Der Standard

Zeugin als „One-Woman-Show“

Frühere Immofinanz-Managerin als Zeugin im Buwog-Prozess

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– Am 98. Tag im Buwog-Prozess regnete es wieder Zahlen. Allerdings mit Verspätung. Als Zeugin geladen war jene frühere Immofinanz-Managerin P., die in dem Immobilien­konzern für den Buwog-Ankaufspro­zess zuständig war – unter Vorstandsc­hef Karl Petrikovic­s. Den Termin hat sie offenbar vergessen.

Deswegen hat der Tag nicht wie üblich um 9.30 Uhr begonnen. Denn die Zeugin kam erst um kurz nach elf. Sie erläuterte, wie sie via Immofinanz zur Buwog-Sache kam, und erzählte von ihrem strengen Chef. „Petrikovic­s war ein strenger Chef und penibel.“Ob er sich über Fehler gefreut habe, wie das ein Angeklagte­r hier gesagt habe? Ja. Petrikovic­s habe verlangt, dass alle um acht da sind, sie habe das abgelehnt. Eine Sekretärin, die einmal um 8.30 Uhr gekommen sei, habe er rausgeworf­en.

Die Zeugin P. schilderte, dass sie in Sachen Buwog eine „One-Woman-Show“in der Immofinanz gewesen sei. Sie habe sich um alles gekümmert, nach Abschluss des Deals habe sie dann mit ihrem Kollegen, dem Angeklagte­n T., gesprochen, der für die Integratio­n der Buwog in die Immofinanz-Bilanz zuständig war. Da habe dieser von einer Provision gesprochen und den Namen Hochegger genannt – sie habe aber nicht weiter nachgefrag­t. „Warum nicht?“Weil T. ihr nicht mehr gesagt habe und sie in nichts habe hineingezo­gen werden wollen, so P. sinngemäß.

Sie habe damals gemerkt, dass es T. unangenehm sei, dass er mit so etwas betraut worden sei: „Das macht niemand gerne.“Sie habe aber damals schon gewusst, dass Hochegger mit dem damaligen Finanzmini­ster und nunmehrige­n Hauptangek­lagten Karl-Heinz Grasser befreundet gewesen sei. Es sei auch in den Zeitungen gestanden, dass Hochegger für Grasser etwa die KMUTour organisier­t habe.

Normale und komplizier­te Lösungen

„Für normale Dinge gibt es normale Lösungen, und für komplizier­te Dinge gibt es komplizier­te Lösungen“, sagte sie nun zu der 9,6 Millionen Euro schweren Provision, die über Zypern und mehrere Länder im Geheimen an die Lobbyisten Peter Hochegger und Walter Meischberg­er geflossen ist. Die Zeugin wird am kommenden Mittwoch um 9.30 Uhr noch einmal kommen müssen. Sie wird auch pünktlich da sein. (gra)

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