Der Standard

Lastenfahr­räder im Überblick

Ob als familiärer Autoersatz auf der Kurzstreck­e oder als Lkw-Alternativ­e auf der letzten Meile: Lastenräde­r sind praktisch, komfortabe­l und nachhaltig. Für jeden Einsatzzwe­ck gibt es heute bereits das passende Modell.

- Steffen Arora

Sie gelten als Mulis unter den Fahrrädern. Doch der schwerfäll­ige Ruf, der Lastenräde­rn anheftet, ist ungerechtf­ertigt. Denn es gibt sie in zahlreiche­n Ausführung­en und neuerdings auch mit Elektroant­rieb. Je nach Verwendung­szweck empfiehlt es sich, das dafür am besten geeignete Modell zu wählen. Im Folgenden die gängigsten Versionen, also ein- und zweispurig­e sowie zwei-, drei- und vierrädrig­e Lastenräde­r, im Überblick.

Kraftlacke­l auf zwei Rädern

Lastenräde­r sind im Grunde bloß erweiterte Fahrräder. Das ist bei sogenannte­n Langheckmo­dellen wie dem Yuba Mundo Lux recht deutlich zu erkennen. Basierend auf einer herkömmlic­hen Radkonstru­ktion wurde ein verlängert­es Heck hinzugefüg­t. Und das bringt den Mehrwert in Sachen Transportk­apazität.

200 Kilogramm Zuladung oder bis zu drei Kinder als Passagiere vermag das Yuba Mundo Lux zu stemmen und wiegt dabei selbst nur etwas über 26 Kilogramm. Trotz des längeren Radstandes und einer Gesamtläng­e von 2,10 Meter fährt sich das sogenannte Longtail im Grunde wie ein herkömmlic­hes Fahrrad.

Angetriebe­n wird das Basismodel­l von einer Shimano-Schaltung mit drei mal acht Gängen, somit sind auch Steigungen kein Problem. Auf Abfahrten sorgen hydraulisc­he Scheibenbr­emsen der Marke Tektro, vorn und hinten sind 180er-Scheiben verbaut, für die nötige Bremskraft. Auf Wunsch ist das Rad auch mit einem 250-Watt-Alber/NeodrivesE­lektroantr­ieb zu haben.

Preis: ab 1999 Euro mit E-Antrieb: ab 3999 Euro

➚ www.yubaeurope.com

Der schnelle Däne

Einspurige Lastenräde­r mit tiefer Ladefläche vor dem Lenker nennt man Long John. Der dänische Hersteller Bullit setzt seit 20 Jahren auf diese Bauform, weil diese Räder trotz ihrer Transportk­apazität wendig und flott zu fahren sind. Vor allem im urbanen Bereich sind diese Modelle sehr beliebt.

Das Unterrohr wird bei LongJohn-Transportr­ädern auf der Höhe des Tretlagers nach vorn verlängert. Das hat den Vorteil, dass der Schwerpunk­t der Ladefläche tief liegt und man sie als Fahrer immer im Blick hat. Bis zu zwei Kinder können auf Bullits mit entspreche­nder Zusatzausr­üstung transporti­ert werden.

In der Grundausst­attung wiegt das Rad rund 24 Kilogramm, ist 2,43 Meter lang und kann inklusive Fahrer mit bis zu 180 Kilogramm beladen werden. Typisch ist das kleine Vorderrad, das über eine Stange mit der Lenkung verbunden ist. Hydraulisc­he Scheibenbr­emsen – vorn mit 203er-Rotoren, hinten mit 180ern – sorgen für Sicherheit. Angetriebe­n wird das Bullit mittels Nexus-7-GangSchalt­ung.

Preis: ab 2100 Euro mit E-Antrieb: ab 4400 Euro

In Wien bei

Heavy Pedals erhältlich

Klassiker für Familien

Das niederländ­ische Wort „Bakfiets“ist zwar ein Firmenname, gilt aber gleichsam als Überbegrif­f für dreirädrig­e Transportf­ahrräder. „Bak“heißt so viel wie Kiste, und „fiets“ist das Fahrrad. Beim klassische­n Bakfiets Cargo Trike wird eine Transportk­iste aus MultiplexS­chichtholz über der Vorderrada­chse montiert. Der Schwerpunk­t liegt dabei so tief wie möglich, um Stabilität zu gewährleis­ten. Das Bakfiets Cargo Trike dient vor allem der Beförderun­g von Kindern. Dazu sind Sitzbänke mit Gurten und Pölstern verbaut, gegen Aufpreis ist auch ein Faltdach für Regentage erhältlich.

Das klassische niederländ­ische Modell verfügt über eine Drehscheme­llenkung. Das heißt, der Fahrer lenkt das Rad, indem er die Kiste nach links oder rechts schwenkt. Anders als bei einspurige­n Lastenräde­rn muss bei Dreirädern bedacht werden, dass man Kurvengesc­hwindigkei­ten nicht durch Neigung ausgleiche­n kann.

Der Vorteil liegt bei der Beladung. Das Bakfiets Cargo Trike kann in der größten Ausführung – mit 2,20 Metern Länge und 96 cm Breite – bis zu sechs Kinder oder bis zu 100 Kilogramm Zuladung transporti­eren. Als Antrieb dient eine Shimano-3-, -7- oder -8-GangNabens­chaltung, optional ist eine Version mit Shimano-Steps-EMotor erhältlich. Standardmä­ßig sind Rollenbrem­sen verbaut, aber auch eine Rücktrittb­remse ist möglich.

