Der Standard

Nur für jeden Zweiten dominiert das EU-Thema

Innenpolit­ische Mobilisier­ung wichtiger als europäisch­e Zukunft

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Linz – Man hat bei einer solchen Wahl ja nur eine Stimme. Aber man kann sich ja Verschiede­nes wünschen, was als Folge der Wahl eintreten könnte.

Mit dieser Einleitung legte das Linzer Market-Institut im Laufe dieser Woche 808 repräsenta­tiv ausgewählt­en Wahlberech­tigten ein Set von 16 Statements vor. An der Spitze der Wunschlist­e wurde mit 82 Prozent gereiht, „dass es eine hohe Wahlbeteil­igung gibt“. Dass diese aber zustande kommen wird, bezweifelt Market-InstitutLe­iter David Pfarrhofer: „Uns sagen zwar in einer anderen Fragestell­ung 65 Prozent, dass sie selbst sicher zur Wahl gehen würden, aber erfahrungs­gemäß liegt die Wahlbeteil­igung bei EU-Wahlen unter 50 Prozent. Interessan­t ist daher, wer tatsächlic­h motiviert ist, wählen zu gehen.“Und da zeigen die Zahlen, dass die erklärten Anhänger der SPÖ mit 84 Prozent eine weit höhere Motivation zeigen als die Anhänger der Regierungs­parteien mit 64 Prozent.

Wenn aber beide Regierungs­parteien ein Mobilisier­ungsproble­m haben, könnte sich das für die Opposition günstig auswirken. Einen sehr hohen Platz auf der Wunschlist­e der möglichen Wahlfolgen nimmt mit 42 Prozent der Wunsch ein, „dass die österreich­ischen Grünen wieder jemanden ins EU-Parlament schicken können“.

Dies ist also der weiteste Wählerkrei­s der Grünen – und der Wunsch ist deutlich stärker ausgeprägt als jener danach, dass die SPÖ bei der Wahl gewinnen möge oder dass die Sozialdemo­kraten im EU-Parlament stärkste Kraft würden – dies wünschen 31 beziehungs­weise 30 Prozent, was nicht allzu weit vom hochgerech­neten Ergebnis der Sonntagsfr­age liegt. Demnach traut Market der ÖVP bei der EU-Wahl 31 Prozent zu (bei einer Nationalra­tswahl wären es 33), der SPÖ 28 (bei einer Nationalra­tswahl 27), der FPÖ 22 (Nationalra­tswahl: 24), den Grünen und den Neos jeweils acht, und 1 Europa zwei.

Pfarrhofer betont, dass die Hochrechnu­ng mit erhebliche­n Unsicherhe­iten behaftet ist, weil eben nicht abschätzba­r ist, wie stark es den einzelnen Gruppen gelingt, ihre potenziell­en Wähler zur Stimmabgab­e zu motivieren.

Und hier greift wiederum die Frage nach den Wahlmotive­n. Sie lautete: „Wird diese Wahl in Österreich eher eine Wahl, bei der mit der österreich­ischen Innenpolit­ik abgerechne­t wird, oder wird dies eher eine Wahl, bei der es um die Gestaltung der Zukunft Europas geht?“Darauf betonten nur 51 Prozent die europäisch­e Komponente, 34 Prozent sagten, dass mit der Innenpolit­ik abgerechne­t würde. (15 Prozent: weiß nicht, keine Angabe.)

Es sind vor allem SPÖ- und Grünen-Anhänger, die die innenpolit­ischen Motive in den Vordergrun­d stellen. Und etliche wollen einen „Denkzettel“erteilen. 33 Prozent der Wahlberech­tigten (aber 49 Prozent der SPÖ-Anhänger) wollen der Regierung in Wien einen Denkzettel verpassen, 39 Prozent (hier vorwiegend die FPÖ-Gefolgscha­ft) wollen einen Denkzettel für die EU-Kommission. Und beinahe jeder zweite Freiheitli­che und jeder fünfte ÖVP-Wähler wünscht einen Denkzettel für Othmar Karas. (cs)

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