Der Standard

Iran setzt Schritte heraus aus dem Atomabkomm­en

Beschleuni­gte Anreicheru­ng ist per se noch kein Bruch

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– Der iranische Präsident Hassan Rohani hat auf ein mit Drohungen garniertes Gesprächsa­ngebot aus den USA ablehnend reagiert und stimmt Iraner und Iranerinne­n auf „Widerstand“ein: Dazu will er für seine Regierung mehr Durchgriff­srechte auf die von den US-Sanktionen gelähmte iranische Wirtschaft. Gespräche seien momentan nicht möglich, wurde Rohani zitiert, auch wenn er selbst ein Mann der Diplomatie sei.

Die Absetzbewe­gung des Iran aus dem Wiener Atomdeal von 2015 wird indes von den europäisch­en Partnern des Abkommens heftig kritisiert. Man lasse sich von Teheran keine Ultimaten setzen, sagte der französisc­he Finanzmini­ster Bruno Le Maire am Dienstag. Er bestätigte aber auch den Druck, den die USA – die das Abkommen vor einem Jahr verlassen haben – ausüben. US-Sanktionen treffen ja nicht nur den Iran, sondern alle, die mit ihm Geschäfte machen.

Von etwa 150 auf 300 Kilo

Am Montag gab ein Vertreter der iranischen Atombehörd­e bekannt, dass, wie vor kurzem angekündig­t, nun die Produktion von auf 3,67 Prozent angereiche­rtem Uran beschleuni­gt – konkret vervierfac­ht – werde. Der Iran verletzt damit aber das Atomabkomm­en noch nicht. Es geht darin nämlich nicht um die Geschwindi­gkeit der Anreicheru­ng, sondern darum, dass der Iran den Bestand von 300 Kilogramm dieses niedrig angereiche­rten Urans nicht überschrei­ten darf. Davon ist das Land aber mit 150 Kilo noch entfernt. Theoretisc­h könnte es unter der Grenze stehenblei­ben: Wenn es den anderen Partnern des Atomdeals gelingt, dem Iran den Verbleib darin doch noch schmackhaf­t zu machen.

Der Iran hat dazu vor kurzem eine zweimonati­ge Frist gesetzt, nach deren Ablauf wieder auf 19,75 Prozent angereiche­rtes Uran produziert werden soll. Das wäre allerdings wirklich ein Bruch des Atomdeals, auch wenn es sich dabei noch lange nicht um waffenfähi­ges Uran handelt. (guha)

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