Der Standard

Klopp wurde zum Messi-Fan

Liverpool zeigte im Halbfinale der Champions League beim FC Barcelona eine starke Leistung, verlor aber 0:3. Jürgen Klopp huldigte Lionel Messi.

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Am Ende einer bizarren Europacupn­acht schwankte Jürgen Klopp zwischen Bewunderun­g für den „unaufhalts­amen“Lionel Messi, Zweckoptim­ismus und Ironie. „Spielen werden wir schon noch“, sagte der deutsche Teammanage­r nach der 0:3-Niederlage seines FC Liverpool beim FC Barcelona mit Blick auf das Halbfinalr­ückspiel in der Champions League am Dienstag. Doch daheim an der Anfield Road braucht es ein Wunder.

Superstar Messi hatte mit seiner Gala in Klopp zeitweise den Fan geweckt, für einige Sekunden verfolgte der 51-Jährige die Ballstreic­heleinheit­en des Argentinie­rs mit großen Augen und einem sanften Lächeln. 600 Tore hat Messi nun für Barça erzielt, der Klub visiert sein drittes Triple (Meistertit­el, Copa del Rey, Champions League) nach 2009 und 2015 an. Klopp dagegen muss sich wohl mit dem Aus arrangiere­n, obwohl er, abgesehen vom Ergebnis, bei seiner Mannschaft wenig Luft nach oben sah. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob wir viel besser spielen können.“

Gute Noten

Liverpool bestimmte das Geschehen über weite Strecken, scheiterte jedoch an der eigenen Ineffizien­z. Und an Messi. „Wir haben einige gute Auswärtssp­iele gemacht in der Champions League, seit ich da bin. Aber das war das Beste. Ich hatte echt Spaß“, sagte Klopp. Doch, das musste er feststelle­n, „es zählen keine Noten, nur harte Resultate“.

Das erhoffte Auswärtsto­r gelang Liverpool trotz bester Chancen nicht. Sadio Mané (34.) vergab ebenso eine Großchance wie der eingewechs­elte Roberto Firmino (84.) und Mohamed Salah, der im direkten Nachschuss völlig freistehen­d nur den Pfosten traf.

Eiskalt präsentier­te sich hingegen Barcelona. Luís Suárez (26.) und Messi (75., 82.) sorgten im heimischen Camp Nou für Feierstimm­ung bei den Fans der Katalanen. Der Kunstschus­s des „Flohs“zum Endstand veranlasst­e selbst die Presse auf der Insel zu Huldigunge­n. „Ein majestätis­cher Messi zerschmett­ert Liverpools Träume mit einem Freistoß für die Ewigkeit“, titelte die Times. Den Reds droht nun eine ganze Woche des Horrors: Bei einer Liganieder­lage am Samstag in Newcastle und einem Sieg von Manchester City am Montag gegen Leicester City müsste Liverpool die Hoffnung auf die erste Meistersch­aft seit 1990 begraben, trotz der nach Punkten besten Premier-LeagueSais­on der Vereinsges­chichte. Nach dem Rückspiel in der Königsklas­se könnten dann alle Titelchanc­en futsch sein, Klopp würde auch nach seinem vierten Jahr an der Anfield Road ohne „Silverware“dastehen.

Das Verspreche­n

Bei seinem Amtsantrit­t im Oktober 2015 hatte er den Anhängern genau diese versproche­n, stattdesse­n fehlten immer wieder die letzten Prozente. „Es ist eine Erfahrung, aus der wir lernen werden“, sagte Klopp in Barcelona. Der Glaube an ein Wunder ist noch vorhanden. „Man soll niemals nie sagen. Es ist Anfield, und es hat schon besondere Dinge gegeben“, sagte Kapitän Jordan Henderson.

Kurioserwe­ise dürfte Barcelona selbst dem FC Liverpool als Vorlage für eine erfolgreic­he Aufholjagd dienen: Im März 2017 schossen die Katalanen nach einem 0:4 auswärts Paris Saint-Germain noch mit 6:1 aus dem Wettbewerb. Umgekehrt schied Blaugrana im Vorjahr nach einem 4:1-Heimsieg im Rückspiel bei der AS Rom aus (0:3) aus. Und was sagte Messi? „Wir haben einen großen Vorteil, aber es ist noch nicht definitiv. Wir spielen noch in einem sehr schwierige­n Stadion.“Trainer Ernesto Valverde stimmte dem zu. „Wir werden nicht übervorsic­htig nach Liverpool fahren, aber die Erfahrung muss etwas wert sein. Wir haben gesehen, wie Liverpool Spiele anlegt, und mit welcher Geschwindi­gkeit sie spielen. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir es uns nicht leisten können, zu selbstsich­er zu sein. Wir sind noch nicht durch.“

Trotzdem schaute es nach einem Finale zwischen Barcelona und Ajax Amsterdam aus. Die Niederländ­er hatten Tottenham auswärts 1:0 geschlagen. Das Endspiel steigt am 1. Juni im Stadion von Atlético Madrid. (sid, red)

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Jürgen Klopp herzte nach Abpfiff Lionel Messi, obwohl der Argentinie­r beim falschen Verein kickt.

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