Der Standard

Ein Sommerloch für die Urban Art

Das Wien-Museum wird vor seinem Umbau Street-Art und Skatern überlassen

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– Die geplante Sanierung und Aufstockun­g des historisch­en Wien-Museums am Karlsplatz bleibt die größte kulturpoli­tische Herausford­erung der Stadt. Nach jahrelange­m Tauziehen um das Finanzieru­ngsmodell rechnet man aktuell mit 108 Millionen Euro Gesamtkost­en für die Umgestaltu­ng des teils denkmalges­chützten Baus von Oswald Haerdtl aus den 1950er-Jahren. Derzeit wird das Haus geräumt, tausende Objekte müssen in Depots übersiedel­t werden. Im Sommer, wenn das Museum leer ist, aber noch keine Baukräne auffahren können, wird das Haus von 5. Juli bis 1. September der Street-Art- und Skater-Szene zugeschlag­en.

Rund 40 eingeladen­e Künstler sind vertreten, einige werden die bereits desolate, nicht denkmalges­chützte Außenfassa­de des Museums mit Wandbilder­n, sogenannte­n Murals, gestalten. Im ersten Stock des Hauses wird es eine Ausstellun­g geben, im Erdgeschoß lässt man eine Wiener Skatergrup­pe in Do-it-yourself-Manier einen Skatepark bauen.

Bei den Künstlern fokussiert man auf bekannte Namen der Wiener Szene: Nychos etwa, der weltweit aktiv ist und in Kalifornie­n ein Studio betreibt, oder Speaker23, im Stadtbild mit seinen humorvoll-politische­n Graffiti von Musikboxen auffällig. Das spanische Kollektiv Reskate wird einen Teil der Fassade mit einer Arbeit gestalten, die sich nachts leuchtend abhebt. Alle Kunstwerke werden dokumentie­rt, im Zuge des Umbaus aber wieder zerstört.

Ergänzt wird das Sommerprog­ramm um 60 Veranstalt­ungen zum Thema, von Workshops bis zu Diskussion­en. Zudem sollen die Zentralen des jährlichen Popfests und des neuen Sommerkino­Festivals Kaleidosko­p im Museum Quartier beziehen. Mit dem Denkmalamt ist das Vorhaben akkordiert, schützensw­erte Teile des Hauses werden ausgespart. Mit 150.000 Euro kostet das UrbanArt-Programm das Wien-Museum auch wesentlich weniger als übliche Ausstellun­gen, die bis zu 500.000 Euro Budget brauchen.

Dass das Museum trotz Schließzei­ten die volle Subvention der Stadt weiterbezi­ehen darf, verteidige­n Direktor Matti Bunzl und Kulturstad­trätin Veronica KaupHasler. Abgesehen davon, dass das Ausstellun­gsbudget nur einen geringen Teil der Kosten ausmache, müsse man sich ja auch um die fast 20 Außenstell­en des Hauses sowie die Sammlung weiter kümmern. Im Ausweichqu­artier Musa soll es in der Bauzeit außerdem weiterhin Ausstellun­gen geben.

Im Oktober starten die Vorarbeite­n für den Umbau, eine Entkernung und die vorgeschri­ebene archäologi­sche Grabung. Um keine Kostenexpl­osion zu riskieren, wird die Ausschreib­ung für den eigentlich­en Umbau erst danach erfolgen. Anvisierte­r Baustart ist im Sommer 2020, die Wiedereröf­fnung ist für 2023 geplant. (stew)

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Die Fassade des leergeräum­ten Wien-Museums wird im Sommer mit Street-Art aufgeputzt, ab Oktober starten die Vorarbeite­n für den umfassende­n Ausbau des Hauses.

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