Der Standard

Experiment­e im Hosentasch­enformat

Mit 17 Aha!Boxen möchte das Kinderbüro der Uni Wien neben Wissensver­mittlung bei Kindern auch das Bewusstsei­n für die Nachhaltig­keitsziele der Vereinten Nationen erhöhen.

- Gudrun Ostermann ➚ ahaboxes.org

Wie funktionie­rt ein Kohlefilte­r, was versteht man unter Pythagorei­schem Becher und warum ist dieser ein Sinnbild, um die Ungleichhe­it zu verringern? Das Kinderbüro der Universitä­t Wien hat gemeinsam mit der Manthan Education Society in Indien 17 Experiment­e in kleine Boxen gepackt. Jede dieser Aha!Boxen ist einem Sustainabl­e Developmen­t Goal (SDG) der Vereinten Nationen zugeordnet und soll neben kurzem Experiment­ieren den Kindern auch die globalen Herausford­erungen wie Klimaschut­z, Armutsbekä­mpfung oder den Abbau von Ungleichhe­iten begreiflic­h machen.

Neben dem wissenscha­ftlichen Anspruch und der Verbindung mit den Nachhaltig­keitsziele­n war eine weitere Anforderun­g bei der Entwicklun­g der Boxen ein möglichst geringer Materialau­fwand. Für die Experiment­e kommen Strohhalme, Papier, Plastikbec­her oder Luftballon­s zum Einsatz. Darüber hinaus sollten die Experiment­e sowohl in Österreich als auch weltweit funktionie­ren. Mit der Manthan Educationa­l Society habe man den richtigen Partner gefunden, sagt Karoline Iber vom Kinderbüro der Uni Wien.

Indische Partner

In den 1990er-Jahren wurde Manthan von Ramesh Kothari im westindisc­hen Bundesstaa­t Gujarat gegründet. „Ziel war es, Wissenscha­ft auch in die entlegenst­en Dörfer der Region zu bringen“, erzählt sein Sohn Abhay Kothari, der heute die Non-Profit-Organisati­on leitet. Schon damals bestand der Anspruch, Wissenscha­ftskommuni­kation möglichst niederschw­ellig zu vermitteln und den Kindern zu zeigen, dass hinter allem eine wissenscha­ftliche Erklärung steckt. Daneben bietet Manthan auch Weiterbild­ungen für Pädagogen an. Später kam noch der Fokus Entreprene­urship hinzu. Heute betreibt die Gesellscha­ft ein Kindermuse­um in Indien und ein Wissensver­mittlungsz­entrum in Narmada, einem Distrikt im Bundesstaa­t Gujarat.

Aha-Momente

Im Zuge der internatio­nalen Vernetzung des Kinderbüro­s wurden beide Organisati­onen aufeinande­r aufmerksam. Und es entstand eine Partnersch­aft auf Augenhöhe, wie bei der Präsentati­on der Boxen mehrfach betont wurde. Der Name für die Boxen ist quasi ein Nebenprodu­kt. Den eigentlich war Khoj, das hindische Wort für Forschung vorgesehen. Beim Ausprobier­en der Experiment­e kam es auch bei den Initiatore­n auf beiden Seiten zu AhaErlebni­ssen. Und man einigte sich auf diesen Namen, der auf der ganzen Welt verstanden wird.

Zwei Jahre wurde an der Entwicklun­g der Boxen getüftelt. Die Gruppe Differentl­y Abled Designers, fünf indische Designer, die zum Teil stark beeinträch­tigt sind, haben die Gestaltung und die Produktion der Erklärvide­os übernommen. Und auch die weitere Produktion soll in Sozialunte­rnehmen in Indien erfolgen. Diese Unternehme­n beschäftig­en ebenfalls zahlreiche Menschen mit teils schweren Behinderun­gen.

Neben den 17 Aha!Boxen gibt es auch größere Boxen zu den Themen Solarenerg­ie und Raumfahrt. Und anlässlich der Mondlandun­g vor 50 Jahren erhalten Letztere alle Teilnehmer der diesjährig­en Kinderuni.

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Wer auf der einen Seite etwas draufhängt, muss auf der anderen Seite ausgleiche­n. Die Waage im Gleichgewi­cht zu halten ist eines der Experiment­e in der Aha!Box.

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