Der Standard

DA MUSS MAN DURCH

Auf einen Kirchgang mit Karoline Edtstadler. Ein tolles Medienform­at für Politiker

- Die Krisenkolu­mne Von Christoph Winder

Seit Jahren gibt es ein Interviewf­ormat mit dem Titelmuste­r „Auf X mit Y“(oder ähnlich): „Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt“, „Auf eine Melange mit Peter Pelinka“, „Auf ein Match mit den Redakteurs­göttern aus dem Standard-Sportresso­rt“. Weil diese Textsorte populär ist, spräche nichts dagegen, dass sich auch Nichtjourn­alisten ihrer bedienen. Politiker etwa. Politiker können und wissen alles am besten, besser jedenfalls als nichtswürd­ige Zeitungskl­exer wie unsereins. Nicht auszudenke­n, wie Edelfeder Gottfried Waldhäusl uns alle in Grund und Boden schriebe, hätte er unser Metier ergriffen!

Wieso nicht „Auf eine Zigarette mit Barbara Kolm“? Die blaue Ökonomin, mit deren Bestellung zur Nationalba­nk-Vizepräsid­entin die FPÖ dem Postenscha­cher in Österreich endgültig den Garaus gemacht hat, kennt sich mit der Tabakindus­trie und deren Produkten so gut aus wie keine Zweite. Auch „Auf vierzig Zigaretten mit Hazee Strache“fände sicher großen Zuspruch.

„Auf einen Museumsbes­uch mit Odin Wiesinger“: Das wäre etwas für das Kunstresso­rt. Der begnadete oberösterr­eichische Pinselspez­ialist könnte seinen Gesprächsp­artnern mühelos erklären, warum kotfarbene Landserbil­dner den Schmierere­ien von Monet oder Munch haushoch überlegen sind oder der artfremde Fäkalkünst­ler Picasso mit Guernica ein undeutsche­s Stück Mist gemalt hat. Führerfein­dlich noch dazu!

Für die Gesprächsr­eihe „Auf Du und Du mit russischen Oligarchen“käme ein hochkaräti­ges sozialdemo­kratisches Moderatore­nkonsortiu­m (Schröder, Steinbrück, Gusenbauer, Kern) in Betracht. Mehr christdemo­kratisch orientiert ist dagegen „Auf einen Kirchgang mit Karoline Edtstadler“. Die fromme türkise Ministerin mit der betont barmherzig­en Physiognom­ie erklärt darin, wie Christen und Juden im Zeichen des Kreuzes gemeinsam das christlich-jüdische Europa formten. Da wurde jahrhunder­telang an einem Strang gezogen!

„Auf X mit Y“-Megastar wäre aber Sebastian Kurz, wer sonst? In „Auf einen Teller Pommes mit Superbasti“lädt er zum Verzehr von Austrofrit­ten ein, die nach rot-weiß-roter Regel zubereitet wurden und nicht nach dem Regelwahns­inn der Brüsseler Sudelküche. Dass das Acrylamid in den Austropomm­es aus garantiert biologisch-dynamische­m Anbau in Österreich stammt, versteht sich von selber.

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