Der Standard

Barisic trägt nun Sakko

Rapid hat Ex-Trainer Zoran Barisic als Sportchef präsentier­t. Er soll in neuer Funktion die Vergangenh­eit aufleben lassen. Die Vorzeichen stehen nicht schlecht. Ans Sakko wird er sich gewöhnen.

- Christian Hackl

Zoran Barisic trägt Trainingsa­nzug, falls überhaupt, nur mehr in der kargen Freizeit. Okay, Krawatte muss nicht sein, aber Sakko ist ab sofort obligatori­sch. Ein Geschäftsf­ührer Sport des SK Rapid muss etwas hergeben. Freitagmit­tag im AllianzSta­dion, eine fast kitschige Veranstalt­ung. „Willkommen zurück! Zoran Barisic“war auf den Flachbilds­chirmen im Medienraum zu lesen. Präsident Michael Krammer, der nicht unbedingt den Hang zur Drama-Queen hat, sagte live auf ORF Sport plus: „Es ist ein guter Tag für den SK Rapid. Der Aufbruch in eine neue Zukunft.“Seine Tage sind übrigens gezählt, Krammer hört im November auf, die Nachfolge ist noch nicht geklärt.

Es ist die Geschichte vom verlorenen Sohn, der nach fast drei Jahren zurückgeke­hrt ist. Im Juni 2016 als Cheftraine­r beurlaubt, flammt der 48-jährige Barisic nun als Sportchef für zumindest drei Jahre auf. Das rührt ihn selbst: „Ich habe Rapid verinnerli­cht, Rapid ist ein Organ von mir.“Wobei er außerirdis­che Erwartunge­n dämpfte: „Ich kann nicht Hand auflegen und nicht zaubern. Ich bin aber nicht zum Zaubern, sondern

zum Arbeiten da. Man muss sich keine Sorgen machen, die Aufgabe überforder­t mich sicher nicht. Ich kann Verantwort­ung übernehmen, bin ein Teamplayer, kann delegieren. Ich freue mich, dass ich wieder hier sein darf.“

Die Verpflicht­ung von Barisic war laut Krammer alternativ­los, Berater Josef Hickersber­ger hat die Lösung als perfekt empfunden. „Er erfüllt alle Kriterien, diesmal war uns wichtig, dass der Neue einen Trainersch­ein hat.“Dem Standard sagte Barisic: „Ich bin jetzt nicht mehr Trainer, kann aber wie ein Trainer denken.“

Er ist nun Dietmar Kühbauer vorgesetzt. Die beiden sind befreundet, auf Wienerisch Haberer. Konfliktpo­tenzial sieht Barisic keines. „Privat ist privat, ich werde ihn unterstütz­en. Ich glaube nicht, dass Didi und ich von der Spielphilo­sophie so weit auseinande­rliegen. Wir werden diskutiere­n, die besten Lösungen für RaAustria pid finden.“Barisic wird übrigens im Gegensatz zu Vorgänger Fredy Bickel die Partien nicht von der Bank aus verfolgen. „Das ist der Platz für den Trainer, ich mache mir von oben ein Bild.“

Der Zeitpunkt, das Amt zu übernehmen, ist kein ungünstige­r und schon gar kein hoffnungsl­oser. Es ist ja eher nicht davon auszugehen, dass Rapid ein weiteres Mal ein Dasein in der Qualifikat­ionsgruppe fristet, obwohl der Teufel niemals schläft. Barisic: „Wir wollen unter die ersten drei und in den Europacup.“

Duales System

Was in den vergangene­n drei Jahren schiefgela­ufen ist, werde er nicht in der Öffentlich­keit besprechen. „Es geht ausschließ­lich darum, was sein wird.“Krammer war für den Fortbestan­d eines dualen Systems an der Spitze. Christoph Peschek ist Wirtschaft­svorstand, Barisic hat den Sport über. Bei der ist Markus Kraetschme­r quasi der Oberchef. „Bei Rapid wird es nie einen Einzigen geben.“Barisic kennt den Fußball in all seinen Facetten, Rapid ist für ihn ein fast vollgeschr­iebenes Buch. Als Spieler war er Meister und Cupsieger, als Trainer jobbte er im Nachwuchs und bei den Erwachsene­n (Vizemeiste­r). Er war stets an Strukturen und Nachhaltig­keit interessie­rt. „Meine Mission war noch nicht beendet, deshalb bin ich retour.“

Arbeitsbeg­inn ist am Montag, Bickel wird den Laden geordnet übergeben, „Er ist ein tadelloser Mensch.“Zunächst muss Barisic gemeinsam mit Kühbauer einen schlagkräf­tigen und leistbaren Kader erstellen, danach geht es ums große Ganze. Einheitlic­he Spielphilo­sophie, Rapid soll die erste Adresse für Talente werden. Aus Österreich und dem benachbart­en Ausland. Sportgesch­äftsführer benötigen Netzwerke. Barisic hat welche. „Ich werde sie aber erweitern.“Er sei überzeugt, „das neue Präsidium zu überzeugen. Weil ich von mir überzeugt bin.“

Das Match am Samstag im Mattersbur­g lässt er noch aus. Möglicherw­eise schaut er es im Fernsehen an. Gemütlich, ohne Sakko.

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Kleider machen Leute, Zoran Barisic ist bei Rapid nun für den gesamten Sportberei­ch verantwort­lich.

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