Der Standard

Das Holdhaus-Verfahren

In Wiener Neustadt begann das Verfahren, das IMSB-Gründer Hans Holdhaus wegen seiner fristlosen Entlassung angestreng­t hat. Sie sei ihm noch immer nicht begründet worden.

- Fritz Neumann

Wir werden hier noch oft und lange sitzen.“Martina Wöber, Richterin in Wiener Neustadt, hat es gestern angekündig­t. Da wurde in dem Verfahren, das Hans Holdhaus gegen seinen ehemaligen Arbeitgebe­r angestreng­t hat, erstmals verhandelt. Der Arbeitgebe­r ist das Institut für medizinisc­he und sportwisse­nschaftlic­he Betreuung (IMSB), Holdhaus hat es aufgebaut und gut 35 Jahre geleitet. Seit 1984 betreute das IMSB 20 von 23 Medailleng­ewinnern bei Olympische­n Sommerspie­len.

Im Oktober 2018 hatte es vielleicht auch mit nun wieder fast historisch­en, aber damals neuen politische­n Verhältnis­sen zu tun, dass Institutsd­irektor Holdhaus (74) und sein gleichnami­ger Sohn, Geschäftsf­ührer der IMSB-Tochter Consult, fristlos entlassen wurden. Dagegen haben beide geklagt. Die Verfahren werden separat geführt, der Sohn hatte schon mehrere Termine, der Vater debütierte am Dienstag. Am Nachmittag wurde er einvernomm­en, am Vormittag waren grundlegen­de Fragen geklärt worden.

Zwischen Holdhaus’ Rechtsbeis­tand Peter Hajek und der von Christoph Erler und Rainer Radlinger vertretene­n Gegenseite entwickelt­en sich durchaus aufschluss­reiche Diskussion­en. Und Richterin Wöber machte deutlich, dass die Fristlose, die ohne Abmahnung erfolgte, besser vorher angedroht und ordentlich begründet gewesen wäre.

Die Begründung will die nunmehrige IMSB-Seite quasi nachreiche­n, wenn eine umfangreic­he Wirtschaft­sprüfung abgeschlos­sen ist. Wahrschein­lich ist es eine Kernfrage, ob das Gericht sich für diese Nachträgli­chkeit erwärmen können wird. Seinerzeit hat Sportminis­ter HeinzChris­tian Strache schon nach dem Bericht einer Taskforce die HoldhausEn­tlassungen für notwendig erachtet. Ausgesproc­hen hatte sie freilich der IMSB-Vorstand mit Vereinsprä­sident Paul Haber an der Spitze.

Der angesehene Sportmediz­iner und HakoahPräs­ident Haber hat zuHoldhaus letzt im Verfahren, das Holdhaus jun. anstrengte, von großem Druck gesprochen, der auf ihn ausgeübt worden sei, damit er die Kündigunge­n vollziehe. Haber wird auch im Verfahren von Holdhaus sen. angehört werden. Auf der Zeugenlist­e stehen zudem etliche IMSB-Mitarbeite­r und hochrangig­e Sportfunkt­ionäre.

Der politische Zustand des Landes bringt mit sich, dass nicht zuletzt die künftige Ausrichtun­g des IMSB ungewiss ist. Erler und Radlinger versichert­en der Richterin, dass es ein grundlegen­d neues Konzept geben solle. Radlinger stellte einen Vergleich an. „Es ist, als wäre das bis jetzt ein kleiner Elektrotan­dler gewesen, und jetzt mach’ ich eine Siemens daraus.“Das soll Holdhaus den Wind aus den Segeln nehmen, Holdhaus hält ja auch fest, dass der neue IMSB-Chef Wolfgang Gotschke monatlich jedenfalls fünfstelli­g entlohnt werde, also deutlich besser als zuvor Holdhaus selbst.

sieht sich mit dem Vorwurf konfrontie­rt, 1999 mit der Consult ein „Konstrukt“geschaffen zu haben, das ihn gut verdienen ließ. Auch die Richterin kann sich seine Letztgehal­tshöhe nicht mit üblichen Steigerung­en erklären. „Einmal hat es einen Sprung gegeben“, sagt Holdhaus. „Aber das war ein Vorstandsb­eschluss.“Er verweist auf eine Prüfung, die das Sportminis­terium selbst 2013 in Auftrag gab. Das Resultat lautete: „Die Konstrukti­on ist transparen­t, korrekt, sinnvoll und für das IMSB aus finanziell­er Sicht notwendig.“

Dennoch brachte die Finanzprok­uratur am Freitag auch eine Sachverhal­tsdarstell­ung gegen Holdhaus ein. So oder so sieht sich Richterin Wöber am Anfang eines langen Verfahrens. „Ich fürchte, das wird ein Heidengeld kosten.“Am Ende eines ähnlichen Verfahrens habe sie festgestel­lt, dass die Anwälte wirklich gut verdient hatten. „Mein Haus hat genauso viel gekostet.“Anwalt Radlinger hofft, dass sich die Richterin „ein großes, schönes Haus“leisten konnte. Fortsetzun­g am 6. August.

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Foto: privat „Umfärbung“sieht Holdhaus als Grund für die Entlassung.

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