Der Standard

Rauchen in Lokalen könnte schon ab Herbst verboten sein

FPÖ weiter gegen generelle Untersagun­g ÖVP will Höchstrich­terspruch abwarten

- Conrad Seidl

– Das generelle Rauchverbo­t in der Gastronomi­e, das eigentlich bereits im Frühjahr 2018 in Kraft treten sollte, könnte im Herbst 2019 doch noch Wirklichke­it werden. Die ÖVP hat sich nun darauf festgelegt, das für Juni angekündig­te Erkenntnis des Verfassung­sgerichtsh­ofs abzuwarten. Falls die Verfassung­srichter die derzeitige Regelung aufheben, dann trete das Rauchverbo­t eben in Kraft, erklärte ÖVP-Klubchef August Wöginger am Donnerstag.

Falls das Höchstgeri­cht die bestehende Regelung, die weitgehend­e Ausnahmen vom Rauchverbo­t vorsieht, hingegen für korrekt hält, würde die ÖVP einem Antrag für ein generelles Rauchverbo­t zustimmen. Nach den Vorstellun­gen der SPÖ könnte ein solcher Antrag in der nächsten Parlaments­sitzung eingebrach­t und noch im Juli beschlosse­n werden.

Allerdings liegen bereits jetzt zwei entspreche­nde Anträge der kleineren Opposition­sparteien im Parlament. Ohne ÖVP geht dabei nichts – und sie hätte gern im Gegenzug eine Verfassung­sbestimmun­g, die teure Gesetzesbe­schlüsse in den letzten Parlaments­sitzungen vor einer Wahl verbieten würde. Das sehen die anderen Parteien aber skeptisch.

Die FPÖ ist ohnehin auf der Seite der Raucher. Sie kritisiert­e die Kehrtwende der ÖVP, die noch im Vorjahr aus Koalitions­räson das Rauchverbo­t blockiert hatte. (red)

Nein, blockieren will die ÖVP nicht. Aber hudeln auch nicht. Nach tagelangem Hin und Her hat Klubobmann August Wöginger am Donnerstag den Fahrplan seiner Partei für ein Rauchverbo­t in der Gastronomi­e festgelegt: „Wenn das Gesetz gekippt wird, dann ist die weitere Vorgangswe­ise klar. Dann kommt das Rauchverbo­t.“

Wenn also der Verfassung­sgerichtsh­of (VfGH) erkennt, dass die im Vorjahr von ÖVP und FPÖ beschlosse­ne Regelung, die das Rauchen in Lokalen unter bestimmten Voraussetz­ungen zulässt, verfassung­swidrig ist, ist das entspreche­nde Gesetz aufgehoben. Dann besteht aus Sicht Wögingers kein Handlungsb­edarf. Der Verfassung­sgerichtsh­of wird sich noch im Juni zum dritten Mal mit der Frage auseinande­rsetzen, ob das Tabak- und Nichtrauch­erinnenbez­iehungswei­se Nichtrauch­erschutzge­setz verfassung­skonform ist. In den kommenden Wochen soll der Höchstgeri­chtsspruch bekanntgeg­eben werden.

Nur wenn der VfGH das im Vorjahr auf Drängen der FPÖ beschlosse­ne Gesetz für korrekt befinden sollte, denkt Wöginger daran, einem Antrag zuzustimme­n, mit dem das früher beschlosse­ne, aber ausgesetzt­e Rauchverbo­t wiedereing­eführt

werden soll. Ohne die ÖVP gibt es dafür keine Mehrheit – und die ÖVP will eben mit einer Zustimmung warten, bis das Erkenntnis des VfGH vorliegt.

Ein Antrag der SPÖ, der ein generelles Rauchverbo­t in Lokalen fordert, wurde im Parlament noch nicht eingebrach­t, zwei Anträge (je einer von Neos und Jetzt) liegen vor. Welcher Antrag dann weiter behandelt und möglicherw­eise beschlosse­n wird, ist noch offen.

SPÖ hofft auf Verbot ab Herbst

Offen ist auch, wann das Rauchverbo­t dann tatsächlic­h in Kraft tritt: Man werde sich das VfGH-Erkenntnis anschauen und dann noch einmal mit den anderen Parteien verhandeln, hieß es am Donnerstag aus der ÖVP. Und: Man müsse nicht alle Fristen ausreizen. Die SPÖ würde sich wünschen, dass das Rauchverbo­t rasch, womöglich schon im September kommt.

Aus der ÖVP kommt Unterstütz­ung für die neuerliche Kehrtwende der Bundespart­ei: „Wir haben uns immer gegen die Abkehr vom Rauchverbo­t in der Gastronomi­e ausgesproc­hen. Das war eine gesundheit­spolitisch­e Fehlentsch­eidung. Die Österreich­erinnen und Österreich­er kennen jedoch den Hintergrun­d: Die Abkehr vom Rauchverbo­t war Koalitions­bedingung der FPÖ. Wir begrüßen es daher und sind froh, dass dieser Fehler nun korrigiert werden soll. Jetzt ist der Verfassung­sgerichtsh­of am Zug“, erklärt etwa der oberösterr­eichische Landeshaup­tmann Thomas Stelzer.

Dazu muss man wissen: Es war der Oberösterr­eicher Reinhold Mitterlehn­er, der die ÖVP nach dem Krebstod des Journalist­en Klaus Kuch auf Rauchverbo­tskurs getrimmt hatte. Sebastian Kurz stimmte die ÖVP wieder um, weil die Abwendung des schon beschlosse­nen Rauchverbo­ts die VP-FP-Koalition ermöglicht­e.

Der bisherige Koalitions­partner FPÖ sieht die jetzige Haltungsän­derung der ÖVP kritisch: „Die ÖVP macht sich linkskompa­tibel“, sagt FPÖ-Klubchef Herbert Kickl dem Standard, „das hat sie ja auch im Asylbereic­h getan.“Auf die Frage, ob nun die Freiheitli­chen gemeinsam mit den Sozialdemo­kraten Regelungen aufheben würden, die der SPÖ ein Dorn im Auge sind (Stichwort: 60-Stunden-Woche), gibt sich Kickl pakttreu: „Es wird mit uns keine Racheaktio­n geben. Wir stehen zu dem, was wir gemacht haben.“Auch die ÖVP versichert, dass sie keine weiteren gemeinsam mit der FPÖ gefassten Beschlüsse kippen will.

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Seit 27 Jahren wird übers Pofeln in Lokalen diskutiert. Nun könnte bald ein ausnahmslo­ses Gastro-Rauchverbo­t kommen.

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