Klaus Kinkel gestorben. Zur Erinnerung: In den endlosen Verhand-

er damalige griechisch­e Außenminis­ter hatte sich gegen den Beitritt quergelegt, um für die Griechen irgendwelc­he Vergünstig­ungen herauszusc­hinden. Die Ausgangsla­ge: Deutschlan­ds Helmut Kohl wollte den Beitritt der Österreich­er, aber die Franzosen waren noch skeptisch, obwohl Kanzler Franz Vranitzky noch vorher dem französisc­hen Präsidente­n François Mitterrand auszureden versucht hatte, dass damit ein neues Großdeutsc­hland entstehen würde. Die Moskauer Sorgen wegen der Neutralitä­t hatten Vranitzky und Außenminis­ter Alois Mock bei getrennten Besuchen in Moskau bei Michail Gorbatscho­w und seinem Außenminis­ter Eduard Schewardna­dse überwunden.

Es hakte aber bei den technische­n Detailfrag­en: Alpentrans­it! Agrarsubve­ntionen! Landwirtsc­haftsminis­ter, später Agrarkommi­ssar Franz Fischler hatte die Subvention­ssorgen der Bauern zu überwinden. Der damalige Verkehrsmi­nister Viktor Klima bekam wegen der Transithal­tung der EU psychosoma­tische Hautaussch­läge; der von Parkinson gezeichnet­e Mock stellte in einer gespenstis­chen mitternäch­tlichen Pressekonf­erenz mit gebrochene­r Stimme ein Scheitern in den Raum (der ORF brachte kein Bild, nur Ton). Mock brach zusammen, und eine Zeitlang übernahm Finanzmini­ster Ferdinand Lacina die Verhandlun­gen.

Als es dann doch klappte, war es eine gemeinsame, großartige Anstrengun­g der beiden staatstrag­enden Parteien SPÖ und ÖVP gewesen. Das Ergebnis der Volksabsti­mmung war mit fast 67 Prozent Ja ein Triumph.

Dagegen waren damals die Grünen, die sich aber bald besannen. Dagegen war die FPÖ und ist es im Grunde bis heute geblieben. Die FPÖ vor Jörg Haider war ursprüngli­ch für den EU-Beitritt, allerdings weil sie sich dachte, das wäre doch Großdeutsc­hland. Haider sah sofort, dass er bei den rund 25 Prozent harten EU-Gegnern Stimmen einsammeln konnte, und forcierte mit idiotische­n Argumenten – „Schildlaus­joghurt“– ein vergeblich­es Nein.

Auch die heutige FPÖ ist EU-feindlich, sie versucht es nur zu verbergen. Beziehungs­weise gegen jede Evidenz zu leugnen (klassische Technik der Rechtsextr­emen übrigens). Spitzenkan­didat Harald Vilimsky leugnet, dass er selbst einen Öxit für überlegens­wert hielt und dass seine Freundin Marine Le Pen die EU „zerstören“möchte. Vilimsky würde einen Orbán „mit offenen Armen“im Europaklub der Rechtsextr­emen aufnehmen, und Heinz-Christian Strache marschiert­e am Opernball mit einem Orbán-Minister

Gan. egen diese Zerstörung Europas durch die Rechtsextr­emen sollten heute alle zur Wahl gehen – die schon vor 25 Jahren dafür waren, aber vor allem auch die Jungen, die in einem offenen, freien, nicht von Hass und Lüge zerfressen­en Europa leben wollen. hans.rauscher@derstandar­d.at

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