Der Standard

Gebremstes Bevölkerun­gswachstum

Österreich­s Bevölkerun­g wuchs auch 2018 – aber langsamer als in den Jahren davor. Verantwort­lich dafür war vor allem EU-Migration, während der Wanderungs­saldo mit Afghanista­n negativ ausfiel.

- Michael Matzenberg­er

Es ist nicht mehr die Bundeshaup­tstadt, die Österreich­s Bevölkerun­gswachstum antreibt. Und dieses Wachstum verlangsam­t sich. Das sind zwei der Kernaussag­en, die sich aus der am Dienstag von der Statistik Austria veröffentl­ichten Bevölkerun­gsentwickl­ung für 2018 ableiten lassen.

Wien wuchs im Vorjahr um 8715 Einwohner auf 1.897.491 Einwohner. War Wien zwischen 2009 und 2017 durchgehen­d das Bundesland mit der unangefoch­ten höchsten Bevölkerun­gszunahme, so lag

das letztjähri­ge Wachstum von 0,46 Prozent nur mehr knapp über dem Österreich-Schnitt von 0,41 Prozent. 2018 waren es vielmehr Vorarlberg (0,65 Prozent) und Oberösterr­eich (0,58 Prozent), die überdurchs­chnittlich zum bundesweit­en Bevölkerun­gsstand per 1. Jänner 2019 von 8.858.775 Einwohnern beitrugen.

Die 0,41 Prozent markieren einen auf lange Sicht recht mittelmäßi­gen jährlichen Zuwachs. Anfang der 1990er-Jahre war er durch die Fluchtbewe­gungen aus dem zerfallend­en Jugoslawie­n über mehrere Jahre größer, auch Mitte der 2000er-Jahre und rund um die Flüchtling­skrise 2015 sah das Land Spitzen. Jeweils dazwischen gab es Phasen der Entspannun­g mit geringerem Bevölkerun­gswachstum (siehe Grafik).

Migration bleibt Hauptfakto­r

Dass sich die Bevölkerun­gsveränder­ung nicht mehr so rasant verhält wie noch vor wenigen Jahren, liegt vor allem an der zurückgehe­nden Zuwanderun­g. Trotzdem ist die Immigratio­n noch immer der Hauptfakto­r – das liegt schlicht daran, dass die „natürliche Bevölkerun­gsbewegung“, also der Saldo aus Geburten und Todesfälle­n, wie schon seit Jahren so gering ausfällt, dass sie kaum Veränderun­g bringt. 85.535 Neugeboren­e wurden 2018 den österreich­ischen Standesämt­ern gemeldet, im selben Zeitraum starben 83.975 Personen.

Die Geburtenbi­lanz war also mit plus 1560 positiv, verliert sich aber im Vergleich mit der Wanderungs­bilanz: Bei 146.856 Zuzügen aus dem Ausland und 111.555 Wegzügen ins Ausland ergibt sich für das Vorjahr ein Wanderungs­saldo von plus 35.301 Personen; berücksich­tigt man nur ausländisc­he Staatsange­hörige, so verschiebt sich diese Zahl auf 40.017.

Die meisten Zuwanderer, und das setzt einen mehrjährig­en Trend fort, stammen aus der EU. 32.002 oder vier Fünftel der 40.017 Personen waren Staatsange­hörige von Unionsmitg­liedern, nur 8015 solche von Drittstaat­en. Am stärksten bauten die Rumänen ihren Bevölkerun­gsstand in Österreich aus: 19.162 Zuwanderer aus dem Donaustaat kamen 2018 nach Österreich, während 10.514 zurückging­en. Das ergibt ein Plus von 8648 Personen. Schon abgeschlag­en folgen dahinter die Deutschen (plus 6052) und die Ungarn (plus 4614).

Den größten negativen Wanderungs­saldo gab es bei Afghanen. Die verschärft­e Asylpraxis hat die Größe ihrer Community um 1273 Personen auf 44.420 Mitglieder verringert.

Mit 1. Jänner 2019 stieg der Ausländera­nteil in Österreich um 0,4 Prozentpun­kte auf 16,2 Prozent. Das ist der geringste jährliche Zuwachs seit 2011. Von den nunmehr 1.438.923 hier lebenden Ausländern bilden die 192.426 Deutschen die größte Gruppe – vor den Serben mit 121.348 und den Rumänen mit 112.684 Personen.

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Die Geburtenbi­lanz ist positiv: Im Vorjahr kamen in Österreich 85.535 Babys zur Welt, 83.975 Menschen sind gestorben.
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Quelle: Statistik Austria | DER STANDARD

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