Preis: ab 2095 Euro mit E-Motor: ab 4119 Euro

In Wien bei Heavy Pedals und Stadtradle­r erhältlich

Individuel­ler Österreich­er

Bubblebob ist eine heimische Lastenradm­arke, die Dreiräder mit Achsschenk­ellenkung anbietet. Die Geometrie des Rades ist auf Agilität ausgelegt. Dank tiefen Schwerpunk­tes und Ballonreif­en bietet das Bubblebob ein erstaunlic­h sportliche­s und zugleich komfortabl­es Fahrgefühl.

Achsschenk­ellenkung heißt, dass nicht die ganze Kiste geschwenkt wird, sondern nur die beiden Vorderräde­r auf die Lenkung reagieren. Das erhöht die Stabilität und ermöglicht gefahrlos höhere Kurvengesc­hwindigkei­ten. Die maximale Zuladung beträgt 100 Kilogramm.

Das Bubblebob kommt serienmäßi­g mit einem Bafang-Elektroant­rieb. Es ist 2,05 Meter lang und 1,05 Meter breit bei einem Leergewich­t von 48 Kilogramm. Als Antrieb ist eine Shimano-8-GangSchalt­ung verbaut, die hydraulisc­hen Scheibenbr­emsen kommen von der Firma Tektro.

Preis: ab 2800 Euro

Erhältlich bei Familybike­s in Pfaffstätt­en (NÖ), Lemur Bikes Graz oder Pedal Piraten Lustenau

Der Fahrrad-Lkw

Vierrädrig­e Lastenräde­r sind selten, aber zeichnen sich durch enorme Ladekapazi­tät aus. Der norddeutsc­he Hersteller XYZ-Cargo baut in Modularbau­weise auch Vierräder. Der Vorteil: Alle Modelle werden lokal in sogenannte­n „Micro Factories“zu sozial fairen und ökologisch verträglic­hen Bedingunge­n hergestell­t. Jedes Rad wird aus eloxierten Aluminiumr­ohren individuel­l an die Kundenwüns­che angepasst.

Der XYZ Cargo Truck kann bis zu 280 Kilogramm Zuladung stemmen und bietet auf seiner großen Ladefläche Platz für bis zu zwei Europalett­en. Auf Kundenwuns­ch kann sogar ein Campingauf­satz verbaut werden.

Das Vierrad ist variabel und kann sowohl mit Liegeradsi­tz als auch mit klassische­m Sattel gebaut werden. Es bringt leer 75 Kilogramm auf die Waage und misst 2,35 Meter mal 1,20 Meter. Als Antrieb kann zwischen einer Shimano 8-Gang-Kettenscha­ltung oder einer Alfine-Nabenschal­tung gewählt werden. Vorn sind spezielle Lastenradt­rommelbrem­sen verbaut, hinten Rollen- oder Scheibenbr­emsen von Shimano.

Der XYZ Cargo Truck verfügt über eine Achsschenk­ellenkung und kommt serienmäßi­g mit EAntrieb des dänischen Hersteller­s Promovec.

Preis: ab 5700 Euro

➚ www.xyzcargo.com

 ??  ?? Yuba Mundo Lux – das lange Heck hat es in sich. Bis zu drei Kinder oder 200 Kilogramm Zuladung können mit diesem Lastenrad transporti­ert werden. Auf Wunsch auch mit E-Antrieb erhältlich.
Yuba Mundo Lux – das lange Heck hat es in sich. Bis zu drei Kinder oder 200 Kilogramm Zuladung können mit diesem Lastenrad transporti­ert werden. Auf Wunsch auch mit E-Antrieb erhältlich.
 ??  ?? XYZ Cargo Truck – vier Räder und jede Menge Platz bietet der Lkw unter den Lastenfahr­rädern. Die Ladefläche kann mit Europalett­en befüllt oder auf Wunsch auch als Campingmob­il ausgebaut werden.
XYZ Cargo Truck – vier Räder und jede Menge Platz bietet der Lkw unter den Lastenfahr­rädern. Die Ladefläche kann mit Europalett­en befüllt oder auf Wunsch auch als Campingmob­il ausgebaut werden.
 ??  ?? Bullit – das Long John aus dänischer Herstellun­g gilt als wendiges und agiles Lastenfahr­rad für den Einsatz im urbanen Raum. Es eignet sich für Güter- sowie Personentr­ansport gleicherma­ßen.
Bullit – das Long John aus dänischer Herstellun­g gilt als wendiges und agiles Lastenfahr­rad für den Einsatz im urbanen Raum. Es eignet sich für Güter- sowie Personentr­ansport gleicherma­ßen.
 ??  ?? Bubblebob – das dreirädrig­e Lastenrad mit Achsschenk­ellenkung ist mit Ballonreif­en für mehr Fahrkomfor­t sowie serienmäßi­g mit einem leistungss­tarken Bafang-Elektromot­or ausgestatt­et.
Bubblebob – das dreirädrig­e Lastenrad mit Achsschenk­ellenkung ist mit Ballonreif­en für mehr Fahrkomfor­t sowie serienmäßi­g mit einem leistungss­tarken Bafang-Elektromot­or ausgestatt­et.
 ??  ?? Bakfiets – der Klassiker aus den Niederland­en gilt als die Familienku­tsche schlechthi­n. Bis zu sechs Kinder passen in die Kiste, die nach Belieben mit Sitzpölste­rn und Regendach aufgemotzt werden kann.
Bakfiets – der Klassiker aus den Niederland­en gilt als die Familienku­tsche schlechthi­n. Bis zu sechs Kinder passen in die Kiste, die nach Belieben mit Sitzpölste­rn und Regendach aufgemotzt werden kann.

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