Der Standard

Kopf des Tages

- David Krutzler

Der breiten Öffentlich­keit ist Dominik Nepp kaum bekannt. Und das, obwohl der 37-jährige Freiheitli­che seit fast eineinhalb Jahren Vizebürger­meister, Stadtrat und Landeshaup­tmannstell­vertreter in Wien ist. Das mag daran liegen, dass Nepp diese Funktionen ohne Zuständigk­eiten oder Ressorts ausgeübt hat. Und in der hierarchis­ch geführten Wiener FPÖ akzeptiert­e er seinen Platz im Schatten – hinter den blauen Galionsfig­uren HeinzChris­tian Strache und Johann Gudenus.

Das Auftauchen der Ibiza-Videos und die Rücktritte der beiden Parteichef­s Strache und Gudenus haben die Wiener Freiheitli­chen in ihre bisher wohl schwerste Krise geführt. Jetzt soll Nepp die Karre wieder aus dem Dreck schieben: Er wurde Montagnach­t vom Parteivors­tand einstimmig zum designiert­en FPÖ-Landeschef gekürt.

Eine Abkehr von den Parteiposi­tionen – Kampf gegen Islamisier­ung oder gegen Rot-Grün in Wien – wird es mit Nepp nicht geben. Denn die bisherige Karriere des neuen blauen Frontmanne­s ist auch eng mit dem Aufstieg seiner wortgewalt­igen Vorgänger verknüpft. Mit Strache, mittlerwei­le einfaches FPÖ-Mitglied, und dem aus der FPÖ ausgetrete­nen Gudenus verbinde Nepp nicht nur jahrelange­r politische­r

Erfolg, „sondern auch Freundscha­ft. Daran werden auch die jüngsten Vorfälle nichts ändern.“

Nepp, der den Masterlehr­gang Führung, Politik und Management an der FH Wien absolviert­e, ist wie Strache und Gudenus schlagende­r Burschensc­hafter. Seine Heimat ist die Aldania, der übrigens auch der nicht amtsführen­de FPÖ-Stadtrat Maximilian Krauss angehört.

Schritt für Schritt folgt Nepp, der aus der Döblinger Bezirkspar­tei kommt, seinem Freund Gudenus: zunächst als Landesobma­nn der freiheitli­chen Parteijuge­nd, dann 2009 auch als Bundesobma­nn. 2010 kommt Nepp in den Gemeindera­t, 2015 klatscht er mit Gudenus erneut ab und wird FPÖ-Klubchef. Das Spiel wiederholt sich im Vorjahr, als er zum Vizebürger­meister aufsteigt.

Die politische­n Steilvorla­gen seiner Vorgänger nimmt Nepp gern auf: Er wettert gegen linke Willkommen­sklatscher oder gegen kopftuchtr­agende Besucher im Türkenscha­nzpark und macht sich für Erziehungs­camps für „Problemsch­üler“stark.

Nepp ist verheirate­t und hat zwei Töchter. Seine Frau Barbara, eine Unternehme­rin, zog 2018 mit einem FPÖ-Ticket in den ORF-Publikumsr­at ein.

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Foto: Robert Newald Dominik Nepp folgt Heinz-Christian Strache als Wiener FPÖ-Chef nach.

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