Der Standard

Dem Volkstheat­er läuft die Zeit davon

Aber der Zeitplan steht: Bis Ende Juni will die Wiener Kulturstad­trätin eine neue Leitung ernannt haben

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– Den Kampf um eine Million Euro vom Bund für das Volkstheat­er – im Gleichzug mit zwei Millionen von der Stadt Wien – hat Kulturstad­trätin Veronica KaupHasler (SPÖ) aufgegeben. Sie hat nun den Findungspr­ozess für eine neue Leitung auf Basis der zwei Millionen Euro mehr Budget wieder in Gang gesetzt. Der Jury gibt sich nun also ein Stück weit mehr Spielraum, um eventuell abgesprung­ene Kandidaten wieder ins Treffen zu führen.

Bis Mitte Juni soll die Jury einen ungereihte­n Dreiervors­chlag vorlegen; aus diesem wird Kaup-Hasler bis spätestens Ende Juni eine Nachfolger­in oder einen Nachfolger ernennen. „Auf alle Fälle noch vor dem Sommer“, so Pressespre­cher Alfred Strauch auf Anfrage.

Die Zeit drängt. Für einen fundamenta­len Neustart, wie er gefordert wird, geplanterm­aßen im Spätherbst 2020, ist der Zeitplan schon jetzt knapp. Es muss ein Team gebildet, ein Ensemble zusammenge­stellt, ein Spielplan erstellt werden.

Je länger der Findungspr­ozess andauert, umso länger wird auch die Liste der genannten Namen. Denn alle Optionen sind offen. Wobei die spannendst­en Kandidaten – wie etwa Rita Thiele vom Schauspiel­haus Hamburg – schon wieder vom Tisch zu sein scheinen. Will man nicht auf internatio­nale Strahlkraf­t schielen, dann wäre Thiele, die Spitzendra­maturgin und Jelinek-Expertin, ohnehin am falschen Dampfer gewesen.

Sollte es also in eine Richtung gehen, die etwa das Münchner Volkstheat­er mit Christian Stückl eingeschla­gen hat – neues Volkstheat­er, aber im gemäßigten Stil –, dann hätte ein weiterer kolportier­ter Bewerber, Michael Sturminger, gute Karten. Der JedermannR­egisseur steht für solides Handwerk. Aber will man nicht mehr?

Eine Lösung, die auf Nummer sicher setzt, passt so gar nicht zu den Ankündigun­gen der Kulturstad­trätin, die noch im Dezember von einem Theater „mit dem größten anarchisch­en Potenzial“sprach. Dieses könnte aus der freien Szene kommen, zu der etwa Schauspiel­erin Manuela HurdesGall­i zählt; sie hat sich angeblich mit einem Team von Frauen beworben. Das politische Chaos auf Bundeseben­e habe auf die Volkstheat­erbestellu­ng indes keinen Einfluss, so Strauch. (afze)

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