Der Standard

Kurtaxe für Venedig

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Das neue Eintrittsg­eld für Tagestouri­sten wird diese nicht von Venedig fernhalten. Der populistis­che Bürgermeis­ter, dem das eingefalle­n ist, will wohl nur die Kasse aufbessern. Drei Euro werden auch nicht die Riesenkreu­zfahrtschi­ffe fernhalten, die sich vor die Kulisse der Stadt schieben und mit ihren Wellen die Fundamente unterspüle­n.

Ist Venedig verloren? Manchmal scheint es so. Viele Österreich­er, viele Wiener betrachten die Stadt ja eigentlich als Sehnsuchts­ort und heimliche Dependance (zwischen 1798 und 1866 gehörte sie ja zu uns; man hat uns nicht gemocht, obwohl die weißen Uniformen der österreich­ischen Besatzungs­soldaten so fesch waren – zumindest in dem alten Visconti-Film Senso). Der Karneval – vor über 30 Jahren im Grunde als Fremdenver­kehrsattra­ktion für die schlechte Jahreszeit wiederbele­bt, war anfangs wirklich bezaubernd. Dann kamen die Massen.

Was wurde eigentlich aus dem Millionenp­rojekt M.O.S.E., eine Art riesiger Sperrriege­l gegen die Sturmflute­n, mit denen das Acqua alta ferngehalt­en werden sollte? 2003 nahm Berlusconi den ersten Spatenstic­h vor, fertig werden hätte es schon längst sollen, man rechnet mit einer Inbetriebn­ahme im Jahr 2022.

Vielleicht ist Venedig wirklich kaputt, unwiederbr­inglich, das größte Opfer des Overtouris­m. Aber man klammert sich ja an jede Hoffnung – vielleicht wird Venedig eines Tages wieder unmodern.

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