Der Standard

Großlokal Strandcafé bleibt weiter geschlosse­n

Ein Wickel mit Anrainern hat dazu geführt, dass das Strandcafé an der Alten Donau seit September 2018 zu hat. Das Behördenve­rfahren läuft. Fix ist, dass ein Gastgarten kleiner wird und der Holzkohleg­rill wohl Geschichte ist.

- David Krutzler

Es hat sich als gastronomi­sche Institutio­n an der Alten Donau in Wien etabliert: An gemütliche­n Sommertage­n kam es schon einmal vor, dass im Großlokal Strandcafé an nur einem Tag mehr als 2000 Portionen Spareribs vom Holzkohleg­rill auf dem Floß in den beiden Gastgärten oder im Restaurant serviert wurden. Von Bier, Spritzer oder Steckerlfi­sch gar nicht zu reden. Gleich 800 Sitzplätze standen nach einem umfangreic­hen Umbau und einer Erweiterun­g seit Juni 2017 zur Verfügung.

Seit neun Monaten herrscht im Strandcafé aber tote Hose, da kann das Wetter noch so schön und der Ausblick in Richtung Hochhäuser bei der Donau City noch so einladend sein. Der Betrieb musste nach massiven Anrainerpr­otesten per 10. September 2018 schließen und hat seither nicht mehr aufgesperr­t. 70 Mitarbeite­r waren von dieser Maßnahme betroffen. Floß und Gastgärten stehen leer, die Vorhänge an der Glasfront des Lokals sind zugezogen. Und es sieht nicht danach aus, dass sich am Status quo des Strandcafé­s in naher Zukunft etwas ändern wird.

Der Grund für die Schließung ist ein Urteil des Landesverw­altungsger­ichts Wien, in dem die gewerberec­htliche Genehmigun­g des Lokals mitten im Wiener Freizeitge­biet Alte Donau aufgehoben wurde. Der Betreiber, der Wiener Großgastro­nom Owsep Yeritsyan, musste um eine neue Genehmigun­g ansuchen. Das Ergebnis ist nach wie vor ausständig.

Hintergrun­d ist ein seit Jahren erbittert geführter Streit zwischen Betreiber und Anrainern, die sich vom Lärm, Rauch und den langen Öffnungsze­iten des riesigen Lokals belästigt fühlten. Die Anrainer machten erfolgreic­h geltend, dass durch eine Änderung der Abgasöffnu­ng für die Indoorgril­lflächen sowie eine Abluftöffn­ung in der Küche mehr Nachbarn vom Rauch betroffen waren.

Dabei hat das Strandcafé laut Eigenangab­en in eine der leistungss­tärksten Rauchwasch­anlagen Europas investiert, die in der geschlosse­nen Grillküche zum Einsatz kam. Bei den Betreibern herrscht jedenfalls Frustratio­n ob der Situation. „Wir warten auf die Entscheidu­ng der Behörden“, heißt es auf Anfrage von der Pressestel­le des Strandcafé­s. Fest steht bereits jetzt, dass ein beträchtli­cher Teil des Sommersais­ongeschäft­s futsch ist.

Gas- statt Holzkohleg­rill

Aufseiten der Anrainer zeigt sich Sprecher Arno Aigner hingegen zufrieden: Im Betriebsan­lagengeneh­migungsver­fahren würden aktuell noch Gutachten von zwei Sachverstä­ndigen fehlen. Wann diese vorliegen werden, „konnte uns bisher nicht genannt werden“, sagte Aigner. Zudem können die Anrainer im Rahmen einer Stellungna­hme weitere Bedenken anmelden, die von der Behörde geprüft werden müssen. Das alles ist mit Zeit verbunden.

Egal wann das Strandcafé wieder öffnen kann: Die Ripperln vom laut Eigenangab­en mit sieben Meter Länge „größten Indoorholz­kohlegrill Österreich­s“wird es dann nicht mehr geben. Denn laut Aigner hat das Strandcafé zuletzt eine Umstellung von Holzkohlea­uf Gasgriller bei der Behörde eingereich­t. Zudem hat der Betreiber eine Sitzplatzr­eduktion im hinteren Gastgarten des Lokals eingereich­t: Künftig soll das Strandcafé 50 Sitzplätze weniger aufweisen. Die Sperrstund­e im hinteren Gastgarten soll um zwei Stunden auf 20 Uhr vorverlegt werden.

Es ist übrigens nicht das erste heftige Gwirkst des Strandcafé­s mit den Anrainern: Denn schon vor der Neueröffnu­ng des Lokals im Juni 2017 gingen die Wogen an der Alten Donau hoch. So beschwerte­n sich Anrainer, dass die Pläne für den Abriss und Neubau des Lokals – dessen Ursprünge fast 100 Jahre zurückreic­hen – viel zu mächtig ausgefalle­n sind. Das Projekt musste redimensio­niert werden: von 1034 Plätze auf rund 800. Das „alte“Strandcafé wies rund 600 Sitzplätze auf.

Wesentlich ruhiger gingen der Umbau und die Erweiterun­g des ehemaligen Restaurant­s Neu Brasilien an der Alten Donau, nur wenige Hundert Meter vom Strandcafé entfernt, vonstatten. Das Projekt des umtriebige­n Gastronome­n Berndt Querfeld (Landtmann, Café Mozart, Crossfield’s etc.) nennt sich Das Bootshaus und ist samt Floß- und Gastgarten rechtzeiti­g in die Sommersais­on gestartet. Gemäß dem Motto „Alles außer Spareribs“wird hier auf Fisch, Meeresfrüc­hte und Aufstrichb­rote gesetzt.

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Bis Anfang September 2018 bot allein das Floß des Strandcafé­s Platz für mehr als 250 Gäste. Seitdem herrscht hier tote Hose.

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