155 Journalisten in Haft
Mit Platz 157 von 180 möglichen belegt die Türkei auf der Liste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen einen der hintersten Plätze. Gut war es um die Pressefreiheit in dem Land noch nie bestellt. Doch seit dem Putschversuch vom Juli 2016 hat sich die Lage noch verschlimmert. Die Presselandschaft ist weitgehend gleichgeschaltet. Rigoros geht die Regierung gegen unliebsame Journalisten vor. Laut der NGO P24 in Istanbul befinden sich derzeit 155 von ihnen in Haft. Erst vor einigen Tagen bestätigte ein Gericht langjährige Haftstrafen gegen ehemalige Mitarbeiter der Cumhuriyet, eine der letzten verbliebenen kritischen Tageszeitungen. Die Vorwürfe sind stets dieselben: Terrorpropaganda und Unterstützung terroristischer Vereinigungen – beides sind extrem dehnbare Begriffe, mit denen die PKK wie die GülenBewegung gemeint sein können. Auch vor Journalisten mit nichttürkischer Staatsbürgerschaft macht die Regierung nicht halt. Der deutsche Korrespondent Deniz Yücel verbrachte fast ein Jahr in einem türkischen Gefängnis und kam erst nach hohem Druck der deutschen Regierung und Öffentlichkeit frei. Gegen den Österreicher Max Zirngast läuft der Prozess noch. Weil er für linksextreme Magazine schrieb, war der 30-Jährige im September in Ankara verhaftet worden. Kurz vor Weihnachten kam er auf freien Fuß, darf das Land aber vorerst nicht verlassen.