Der Standard

Die Causa Eurofighte­r – ein endloser Politkrimi

Die juristisch­e Aufarbeitu­ng rund um die Jet-Beschaffun­g zieht sich seit mehr als eineinhalb Jahrzehnte­n

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Für Neueinstei­ger in die seit mehr als eineinhalb Jahrzehnte­n brodelnde Causa rund um die zwei Milliarden Euro schweren Abfangjäge­r ist die bisherige Bilanz der Justiz rasch erklärt: Noch bevor unter SchwarzBla­u der Kaufvertra­g 2002 fixiert wurde, gab es erste Anzeigen, seitdem setzte es eine Vielzahl davon – doch bisher ist es zu keiner einzigen Verurteilu­ng gekommen, die meisten Verfahren wurden eingestell­t. Ein Überblick:

Hauptcausa: Anzeige gegen Airbus ■

Offen ist der Ausgang der im Februar 2017 eingebrach­ten Betrugsanz­eige der Republik gegen den Hersteller, die unter Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ) angestreng­t wurde. Darin werden 183,4 Millionen Euro, die rund um den Deal in dunkle Kanäle geflossen sind, ins Treffen geführt sowie mangelnde Lieferfähi­gkeit

von Airbus, vormals EADS, zu Vertragsab­schluss – statt Eurofighte­r der Tranche zwei bekam man welche der Tranche eins.

Dazu kommen weitere neue Nebensträn­ge:

Untersuchu­ngen gegen Ankläger Im ■

heurigen Februar wurde bekannt, dass die Verfahrens­führung von Michael Radasztics, den seit Jahren zuständige­n Staatsanwa­lt in der Causa, mittlerwei­le nicht mehr damit betraut, von der Disziplina­rbehörde und der Staatsanwa­ltschaft Eisenstadt strafrecht­lich geprüft wird – für ihn gilt die Unschuldsv­ermutung. Radasztics steht zudem im Verdacht, der Amtsversch­wiegenheit unterliege­nde Informatio­nen weitergere­icht zu haben – konkret an Abgeordnet­en Peter Pilz. Am Freitag wurde publik, dass die Kommunikat­ionsdaten des Jetzt-Aufdeckers bei einer nachträgli­chen Rufdatenau­swertung aufgetauch­t sind. Die Behörde in Eisenstadt versichert­e prompt, dass „zu keinem Zeitpunkt Ermittlung­sschritte gegen Pilz ergriffen wurden“.

Unklare Grasser-Ermittlung­en Im

März kam ans Licht, dass seit 2011 Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft gegen Ex-Finanzmini­ster Karl-Heinz Grasser wegen des Verdachts des Amtsmissbr­auchs und der Geldwäsche­rei laufen – und zwar ohne dessen Wissen. Er selbst wurde auch nicht dazu einvernomm­en. Auf Antrag von Grassers Anwalt wurde das Verfahren eingestell­t. Dazu hielt das Wiener Straflande­sgericht fest, dass Grassers Rechte mehrfach verletzt wurden – die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft bekämpft jedoch die Einstellun­g des Verfahrens.

Fall Pilnacek Objektive Aufklärung

■ versichert­e die Staatsanwa­ltschaft Linz rund um die Anzeige der Korruption­sstaatsanw­altschaft gegen Christian Pilnacek, den Generalsek­retär im Justizress­ort. Hintergrun­d: Wegen der Turbulenze­n rund um Radasztics ist man nun dort mit der Causa Eurofighte­r betraut. Doch am 1. April krachte man bei einer Dienstbesp­rechung mit der Oberstaats­anwaltscha­ft aneinander, bei der bei den nunmehrige­n Anklägern der Eindruck entstand, Pilnacek wolle die Causa abdrehen – was Pilnacek zurückweis­t.

Bei dem Treffen machte die WKSta darauf aufmerksam, dass die Aufklärung rund um die versickert­en Eurofighte­r-Millionen womöglich jahrelang falsch angegangen wurde. Auch bei der Einschätzu­ng, ob die Betrugsanz­eige in Anklage oder Einstellun­g mündet, geriet man aneinander.

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