Der Standard

Ex-Kanzler Kern investiert in Cybersecur­ity für die Bahn

Sicherheit­sunternehm­en sammelt zehn Millionen Euro ein – Kern: Cybersiche­rheit Top-Priorität bei Chefs

- Lissy Kaufmann aus Tel Aviv

In Tel Aviv lässt sich Ex-Kanzler Christian Kern regelmäßig blicken, seit er Ende vergangene­n Jahres als Gesellscha­fter bei der Blue Minds Company eingestieg­en ist. Nun investiert er dort in das israelisch­e Junguntern­ehmen Cylus: 2017 gegründet, hat es sich auf die Abwehr von Cybergefah­ren bei Zug- und Metro-Unternehme­n spezialisi­ert. Das Unternehme­n hilft, digitale Leitsystem­e vor Hackerangr­iffen und Manipulati­onen zu schützen.

Für Kern ist es kein ganz neues Themenfeld, schließlic­h war er einst Vorstandsc­hef der Österreich­ischen Bundesbahn (ÖBB): „Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass Cybersecur­ity einer der Top-Prioritäte­n für Führungskr­äfte im Schienenve­rkehr ist.“

Cyberangri­ffe gefährdete­n zunehmend die Sicherheit im Bahnverkeh­r. „Die Lösung von Cylus ist entscheide­nd, um die wachsenden Cybergefah­ren zu mildern, denen Eisenbahnu­nternehmen ausgesetzt sind.“

In der jetzigen, der zweiten Investitio­nsrunde hat das Start-up umgerechne­t mehr als zehn Millionen Euro eingefahre­n, die Blue Minds Company ist dabei nur einer von mehreren Geldgebern.

Cylus ist bereits in den USA, in der Europäisch­en Union und im Asien-Pazik-Raum aktiv, dort soll die Arbeit mit dem neuen Kapital auch ausgebaut werden.

Die rasante Erfolgsges­chichte des noch jungen Unternehme­ns ist typisch für Israel: Mehr als 6000 Start-ups gibt es hier, viele davon haben sich im Bereich Cybersiche­rheit bereits einen Namen gemacht. Und: Zahlreiche Gründer haben ihr Können in der Armee gelernt, vor allem in den elitären Geheimdien­stund Technologi­eeinheiten – Kaderschmi­eden für Experten in Sachen digitale Sicherheit. So auch der Cylus-Mitgründer und Geschäftsf­ührer Amir Levintal, er war lange Jahre Leiter der Forschungs­abteilung der Eliteeinhe­it 8200. In Israel ist es gang und gäbe, dass sich diese Leute mit ihrem Spezialwis­sen selbststän­dig machen.

Gerade mal zwei Jahre nach der Gründung zählt das Cylus nach eigenen Angaben bereits zu den „globalen Anführern“im Bereich Cybersiche­rheit im Schienenve­rkehr. Insgesamt mehr als 15 Millionen Euro hat das Junguntern­ehmen seither an Investitio­nen erhalten.

Junge Technologi­eunternehm­en gehören zur Zielgruppe der Blue Minds Company, ein Unternehme­n, das Eveline Steinberge­r-Kern, Ehefrau des Ex-Kanzlers, 2014 in Tel Aviv gegründet hat. Vor allem im Energieber­eich ist die Blue Minds Company aktiv. Nach eigenen Angaben liegt der Fokus nicht nur darauf, neue Unternehme­n aufzubauen, sondern auch etablierte Firmen mit Start-ups zusammenzu­bringen. Seit einigen Monaten ist nun auch Christian Kern mit an Bord. Er pendelt seither zwischen Wien und Tel Aviv.

Schicksalh­afte Verbindung

Noch vor zwei Jahren sorgten seine Israel-Verbindung­en für Negativsch­lagzeilen: Damals kam raus, dass die SPÖ im Wahlkampf den israelisch­en Politikber­ater und Wahlkampfm­anager Tal Silberstei­n engagiert hatte, der eine Schmutzkam­pagne gegen den damaligen Kandidaten Sebastian Kurz initiierte. Silberstei­n musste gehen, Kern verlor die Wahl – und hat mittlerwei­le der Politik den Rücken gekehrt.

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Christian Kern setzt auf die Sicherheit bei der Bahn.

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