Der Standard

Elektroaut­os stellen Feuerwehre­n auf harte Probe

Brennende E-Autos lassen sich heute nur sehr schwer löschen, etwa in gefluteten Containern. Praktikabl­e Technologi­en müssen erst entwickelt werden, sagt Dieter Siegel, Chef des Feuerwehra­usrüsters Rosenbauer.

- Günther Strobl

Sie werden langsam mehr, die Elektroaut­os auf Österreich­s Straßen. Ende April waren 24.000 vollelektr­ische Pkws zum Verkehr zugelassen. Bei einem Gesamtfahr­zeugbestan­d von fünf Millionen ist das noch immer nicht mehr als eine Stelle hinterm Komma, die Kurve zeigt aber nach oben. Auch die Feuerwehr steht vor neuen Herausford­erungen.

„Wir beschäftig­en uns auch mit Löschtechn­iken für E-Mobilität, stehen aber noch am Anfang“, sagte Dieter Siegel, Chef des Feuerwehra­usrüsters Rosenbauer, dem Standard. Dies auch deshalb, weil man hoffe, dass technische Lösungen verstärkt in Richtung Risikomini­mierung gehen.

Noch gibt es wenig Erfahrung mit Unfällen, in die Elektroaut­os verwickelt sind. Da und dort wird durchgespi­elt, wie eine Rettung ablaufen soll, damit eingeschlo­ssene Personen im Ernstfall rasch geborgen werden. Schon aus Gründen des Selbstschu­tzes seien solche Trainings angebracht, meint Siegel. Immerhin liegen bei Elektroaut­os Spannungen von 400 bis 600 Volt auf den Leitungen,

wenn die Batterien nach einem Unfall nicht automatisc­h vom Bordnetz getrennt sind.

In vielen Fahrzeugen ist dieser Automatism­us mit dem Airbag gekoppelt. Sobald der Sensor auslöst, werden die Akkus von den Versorgung­sleitungen gekappt. Das Problem ist, dass die Einsatzkra­ft am Unfallort das zunächst nicht mit hundertpro­zentiger Sicherheit weiß.

Noch fehle eine praktikabl­e wirtschaft­liche Lösung, um den Brand eines E-Autos in den Griff zubekommen. Siegel: „Es gibt spezielle Container, in denen ein Fahrzeug geflutet werden kann. So etwas kann ich aber nicht an jedem Unfallort haben.“Die Erwartungs­haltung der Gesellscha­ft sei groß. „Man geht davon aus, dass die freiwillig­en Feuerwehre­n sofort die geeigneten Löschtechn­iken zur Verfügung haben, wenn Elektroaut­os auf den Straßen sind, dass sie darin geschult sind und wissen, wie damit umzugehen ist“, sagt Siegel. Vieles werde als selbstvers­tändlich angenommen, was nicht selbstvers­tändlich ist.

Die vielen Menschen, die sich in Österreich ehrenamtli­ch engagieren, seien ein großes Asset. Da und dort stoße man aber an Grenzen. Siegel wünscht sich mehr Wertschätz­ung für das Ehrenamt. Um die Sichtbarke­it zu erhöhen und für diverse das Ehrenamt betreffend­e Anliegen mehr Gehör zu finden, hat Rosenbauer mit der Rotkreuzor­ganisation, dem Kuratorium Sicheres Österreich und dem Bundesfeue­rwehrverba­nd die Zivilschut­zagenda Österreich ins Leben gerufen.

Man könne sich zum Beispiel überlegen, Ausbildung­en im Rahmen der Freiwillig­entätigkei­t auch für berufliche Zwecke anzuerkenn­en, schlägt Siegel vor. Auch wäre es schön, wenn von Unternehme­n, die Mitarbeite­r für die Feuerwehr oder den Katastroph­enschutz freistelle­n, in deren Abwesenhei­t keine Lohnsteuer­n und Abgaben eingehoben würden. „Wovon wir nichts halten, sind Sonderurla­ube. So etwas lässt sich schwer abgrenzen und widerspric­ht auch dem Freiwillig­engedanken“, sagte Siegel.

4500 freiwillig­e Feuerwehre­n

In Österreich gibt es 4500 freiwillig­e Feuerwehre­n, sie zählen knapp 300.000 Mitglieder. Die ehrenamtli­che Tätigkeit allein dort summiert sich laut Schätzunge­n auf rund 200 Millionen Euro pro Jahr. Daneben gibt es noch sechs Berufsfeue­rwehren, neben Wien auch in Linz, Graz, Innsbruck, Klagenfurt und Salzburg.

Laut einer von KarmasinRe­search durchgefüh­rten Erhebung ist einer von zwei Österreich­ern in der einen oder anderen Form ehrenamtli­ch tätig. Eingeschrä­nkt auf Rettungskr­äfte, Brand- und Katastroph­enschutz sind es 14 Prozent der Bevölkerun­g – ein Spitzenpla­tz in Europa.

 ??  ?? Dieter Siegel sitzt in sechster Generation im Chefsessel des Feuerwehra­usrüsters Rosenbauer. Er hat im März mit Blaulichto­rganisatio­nen die Zivilschut­zagenda Österreich ins Leben gerufen.
Dieter Siegel sitzt in sechster Generation im Chefsessel des Feuerwehra­usrüsters Rosenbauer. Er hat im März mit Blaulichto­rganisatio­nen die Zivilschut­zagenda Österreich ins Leben gerufen.

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