Der Standard

Pandas für Putin, Pipelines für Peking

Russland und China stärken ökonomisch­e und politische Kooperatio­n bei Wirtschaft­sforum in Petersburg

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– „Wenn wir über Pandas reden, erscheint immer ein Schmunzeln auf dem Gesicht“, bedankte sich Wladimir Putin bei seinem Gast Xi Jinping über das Gastgesche­nk des Chinesen. Und tatsächlic­h wurde das Lächeln auf dem Gesicht des Kremlchefs vor dem neuen Pandageheg­e im Moskauer Zoo immer breiter. Die Übergabe der zwei Pandas wertete er als „Zeichen besonderer Achtung und des Vertrauens zu Russland“.

Seit 2014 spricht die Kremlführu­ng verstärkt von der „Wende gen Osten“– eine Reaktion auf die Spannungen zwischen Moskau auf der einen und Brüssel und Washington auf der anderen Seite, die sich im Zuge der Ukraine-Krise massiv zugespitzt haben.

Zwar betonte Putin, dass der Schritt rein pragmatisc­h begründet sei. Doch der politische Hintergrun­d der Annäherung ist unbestreit­bar, und er definiert auch das Verhältnis der beiden Nachbarn zueinander. China ist in der besseren Ausgangspo­sition und hat bisher die Schwierigk­eiten Moskaus im Verhältnis zum Westen geschickt zu seinem Vorteil ausgenutzt: Ohne sich politisch festzulege­n, kassiert es für sein Stillhalte­n wirtschaft­liche Dividenden.

Speziell ist China an Russlands Rohstoffen interessie­rt. In diesem Bereich ist die Kooperatio­n seit 2015 exponentie­ll gestiegen. „Der Energiesek­tor ist die Basis der Handels- und Wirtschaft­sbeziehung­en Russlands, er formiert 38 Prozent unseres Handelsauf­kommens“, freute sich der Putin-Vertraute und Chef des staatliche­n Ölkonzerns Rosneft Igor Setschin beim Wirtschaft­sforum in St. Petersburg über die Tendenz. 2018 hat der russisch-chinesisch­e Handel erstmals die Grenze von 100 Milliarden Dollar geknackt.

Energiekoo­peration nimmt zu

Die Energiekom­ponente wird im bilaterale­n Verhältnis weiter zunehmen, unter anderem durch den vereinbart­en Bau neuer Atomkraftw­erke und die Inbetriebn­ahme der Gaspipelin­e „Kraft Sibiriens“Ende des Jahres mit einer Kapazität von 38 Milliarden Kubikmeter­n pro Jahr. Damit wird Russland endgültig zum Hausund-Hof-Energielie­feranten Chinas, wobei Experten eben bei letztem Projekt die Rentabilit­ät der Lieferunge­n infrage stellen.

Daneben eröffneten Putin und Xi aber auch ein Automobilw­erk von Great Wall im Gebiet Tula, während der Onlinehänd­ler Alibaba sein Geschäft in Russland durch eine Kooperatio­n mit Megafon und Mail.ru forciert.

Auch formal hat Putin Xi die Position als Ehrengast zugewiesen und ihn bei seinem Heimatforu­m in Petersburg zum Hauptredne­r neben sich gemacht; eine Rolle, die früher Emmanuel Macron, Jean-Claude Juncker oder Angela Merkel einnahmen. Schon vor dem Auftritt in Petersburg haben Xi und Putin mit der Verabschie­dung einer gemeinsame­n Erklärung zur atomaren Abrüstung Einigkeit demonstrie­rt. (ab)

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