Der Standard

Abschrecku­ng gegen Recherchen an der Grenze

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Es war im Spätherbst vorigen Jahres, als eine Karawane mittelamer­ikanischer Flüchtling­e Tijuana erreichte, die Stadt im Nordwestzi­pfel Mexikos, von der es nur noch ein Katzenspru­ng ist nach San Diego in Kalifornie­n. Vor Ort gab es Proteste, die Lage war angespannt, zumal Donald Trump fast täglich gegen die Karawane hetzte, einen Treck zumeist mittellose­r Migranten zu einer Gefahr für die nationale Sicherheit der USA aufbausche­nd. In diesem Umfeld stellte das Ministeriu­m für Heimatschu­tz heimlich Dossiers zusammen, in denen es Informatio­nen über Anwälte, Aktivisten, Journalist­en sammelte, die sich dem Thema widmeten.

Reporter wurden bei der Rückkehr lange befragt, Kameras und Notizen beschlagna­hmt und oft erst Stunden später zurückgege­ben. Besagte Reporter hätten womöglich Unruhen und damit „potenziell­e kriminelle Aktivitäte­n“beobachtet. Anderen war zuvor die Einreise nach Mexiko verweigert worden. NBC deckte die Dossiers auf. Die Bürgerrech­tsliga ACLU sprach von einem groben Verstoß gegen die Pressefrei­heit. Das einschücht­ernde Ambiente eines Grenzüberg­angs zu nutzen, um Journalist­en unter Druck zu setzen, sei inakzeptab­el. Offensicht­lich habe es die Medien davon abschrecke­n sollen, weiterhin intensiv über die Lage von Migranten im Grenzgebie­t zu berichten.

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