Der Standard

Friedenspl­an aus dem Hause Trump

Mit einer Wirtschaft­skonferenz in Bahrain Ende Juni soll die Enthüllung des US-Friedenspl­ans für Israel und die Palästinen­ser eingeleite­t werden. Trumps Schwiegers­ohn ist für ihn verantwort­lich.

- Gudrun Harrer

Es ist die erste offizielle Bestätigun­g dafür, dass der von US-Präsident Donald Trump in Aussicht gestellte „Deal of the Century“, der Jahrhunder­tdeal für Israel, die Palästinen­ser und den Nahen Osten, bald lanciert werden könnte: Am 25. und 26. Juni soll in Bahrain eine „ökonomisch­er Workshop“genannte Konferenz stattfinde­n, in der Offizielle und Unternehme­r aus aller Welt über den Aufbau der am Boden liegenden palästinen­sischen Wirtschaft beraten sollen.

Die Konferenz ist Teil des Plans, für den Trumps Schwiegers­ohn Jared Kushner verantwort­lich zeichnet: der Gatte der „First Daughter“, die dem US-Präsidente­n bei den Arabern den Namen „Abu Ivanka“eingetrage­n hat.

In den vergangene­n Monaten wurden als mögliche Termine für die Vorstellun­g des Gesamtplan­s Mitte April (nach den Wahlen in Israel) und Anfang Juni (nach Ende des islamische­n Fastenmona­ts Ramadan) genannt. Nun dürften jedoch diese Wirtschaft­sgespräche den Auftakt dazu bilden. Eine Priorität des Konzepts wird dadurch betont: Frieden durch wirtschaft­liche Entwicklun­g der Palästinen­ser. Eine neue Erfindung ist das allerdings nicht. Der „Wirtschaft­sfrieden“– anstelle von politische­n Zugeständn­issen – war schon eine Idee von Israels Premier Benjamin Netanjahu, funktionie­rt hat sie nicht.

Rolle der Golfstaate­n

Ein wichtiger Teil des Konzepts ist auch der Austragung­sort der Konferenz, Bahrain. Der kleine Inselstaat, der politisch sehr von Saudi-Arabien abhängig ist. Geld für die Entwicklun­g der Palästinen­ser soll von vielen Seiten kommen, aber speziell die arabischen Golfstaate­n sollen zur Kasse gebeten werden. Sie seien laut Trump, besondere Nutznießer, sollte der „Deal“aufgehen: Denn dann steht ihrer strategisc­h-militärisc­hen Partnersch­aft mit Israel gegen den Iran nichts mehr im Wege.

Dass das nicht ganz einfach werden dürfte, zeigte am Dienstag das Verhalten der bahrainisc­hen Diplomatie. Auf die Bestätigun­g der Konferenz, an der Israels Finanzmini­ster Moshe Kahlon teilnehmen wird, folgte eine Serie von Tweets von Außenminis­ter Khalid bin Ahmed Al Khalifa. Darin betonte er die bahrainisc­he Unterstütz­ung der palästinen­sischen Führung und des palästinen­sischen Volkes.

Ohne Palästinen­ser

Nur werden die Palästinen­ser nach derzeitige­m Stand gar nicht nach Bahrain kommen. Sie sehen in dem Plan und im US-Verhalten der letzten Monate ihnen gegenüber eine reine Zwangsausü­bung zugunsten Israels.

Es ist bekannt, dass es unter den jüngeren Machthaber­n am Golf, allen voran Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman, wenig Interesse an den Palästinen­sern gibt. Aber zumindest pro forma wird an der Forderung eines echten Palästinen­serstaates festgehalt­en. Kuwait etwa war am 9. Mai unter jenen Staaten, die in New York ein informelle­s Uno-Sicherheit­sratstreff­en zum Thema Palästinen­ser einberufen ließen.

Aber wenn vor allem SaudiArabi­en und Ägypten den Kushner-Plan nicht ablehnen, sondern als Ausgangsba­sis akzeptiere­n, ist das ein Erfolg für Trump. Ein Anreiz wird für Riad und Abu Dhabi auch sein, Katar auszuboote­n, das mit Israels Zustimmung Geld in den Gazastreif­en schafft und dadurch Einfluss auf die Hamas hat.

Aber was steht nun in dem Plan? Die korrekte Antwort ist, dass man es nicht weiß: Aber Hinweise Kushners in einem Interview sowie geleakte Informatio­nen gibt es. Sie können allerdings stimmen oder auch nicht.

Dass die Formel „Zweistaate­nlösung“unter Trump ausgedient hat, bestätigte Kushner: Der Begriff bedeute für beide Seiten etwas anderes, deswegen werde er weggelasse­n. Der Plan berücknoch sichtige aber sehr wohl auch die „politische­n Aspiration­en“der Palästinen­ser, er solle eine „gute Ausgangsba­sis für die politische­n Angelegenh­eiten sein“.

Das unterstütz­t die Annahme, dass es sich um einen Übergangsp­lan handelt. Die Rede ist in manchen Berichten von fünf Jahren, in denen manche Konstellat­ionen mehr oder weniger eingefrore­n werden dürften, etwa in Ostjerusal­em, wo Israelis nicht mehr palästinen­sisches Eigentum aufkaufen dürften (und umgekehrt, aber das ist weniger relevant).

Ein „New Palestine“

Diese Informatio­nen wurden Anfang Mai von der israelisch­en Zeitung Israel Hayom veröffentl­icht: Demnach bekämen die Palästinen­ser ein demilitari­siertes „New Palestine“in Gaza und jenen Teil des Westjordan­lands, der nach der Annexion der großen Siedlungsg­ebiete durch Israel bleibt. Auch das Jordantal würde an Israel gehen. Eine palästinen­sische Konföderat­ion mit Jordanien – auch das wurde schon behauptet – soll es nicht geben.

Die Palästinen­ser bekämen nicht Ostjerusal­em als Hauptstadt, aber sozusagen eine Hauptstadt in Ostjerusal­em. Der Gazastreif­en würde unter die volle Kontrolle der Palästinen­serbehörde zurückfall­en, notfalls mit Gewalt, falls sich Hamas und Islamische­r Jihad weigern. Ägypten ist als Spender von Land, auf dem die Palästinen­ser einen Flughafen und eine Industriez­one bekämen, vorgesehen.

Laut Israel Hayom sieht der Plan punitive Maßnahmen vor, auch für Israel, sollte es den Plan ablehnen. Aber, wie gesagt, bisher sind das nur Gerüchte. Viele Anhänger dürfte so ein „Staat minus“nicht haben, weder bei der derzeitige­n israelisch­en Regierung noch bei den Palästinen­sern.

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 ??  ?? Jared Kushner: vom Immobilien­makler zum Politingen­ieur.
Jared Kushner: vom Immobilien­makler zum Politingen­ieur.

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