Der Standard

Regierende Experten

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Die FPÖ-Minister sind weg, es braucht schnellen Ersatz. Kanzler Sebastian Kurz legt dem Bundespräs­identen eine Namenslist­e vor. Alexander Van der Bellen kündigt ausführlic­he Gespräche an. Die SPÖ nennt schon Personen, die als Übergangsk­anzler fungieren könnten.

Sebastian Kurz wollte die Namen der Experten, die auf die entlassene­n FPÖ-Minister nachrücken, am Dienstag noch nicht bekanntgeb­en. Erst müsse sie Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen erfahren, und der will immerhin mit jedem Einzelnen ausführlic­he Gespräche führen. So könne es durchaus sein, dass die Liste auch nicht halte und Kurz auf Wunsch Van der Bellens Persönlich­keiten nachnomini­eren müsse. Klar ist: Untadelig müssten die Personen sein und jedenfalls auch kompetent in jenen Ressorts, die sie vorübergeh­end anführen sollen. Spitzenbea­mte oder ehemalige Beamte des Ressorts würden es sein. Gesucht werden Ressortlei­ter für Inneres, Verteidigu­ng, Soziales, Infrastruk­tur und die Beamtenage­nden (plus Sport) im bisherigen Vizekanzle­ramt.

Im Verteidigu­ngsministe­rium könnte erstmals seit dem Brigadier Karl Lütgendorf, der in der SPÖ-Alleinregi­erung unter Bruno Kreisky von 1971 bis 1977 Verteidigu­ngsministe­r war, ein aktiver

Offizier Minister werden. Favorisier­t wird der stellvertr­etende Generalsta­bschef Johann Luif. Dem 60-jährigen Generalleu­tnant wird zwar ÖVP-Nähe nachgesagt, er genießt aber auch bei der SPÖ hohes Ansehen: Von 2003 bis 2016 war er Militärkom­mandant im Burgenland – und die Position des Militärkom­mandanten wird traditione­ll in Absprache mit dem (in diesem Fall roten) Landeshaup­tmann besetzt.

Favorit für das Infrastruk­turministe­rium ist Gerhard Gürtlich. Sein Vertrag als Sektionsle­iter der mit Abstand mächtigste­n Sektion Verkehr wurde von Verkehrsmi­nister Norbert Hofer heuer erneut verlängert, zwar wieder nur provisoris­ch, aber bis Ende 2020. Gürtlich hat unter mehr als zehn Verkehrsmi­nistern gedient. Für das Innenminis­terium scheint Mathias Vogl eine Möglichkei­t zu sein. Er ist derzeit Leiter der Rechtssekt­ion. Vogls Aufstieg im Innenminis­terium begann unter Ernst Strasser, mittlerwei­le ist der Sektionsch­ef aber auch bei anderen Fraktionen im Haus geduldet. Für den Fall, dass Sebastian Kurz den Misstrauen­santrag am kommenden Montag im Parlament politisch nicht überlebt, wird in Opposition­skreisen bereits heftig spekuliert, wer in diesem Fall die Rolle eines Übergangsk­anzlers übernehmen könnte. Genannt wurde immer wieder der ehemalige EU-Kommissar Franz Fischer, der zwar ÖVP-Mitglied ist, auf den sich aber auch die SPÖ verständig­en könne. Die SPÖ könne sich auch die ehemalige Chefin des Liberalen Forums Heide

Schmidt oder Ex-Verwaltung­sgerichtsh­ofPräsiden­t Clemens Jabloner vorstellen. Infrage kämen auch Notenbankc­hef Ewald Nowotny und Ex-Notenbank-Gouverneur

Klaus Liebscher sowie Irmgard Griss, die politisch derzeit in den Reihen der Neos als Abgeordnet­e tätig ist.

Genannt wird auch der ehemalige Präsident des Verfassung­sgerichtsh­ofs Gerhart Holzinger. Und natürlich Exbundespr­äsident Heinz Fischer, der allerdings schon abgewinkt hat, wenn auch nicht ganz überzeugen­d.

 ??  ?? Ex-Notenbank-Gouverneur Klaus Liebscher wird ebenso genannt.
Ex-Notenbank-Gouverneur Klaus Liebscher wird ebenso genannt.
 ??  ?? Auch auf der roten Namenslist­e: Ex-LiF-Chefin Heide Schmidt.
Auch auf der roten Namenslist­e: Ex-LiF-Chefin Heide Schmidt.
 ??  ?? Hat abgewinkt: der frühere Bundespräs­ident Heinz Fischer.
Hat abgewinkt: der frühere Bundespräs­ident Heinz Fischer.
 ??  ?? Sektionsch­ef Mathias Vogl könnte das Innenresso­rt leiten.
Sektionsch­ef Mathias Vogl könnte das Innenresso­rt leiten.
 ??  ?? Könnte Übergangsk­anzler sein, findet die SPÖ: Franz Fischler.
Könnte Übergangsk­anzler sein, findet die SPÖ: Franz Fischler.
 ??  ?? Möglicher Kandidat: Clemens Jabloner, Exgerichts­präsident.
Möglicher Kandidat: Clemens Jabloner, Exgerichts­präsident.
 ??  ?? Exverfassu­ngsrichter Gerhart Holzinger wäre ein Experte.
Exverfassu­ngsrichter Gerhart Holzinger wäre ein Experte.
 ??  ?? Ex-Notenbank-Chef Ewald Nowotny wäre eine Option.
Ex-Notenbank-Chef Ewald Nowotny wäre eine Option.

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