Nebeneinander von Antriebstechnologien als Erfolgsfaktor
Die neuesten Ergebnisse aus den Bereichen Antriebstechnik, Energiebereitstellung und Autonomes Fahren standen im Mittelpunkt des Internationalen Wiener Motorensymposiums, das heuer zum 40. Mal stattgefunden hat. Mehr als 1000 Experten aus dem In- und Ausland waren vom 15. bis 17. Mai ins Kongresszentrum Hofburg Wien gekommen.
„Das Internationale Wiener Motorensymposium war auch im 40. Jahr seines Bestehens ein Veranstaltungsmagnet für die globale Automobilszene: Wir waren auch 2019 wieder deutlich überbucht“, freut sich Univ.Prof. Dr. Bernhard Geringer, Technische Universität Wien und Vorsitzender des Österreichischen Vereins für Kraftfahrzeugtechnik (ÖVK), als Veranstalter der Tagung. Über 1000 Experten aus Europa, Amerika und Asien sind nach Wien gekommen, um sich zwei prall gefüllte Kongresstage lang über neue Otto- und Dieselmotoren, Hybride, innovative Emissionskonzepte sowie elektrische und zukünftige Antriebskonzepte, aber auch das Autonome Fahren auszutauschen und zu informieren. „Daneben haben wir in einer großen Fachausstellung neue Motoren, Komponenten und Fahrzeuge auch für Probefahrten gezeigt“, so Prof. Geringer. Antriebstechnologien nebeneinander
Ein großes Thema des Symposiums waren die Klimaziele und damit einhergehend die Vorgaben für neue Fahrzeuge, verbunden mit der Frage: Wie werden sich die Antriebstechniken in der Zukunft verändern (müssen)? „Die Vielfalt der Expertenvorträge hat eines gezeigt: Es gibt nicht die eine Lösung und demzufolge kein ,Entweder-Oder‘. Ein sinnvolles Nebeneinander von Antriebstechnologien ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Mobilität der Zukunft“, bringt es der ÖVK-Vorsitzende auf den Punkt. „Der Anteil an reinen E-Fahrzeugen wird zunehmen – wir gehen heute davon aus, dass 2030 ein Viertel aller Neufahrzeuge rein elektrisch betrieben sein wird.“Daneben findet eine starke Hybridisierung statt, besonders die sogenannten Mild-Hybride sind im Kommen. Als wesentlicher Treiber der neuen Antriebstechnologien positioniert sich derzeit VW: Der Wolfsburger Konzern wird seine gesamte Benziner-Golf-Kollektion auf MildHybrid umstellen. Die Botschaft vieler Automobilhersteller geht in dieselbe Richtung. „Schätzungen zufolge werden 2030 circa 51 Prozent aller Neufahrzeuge auf unseren Straßen Hybrid-Fahrzeuge sein und weitere circa 20 Prozent Plug-inHybride“, so Prof. Geringer. „Die weiterentwickelte Brennstoffzelle als Antriebskonzept der Zukunft, wie sie etwa Mercedes auf dem Symposium vorgestellt hat, wird 2030 einen Marktanteil von circa vier Prozent ausmachen und damit in etwa bei dem Anteil liegen, den das E-Auto heute in Europa einnimmt.“ Innovative Verbrennungsmotoren
Der Wandel der Antriebstechnologien spiegelte sich im Programm des Internationalen Wiener Motorensymposiums wider. Zum ersten Mal seit dem Bestehen wurden heuer mehr Fachvorträge zu neuen Antriebstechnologien als zu herkömmlichen gehalten. Der Verbrennungsmotor, der früher Monopolist war, wird zum Vertreter einer der Antriebsmöglichkeiten – aber er bleibt in Verbindung mit der Hybridtechnologie die dominante Antriebslösung, so die einstimmige Meinung der internationalen Automobilbranche-Experten. Und so wurden innovative konventionelle Verbrennungsmotoren von Porsche für die Ikone 911, neue Dieselmotoren von Audi und Hyundai, weiters nahezu schadstofffreie Benzin- und Dieselmotoren, die zumindest im Forschungslabor schon realisiert werden können, detailliert vorgestellt. „Ein guter Verbrennungsmotor ist nach wie vor eine erfolgversprechende Option für die Zukunft“, resümiert Prof. Geringer. Ökobilanz von E-Autos hinterfragt
Und auch wenn Elektroautos allgemein als die umweltfreundlicheren Fahrzeuge gelten, sind sie das nicht per se, erklärt der Vorsitzende des ÖVK. „Im Symposium haben wir das Thema ganzheitlich betrachtet und uns gefragt: Wie wird die Batterie hergestellt? Wie sieht die Produktionskette eines E-Fahrzeugs aus? Der CO₂-Fußabdruck bei der Batterieherstellung ist beispielsweise so groß, dass man mit einem Auto mit Verbrennungsmotor im Schnitt um die 80.000 Kilometer fahren könnte, bis sich die Produktion eines Elektrofahrzeugs überhaupt erst neutralisiert hat. Der Pfad der Energiebereitstellung sollte unbedingt gesetzlich berücksichtigt werden“, unterstreicht Bernhard Geringer. Umweltschutzorganisationen plädieren zwar fürs Elektroauto, allerdings mit einer wesentlichen Einschränkung: Um die Ökobilanz positiv zu halten, sollte die Batterie möglichst klein sein und natürlich der Strom aus grüner Produktion kommen. Eine kleine Batterie spießt sich jedoch mit den Ansprüchen der Fahrer, die sich eine möglichst große Reichweite ihres Fahrzeugs wünschen. „Daneben ist auch die LadeInfrastruktur zurzeit noch unzureichend“, so Prof. Geringer.
Überhaupt ist der Antrieb der Zukunft keine technologische, sondern eine Energiefrage: Wie wird unsere künftige nachhaltige Energieversorgung aussehen? Ein Panel der Konferenz widmete sich gerade dieser Frage nach CO₂-freier Mobilität bis 2050 und den Möglichkeiten, aber auch großen Investitionserfordernissen und Kosten für die Endkunden. Ausblick in die Zukunft
Neben innovativen Motoren, neuen Kraftstoffen und elektrischen Antrieben setzte man beim diesjährigen Symposium im Kongresszentrum der Wiener Hofburg auch einen Schwerpunkt auf Autonomes Fahren und die Fragen, welche Herausforderungen das vollautonome Fahren mit sich bringt bzw. welche Anforderungen an die Antriebstechnik damit verbunden sind. Mit einer abschließenden Vortragsreihe warf man den Blick in die Zukunft, etwa zur Transformation hin zu zusätzlicher Antriebstechnik als zukünftigem Weg in die Mobilität (Dr. Andreas Tostmann, Volkswagen AG), zur Mobilität der Zukunft als Geschäftsmodell (Karl Friedrich Stracke, Magna Steyr Fahrzeugtechnik AG & Co KG) und zum dynamischen chinesischen Markt (Hubertus Troska, Daimler AG).