Gallneukirchner Gegenpol zur Zersiedelung
Im Zentrum der Stadt nahe Linz entsteht ein Wohnund Geschäftskomplex. Als Entwickler betätigt sich eine Fleischhauerfamilie, zu den künftigen Shopmietern gehört auch die Bürgermeisterin.
Die Baustelle ist nicht zu übersehen: In der Stadtgemeinde Gallneukirchen nordöstlich von Linz wird gerade nichts Geringeres als ein neues Zentrum gebaut. Nicht von der Gemeinde, sondern von der Unternehmerfamilie Riepl. Die Entwicklung an der südlichen Ortseinfahrt direkt an der Gusen ist weit fortgeschritten, im Oktober soll eröffnet werden.
In den sechs Baukörpern mit jeweils drei bis fünf Obergeschoßen soll es dann viel Platz für Geschäfte und Gastronomie, Büros und Wohnungen geben. Konkret sind in einer kleinen Shoppingmall im Erdgeschoß rund 3800 Quadratmeter für Gewerbe vorgesehen. Im ersten Obergeschoß entstehen etwas mehr als 3000 Quadratmeter für Büros und Arztpraxen. Weiters sind rund 30 Wohneinheiten mit Größen zwischen 54 und 136 Quadratmetern geplant.
In der zweigeschoßigen Tiefgarage wird es außerdem Stellplätze für Fahrräder und 140 Autos geben, wobei 37 PkwStellplätze von der Gemeinde erworben
und als Kurzparkzonen bewirtschaftet werden.
Auf einem Teil des 6000 m² großen Geländes zwischen Gusen und Gaisbacher Straße befand sich früher das Stammhaus der Fleischhauerfamilie Riepl. Vor mehr als 20 Jahren entschied sie, sich weiter außerhalb, auf dem Gebiet der Nachbargemeinde Engerwitzdorf, anzusiedeln. Die Grundstücke in Gallneukirchen ließen Anton Riepl aber nicht los. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten erwarb er weitere angrenzende Liegenschaften, sodass er schlussendlich zehn Grundstücke besaß, die meisten davon bebaut.
Auf einer der Liegenschaften befand sich früher eine Putzerei. Der Boden war deshalb erheblich kontaminiert.
Land zahlte Bodensanierung
Mit Förderung des Landes Oberösterreich, das vier Fünftel der Kosten übernahm, wurde der Boden saniert, das kontaminierte Erdreich großflächig abgetragen. Ohne diese Hilfe des Landes wäre das neue Projekt nicht möglich gewesen, sagt Riepl. Ein Projekt, das ganz bewusst als „Gegenpol zu den Geschäften und Fachmarktzentren an den Ortsrändern“geplant ist, erklärt der Neoimmobilienentwickler dem Standard. Die Lebensmittelhändler sind in Gallneukirchen heute allesamt außerhalb des Ortskerns angesiedelt, was auch Bürgermeisterin Gisela Gabauer (ÖVP) bedauert. „Es wäre schön, wenn wir wieder einen Supermarkt im Ort hätten.“
Riepl hat sich darum bemüht, einen solchen in sein Zentrum zu bekommen, bisher aber nur Absagen erhalten. Ein wenig Hoffnung besteht noch, derzeit laufen noch Verhandlungen mit einer Kette. „Es schaut gut aus“, mehr kann er dazu noch nicht sagen.
Andere Geschäftsmieter stehen schon fest. Ein lokales Modegeschäft wird aus dem City-Center am nördlichen Ende des Ortskerns aus- und im neuen Zentrum einziehen, eine Bank sowie ein Optiker- und ein Schuhgeschäft haben ebenfalls unterschrieben. Riepls Tochter wird im neuen Zentrum (dessen Name erst bekanntgegeben wird) außerdem ein Gasthaus betreiben.
Und Bürgermeisterin Gabauer, selbst Unternehmerin, wird dort ebenfalls einziehen. Sie verlagert eines ihrer beiden Papier-, Bastelund Spielwarengeschäfte in Riepls neues Zentrum.
Damit die Hauptstraße nach weiteren möglichen Umzügen nicht allzu sehr unter Leerstand leidet, arbeitet sie an einem Konzept, um Branchen, die in Gallneukirchen fehlen, gezielt anzuwerben. Ein Kindermoden- oder ein Geschirrgeschäft nennt sie diesbezüglich etwa.
Von den Wohnungen will Riepl ein Drittel verkaufen, der Rest wird vermietet, ebenso wie die Büro- und die Geschäftsflächen. Wolle jemand aber eine der Gewerbeflächen unbedingt käuflich erwerben, sei das sicher auch möglich, sagt Riepl. Er investiert rund 20 Millionen Euro in das innerstädtische Projekt.
Fleißig gebaut wird auch jenseits der Gusen, gleich gegenüber von den Riepl-Gründen, wo es bald auch eine Haltestelle der Regiotram geben soll. Raiffeisen-Immobilien baut dort mit dem Projekt „GalliNeo“40 Eigentumswohnungen. An einer Fußgängerbrücke über die Gusen wird laut Bürgermeisterin Gabauer gearbeitet.