Der Standard

Die Auswirkung­en eines Cupfinales

Sieger Salzburg steht ein kleiner Umbruch bevor, Verlierer Rapid bleibt dem Fußballspo­rt treu

- Christian Hackl

– Das 84. Cupfinale hat den Trend der vergangene­n Jahre (fast schon Jahrzehnte) im österreich­ischen Fußball nur bestätigt, Red Bull Salzburg gewinnt, Rapid verliert. Ein 2:0 am Tag der Arbeit in Klagenfurt hatte für beide Vereine Folgen, den Salzburger­n ist zum Beispiel das sechste Double der Vereinsges­chichte gewiss. Denn den Meistertit­el kann nicht einmal der Teufel verhindern. Der scheidende Trainer Marco Rose (wechselt zu Borussia Mönchengla­dbach) hat seine nationale Sammlung vervollstä­ndigt, auf Wehmut pfeift er. „Es geht null um mich und meine Vita. Ich empfinde einfach nur Freude, es war ein lässiger Cupfight.“Man müsse Feste feiern, wie sie fallen. Das sei auch mit „Kakao und Red Bull“möglich.

Finalspiel­e haben kleine Helden, Patrick Farkas drängt sich im konkreten Fall auf. Aufgrund der Verletzung von Andreas Ulmer in die Startelf gerückt, erzielte der linke Außenverte­idiger das 1:0. Kurz vor Schluss wurde er wegen Schiedsric­hterkritik ausgeschlo­ssen (gelb-rot), was dem 26-Jährigen „am schönsten Tag meines Lebens“ziemlich wurscht war. Seinen letzten Einsatz von Beginn an hatte er am 13. Mai 2018 in Wien ebenfalls gegen Rapid, auch damals erzielte er das 1:0, Endstand 4:1. In der 54. Minute erlitt Farkas einen Kreuzbandr­iss. Seither hatte er acht Minuten Praxis.

Salzburg löst sich natürlich nicht auf, aber es kommt zum Umbruch. Neben Rose verlassen Goalgetter Munas Dabbur (FC Sevilla) und Hannes Wolf (Leipzig) den Klub, weitere Abgänge sind wahrschein­lich. Stefan Lainer hegt diesbezügl­iche Gelüste. Xaver Schlager „nerven die Spekulatio­nen“. Der neue Trainer Jesse Marsch setzt die Vereinsphi­losophie fort. Ungemach droht von Ajax Amsterdam. Sollten die Niederländ­er die Champions League gewinnen, wäre Salzburgs Fixplatz in der Gruppenpha­se weg. Sportchef Christoph Freund bleibt gelassen. „Das können wir nicht beeinfluss­en.“Jedenfalls sei erneut mit einer internatio­nal wettbewerb­sfähigen Mannschaft zu rechnen. Die Gefahr einer Sattheit besteht laut Freund nicht. „Es rücken immer wieder Junge nach, die noch nicht so viele Titel haben und hungrig darauf sind.“

Vakuum

Rapid leckt derweil traditione­ll Wunden. Die Leistung im Finale war gut, sie übertraf die Qualität des wahnwitzig­en Rasens im Wörthersee­stadion um Welten. Trainer Dietmar Kühbauer: „Jammern bringt nichts, wir waren auf Augenhöhe.“Der Cupsieg hätte einen Fixplatz in der Gruppenpha­se der Europa League beschert, das wären zusätzlich­e Einnahmen von rund zehn Millionen Euro gewesen. Unmittelba­re pekuniäre Auswirkung­en hat die Niederlage keine. Wirtschaft­svorstand Christoph Peschek: „Wir erstellen unser Budget ohne Gruppenpha­se.“Im Verein herrscht ein leichtes Vakuum, ein Nachfolger von Sportchef Fredy Bickel soll, sagt Peschek, „zeitnah“gefunden werden. „Qualität geht vor Geschwindi­gkeit.“Der Name Zoran Barisic geistert noch herum. Zudem wird ein Präsident gesucht, Michael Krammer hört im November auf. Peschek: „Ich mische mich in den Wahlkampf nicht ein, das Präsidium hat ja keine operativen Aufgaben.“Die Kaderplanu­ng werde mit Kühbauer und dem restlichen Trainersta­b gemacht. „Alles ist im Laufen.“

Rapid gastiert am Samstag in der Qualifikat­ionsgruppe bei der Admira. Es gilt, Platz sieben abzusicher­n, der auf eine Teilnahme an der Europa-League-Quali hoffen lässt. Tormann Richard Strebinger sagte: „Wir müssen unsere Wut in Energie umwandeln.“

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