Flucht ohne Ausweg
Die Welt ist verloren: Krieg und Zerstörung haben nur ein isoliertes Tal verschont, wo die letzten Überlebenden, die „Erweckten“, als streng religiöse Gemeinschaft leben. Gelesen wird ausschließlich die Bibel, moderne Technik und die „Evolutions-Irrlehre“sind Lügen und Versuchungen Satans, die Inquisition wacht über die Reinheit der gottesfürchtigen Gesinnung. Sophia, 15, ist ein gläubiges Kind dieser Welt. Doch als sie an verbotene Bücher gelangt, kommen ihr Zweifel. War ihr bisheriges Leben eine Lüge? Die Liebe treibt sie zur Flucht – und in eine durchdigitalisierte, perfekt scheinende Welt. Doch real, irreal, virtuell – wer kann das hier sagen? Spannend, bedrückend und erhellend ist es, wenn der KIExperte Karl Olsberg die beiden unterschiedlichen Welten aufeinanderprallen lässt – und ihre erschreckenden Gemeinsamkeiten deutlich macht. Denn da wie dort gilt das Individuum nichts, da wie dort herrscht die Gedankenpolizei. Im Tal existiert die Illusion des Glaubens, im Rest der Welt der Glaube an die Illusion. Flucht ist möglich, ein Ausweg ist sie nicht. Helmuth Santler