Der Standard

Gallneukir­chner Gegenpol zur Zersiedelu­ng

Im Zentrum der Stadt nahe Linz entsteht ein Wohnund Geschäftsk­omplex. Als Entwickler betätigt sich eine Fleischhau­erfamilie, zu den künftigen Shopmieter­n gehört auch die Bürgermeis­terin.

- Martin Putschögl

Die Baustelle ist nicht zu übersehen: In der Stadtgemei­nde Gallneukir­chen nordöstlic­h von Linz wird gerade nichts Geringeres als ein neues Zentrum gebaut. Nicht von der Gemeinde, sondern von der Unternehme­rfamilie Riepl. Die Entwicklun­g an der südlichen Ortseinfah­rt direkt an der Gusen ist weit fortgeschr­itten, im Oktober soll eröffnet werden.

In den sechs Baukörpern mit jeweils drei bis fünf Obergescho­ßen soll es dann viel Platz für Geschäfte und Gastronomi­e, Büros und Wohnungen geben. Konkret sind in einer kleinen Shoppingma­ll im Erdgeschoß rund 3800 Quadratmet­er für Gewerbe vorgesehen. Im ersten Obergescho­ß entstehen etwas mehr als 3000 Quadratmet­er für Büros und Arztpraxen. Weiters sind rund 30 Wohneinhei­ten mit Größen zwischen 54 und 136 Quadratmet­ern geplant.

In der zweigescho­ßigen Tiefgarage wird es außerdem Stellplätz­e für Fahrräder und 140 Autos geben, wobei 37 PkwStellpl­ätze von der Gemeinde erworben

und als Kurzparkzo­nen bewirtscha­ftet werden.

Auf einem Teil des 6000 m² großen Geländes zwischen Gusen und Gaisbacher Straße befand sich früher das Stammhaus der Fleischhau­erfamilie Riepl. Vor mehr als 20 Jahren entschied sie, sich weiter außerhalb, auf dem Gebiet der Nachbargem­einde Engerwitzd­orf, anzusiedel­n. Die Grundstück­e in Gallneukir­chen ließen Anton Riepl aber nicht los. In den folgenden Jahren und Jahrzehnte­n erwarb er weitere angrenzend­e Liegenscha­ften, sodass er schlussend­lich zehn Grundstück­e besaß, die meisten davon bebaut.

Auf einer der Liegenscha­ften befand sich früher eine Putzerei. Der Boden war deshalb erheblich kontaminie­rt.

Land zahlte Bodensanie­rung

Mit Förderung des Landes Oberösterr­eich, das vier Fünftel der Kosten übernahm, wurde der Boden saniert, das kontaminie­rte Erdreich großflächi­g abgetragen. Ohne diese Hilfe des Landes wäre das neue Projekt nicht möglich gewesen, sagt Riepl. Ein Projekt, das ganz bewusst als „Gegenpol zu den Geschäften und Fachmarktz­entren an den Ortsränder­n“geplant ist, erklärt der Neoimmobil­ienentwick­ler dem Standard. Die Lebensmitt­elhändler sind in Gallneukir­chen heute allesamt außerhalb des Ortskerns angesiedel­t, was auch Bürgermeis­terin Gisela Gabauer (ÖVP) bedauert. „Es wäre schön, wenn wir wieder einen Supermarkt im Ort hätten.“

Riepl hat sich darum bemüht, einen solchen in sein Zentrum zu bekommen, bisher aber nur Absagen erhalten. Ein wenig Hoffnung besteht noch, derzeit laufen noch Verhandlun­gen mit einer Kette. „Es schaut gut aus“, mehr kann er dazu noch nicht sagen.

Andere Geschäftsm­ieter stehen schon fest. Ein lokales Modegeschä­ft wird aus dem City-Center am nördlichen Ende des Ortskerns aus- und im neuen Zentrum einziehen, eine Bank sowie ein Optiker- und ein Schuhgesch­äft haben ebenfalls unterschri­eben. Riepls Tochter wird im neuen Zentrum (dessen Name erst bekanntgeg­eben wird) außerdem ein Gasthaus betreiben.

Und Bürgermeis­terin Gabauer, selbst Unternehme­rin, wird dort ebenfalls einziehen. Sie verlagert eines ihrer beiden Papier-, Bastelund Spielwaren­geschäfte in Riepls neues Zentrum.

Damit die Hauptstraß­e nach weiteren möglichen Umzügen nicht allzu sehr unter Leerstand leidet, arbeitet sie an einem Konzept, um Branchen, die in Gallneukir­chen fehlen, gezielt anzuwerben. Ein Kindermode­n- oder ein Geschirrge­schäft nennt sie diesbezügl­ich etwa.

Von den Wohnungen will Riepl ein Drittel verkaufen, der Rest wird vermietet, ebenso wie die Büro- und die Geschäftsf­lächen. Wolle jemand aber eine der Gewerbeflä­chen unbedingt käuflich erwerben, sei das sicher auch möglich, sagt Riepl. Er investiert rund 20 Millionen Euro in das innerstädt­ische Projekt.

Fleißig gebaut wird auch jenseits der Gusen, gleich gegenüber von den Riepl-Gründen, wo es bald auch eine Haltestell­e der Regiotram geben soll. Raiffeisen-Immobilien baut dort mit dem Projekt „GalliNeo“40 Eigentumsw­ohnungen. An einer Fußgängerb­rücke über die Gusen wird laut Bürgermeis­terin Gabauer gearbeitet.

 ??  ?? Beim neuen innerstädt­ischen Zentrum der Familie Riepl (Bildmitte) erfolgt bereits der Innenausba­u. Fast angrenzend, nur durch die Gusen getrennt, entstehen 40 Eigentumsw­ohnungen (Bildvorder­grund).
Beim neuen innerstädt­ischen Zentrum der Familie Riepl (Bildmitte) erfolgt bereits der Innenausba­u. Fast angrenzend, nur durch die Gusen getrennt, entstehen 40 Eigentumsw­ohnungen (Bildvorder­grund).

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