Gudenus befürchtet weitere Videos
Ex-FPÖ-Klubchef war „benebelt, naiv und vertrauensselig“
Der nach Veröffentlichung der IbizaVideos bislang untergetauchte ExFPÖ-Klubchef Johann Gudenus meldete sich am Dienstagnachmittag zu Wort. „Ich befürchte weiteres Material, das mich in kompromittierenden Situationen zeigt“, sagte er der APA. Dies sei neben dem bekannten Video ein weiterer Grund für den vollständigen Rückzug aus der Politik gewesen – samt Parteiaustritt.
Zu den bereits veröffentlichten Aufnahmen sagte er: „Benebelt, naiv und vertrauensselig – in dieser Kombination ein echtes Desaster.“Er sei in einer Ausnahmesituation gewesen: erschöpft, überarbeitet, nahe einem Burn-out und in einer persönlichen Krise. Zu wenig Schlaf, zu viel Alkohol, gemixt mit Energydrinks, und psychotrope Substanzen, „um die innere Anspannung und Unruhe zu bekämpfen“. Möglicherweise habe man ihn „zusätzlich mit K.-o.-Tropfen oder ähnlichen Substanzen und Drogen“gefügig gemacht. Ihm würden „Erinnerungen über Stunden hinweg“fehlen.
Die Schuld weise er aber nicht von sich. Er erkenne heute „mit Scham und Bedauern, was ich in dieser Zeit aufgeführt habe“. Bei Heinz-Christian Strache wolle er sich „aufrichtig dafür entschuldigen, ihn unwissentlich zu diesem mit Lockvögeln organisierten Treffen gebracht zu haben und damit ihm und seiner Familie persönlich, der Partei und nicht zuletzt
der Regierung dieses Landes erheblichen Schaden zugefügt zu haben“.
Der designierte Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp sieht seine Partei trotz der Ibiza-Videos und trotz der Rücktritte von Strache und Gudenus „hervorragend aufgestellt“. Das sagte Nepp am Dienstag bei seinem ersten öffentlichen Auftritt, nachdem er zuvor vom Vorstand der Partei einstimmig zum Nachfolger Straches bestimmt worden war.
Für das Ibiza-Video und die darin dokumentierten Ereignisse gebe es „keine Rechtfertigung“, meinte der nicht amtsführende Vizebürgermeister. Mit seinen Förderern brechen wird Nepp aber nicht: Mit Strache und Gudenus würden ihn schließlich nicht nur jahrelange politische Erfolge verbinden, „sondern auch Freundschaft. Daran werden auch die jüngsten Vorfälle nichts ändern.“
Laut Nepp habe Strache klargemacht, dass er sich aus allen Funktionen zurückziehen werde. An ein Comeback – etwa vor der Wien-Wahl 2020 – glaubt Nepp nicht. Ausschließen wollte er diese Möglichkeit aber nicht. „Man kann im Leben nie etwas ausschließen.“Oberösterreichs Landeshauptmann-Vize Manfred Haimbuchner (FPÖ) fand hingegen klare Worte: „Er soll nie wieder eine Funktion in der Partei übertragen bekommen.“Strache ist aktuell einfaches FPÖ-Parteimitglied. (krud, APA)