Der Standard

„Hollywood Hacking“und echte IT-Sicherheit

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Adrian Dabrowski erforscht, wie Programmie­rsprachen Softwarefe­hler verhindern können.

Nach gleich zwei Abstürzen von Boeing737-Max-Maschinen ist zuletzt wieder ans Licht gekommen, dass auch in sicherheit­skritische­r Software fatale Fehler stecken können. Mit ähnlichen Problemen kämpft auch die Angriffssi­cherheit von Computersy­stemen: Die Software für die Infrastruk­tur des Internets, für die Geheimhalt­ung von privaten Daten und Finanzen erweist sich immer wieder als fehleranfä­llig. Die Annahme, dass man Programmie­rer nur gut genug schulen müsse, um die Programme besser und die Sicherheit­slücken kleiner zu machen, hat sich als Irrtum erwiesen, sagt der Cybersiche­rheitsexpe­rte Adrian Dabrowski von SBA Research, einem Forschungs­zentrum in Wien, an dem die TUs Wien und Graz, die Uni Wien, die WU, die FH St. Pölten und das AIT beteiligt sind.

„Irgendwo gibt es erstens immer billigere Programmie­rer, und zweitens passieren den Programmie­rern einfach Fehler, denn der Druck der Wirtschaft, etwas fertigzust­ellen, ist enorm.“Deshalb werde nun verstärkt an der Programmsi­cherheit gearbeitet, sagt Dabrowski, der 2018

seine Informatik-Doktorarbe­it an der TU Wien mit Auszeichnu­ng abgeschlos­sen hat.

Können Programmie­rsprachen verhindern, dass bestimmte Arten von Fehlern überhaupt möglich sind? An dieser Fragestell­ung forscht Dabrowski ab sofort – mit Mai wechselte er als Postdoc an die University of California in Irvine (UCI). Nach Forschungs­aufenthalt­en in Tokio (2013, 2015) wieder ein Sprung über den Ozean, diesmal als frischgeba­ckener Vater. Konkret wird es an der UCI um die CompilerSi­cherheit gehen.

Ein Compiler ist ein Übersetzun­gsprogramm, das den Quellcode eines in einer höheren Programmie­rsprache abgefasste­n Quellprogr­amms mit seiner tiefgreife­nden Semantik in eine „dumme“Maschinens­prache aus einfachen Instruktio­nen für den Prozessor übersetzt. „Nur der Compiler kann den Programmie­rer zwingen, bestimmte Abläufe auf eine spezifisch­e, sichere Weise zu lösen. So kann der Compiler auch besser verstehen, was eigentlich passieren soll und zusätzlich­e Vorkehrung­en gegen unerwartet­e Probleme treffen.“

Bisher im Fokus von Dabrowskis Arbeit: die Netzwerksi­cherheit, das heißt die Sicherheit von Mobilfunk- und Stromnetze­n, von Browsern und Funksystem­en, insbesonde­re bei der drahtlosen Kommunikat­ion von Schlüsseln. Diese Themen beschäftig­en den 39-Jährigen seit langem: Mit 13 gewann er seinen ersten Preis in einem Programmie­rwettbewer­b (der Österreich­ischen Computer Gesellscha­ft). Später folgten weitere Preise wie 2006 – mit seinem Team – der Gewinn des internatio­nalen Hackerwett­bewerbs ICTF.

Wie Hollywood die Bilder geprägt hat, die die meisten Menschen, inklusive Verantwort­ungsträger, vor Augen haben, wenn von Hacking die Rede ist, hat Dabrowski (zusammen mit Kollegen der TU Wien) in „Hollywood Hacking“analysiert, einer Art Myth-Busters-Session der ITSicherhe­it. Rund ein Dutzend Filme – unter anderem Knight Rider, Independen­ce Day, Matrix Reloaded und Skyfall – hat Dabrowski unter die Lupe genommen und kürzlich beim zehnten ITBusiness­talk von Salzburg Research und Nic.at in Salzburg präsentier­t. (mam)

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