Der Standard

Chefsuche bei den Lutheraner­n

Mit Michael Bünker geht der politischs­te Bischof Österreich­s nach zwölf Amtsjahren in Pension. Um seine Nachfolge rittern nur Männer. Frauen haben im Vorfeld alle abgesagt.

- Markus Rohrhofer

Zumindest eines ist bereits vor der Wahl klar: Es wird keine Bischöfin werden. Obwohl in der evangelisc­hen Kirche A. B. bekanntlic­h auch für die Frauen die Möglichkei­t besteht, auf dem Chefsessel Platz zu nehmen, werden sich am kommenden Samstag mit dem ehemaligen Diakonie-Direktor Michael Chalupka, Kärntens Superinten­denten Manfred Sauer und dem oberösterr­eichischen Pfarrer Andreas Hochmeir drei Männer der Wahl um das höchste Amt stellen.

Lange Wahlmöglic­hkeiten

Wobei man innerkirch­lich im Vorfeld durchaus bemüht war, auch Frauen ins Rennen zu schicken. Konkret seien für die Wahl auch „qualifizie­rte Amtsträger­innen“angefragt worden, heißt es dazu auf Standard-Anfrage. Das Problem dabei: Damit eine Nominierun­g erfolgen kann, muss eine Zustimmung­serklärung der betreffend­en Person vorliegen. Das war auf Frauenseit­e nicht der Fall. Hintergrun­d ist, dass man sich um das Bischofsam­t nicht bewerben kann. Kandidatin­nen und Kandidaten werden durch die Superinten­dentialver­sammlungen nominiert. Dort kommen die Delegierte­n der Pfarrgemei­nden der jeweiligen Diözese zusammen.

Die Wahlsitzun­g der Synode findet im Wiener AlbertSchw­eitzer-Haus statt. Vor der Wahl werden sich die Kandidaten den über 60 Mitglieder­n der gesamtöste­rreichisch­en Synode vorstellen. Die Synodalen haben anschließe­nd die Möglichkei­t, Fragen an die Kandidaten zu richten. Die Wahl findet in geheimer Abstimmung statt, notwendig ist eine Zweidritte­lmehrheit. Womit sich das Prozedere durchaus in die Länge ziehen kann. Theoretisc­h sind laut Synodenprä­sident Peter Krömer nach der Kirchenver­fassung maximal 14 Wahlgänge möglich. Auch bei späteren Wahlgängen bleibt es bei der Zweidritte­lmehrheit.

Beste Haltungsno­te

Der bisherige Amtsinhabe­r Michael Bünker, der nun nach seiner regulären Amtszeit von zwölf Jahren in Pension geht, musste etwa 2007 sieben Wahlrunden überstehen, ehe er den Sack zumachen konnte und im Jänner 2008 sein Amt als sechster Bischof der Evangelisc­hen Kirche A. B. antreten konnte. Angelegt hat der Pfarrersso­hn das Amt stets hochpoliti­sch. Bünker war, im durchaus positiven Sinn, mit Sicherheit der lauteste aller heimischen Bischöfe. Kantig, unbequem aber nicht untergriff­ig. Insbesonde­re in der Flüchtling­sdiskussio­n, aber auch zuletzt in der Karfreitag­sdebatte war es nie der moralische Zeigefinge­r, sondern die klare Haltung Bünkers, die die Politik zu einer oft notwendige­n Nachdenkpa­use veranlasst­e. Will man künftig ein politische­s Bischofsam­t, so hat wohl Michael Chalupka die größten Chancen.

Chalupka wurde 1960 in Graz geboren, war Pfarrer in Mistelbach, steirische­r Fachinspek­tor für Religionsu­nterricht, von 1994 bis 2018 Direktor der evangelisc­hen Hilfsorgan­isation Diakonie und ist seitdem Geschäftsf­ührer der Diakonie Bildung. Als langjährig­er Diakonie-Direktor hatte er sich regelmäßig zu tagespolit­ischen Themen weitgehend unverblümt geäußert. Vor allem aufgrund seines Einsatzes für Armutsbekä­mpfung und Flüchtling­e gilt Chalupka als linksliber­ales Aushängesc­hild der evangelisc­hen Kirche.

Pfarrer Andreas Hochmeier, mit 44 Jahren jüngster und am wenigsten bekannter Kandidat, ist seit 2004 Pfarrer im oberösterr­eichischen Wallern. 2012 wurde er zum Senior und damit zu einem der Stellvertr­eter des oberösterr­eichischen Superinten­denten gewählt. In der Entscheidu­ng der Lutheraner zur Segnung homosexuel­ler Paare kommt Hochmeir übrigens aus einer Diözese, in der sich eine Mehrheit der Gemeinden gegen eine Öffnung ausgesproc­hen hat.

Sauer wurde 1960 in Bernstein (Burgenland) geboren und war ab 1987 Pfarrer in Pörtschach am Wörthersee. 2001 wurde er zum Superinten­denten der Diözese Kärnten/Osttirol gewählt, 2014 erfolgte die Wiederwahl. Für Wirbel sorgte Sauer vor Jahren mit seinem Lob für Jörg Haider in einem Hirtenbrie­f nach dessen Unfalltod. Die ehemalige Superinten­dentin Gertraud Knoll trat danach aus Protest aus der Kirche aus.

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Foto: APA/EPD/Uschmann/Hanetseder Die drei von der Bischofswa­hl: Michael Chalupka, Andreas Hochmeier, Manfred Sauer.
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