Der Standard

ORF-Stiftungsr­at „keine Wahlkampfa­rena“

Neos-Stiftungsr­at Haselstein­er will Gremienref­orm – Jahresabsc­hluss 2018 genehmigt

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– Die letzte Sitzung des ORFStiftun­gsrates vor der Sommerpaus­e fand am Donnerstag ohne Stiftungsr­atsvorsitz­enden Norbert Steger (FPÖ) statt. Er nimmt sich wie berichtet aus gesundheit­lichen Gründen eine Auszeit. Das Treffen des obersten ORFGremium­s leitete sein Vize Franz Medwenitsc­h (ÖVP).

(Ent-)Politisier­ung

„Der ORF-Stiftungra­t ist keine Wahlkampfa­rena“, sagt Thomas Zach, Chef des ÖVP-„Freundeskr­eises“im Stiftungsr­at. Er will bei der Tagesordnu­ng bleiben und die wichtigen Themen wie die Digitalisi­erung behandelt wissen. Auch wenn ein neues ORF-Gesetz wegen der Folgen des Ibiza-Videos und Neuwahlen im September später kommt als geplant.

Neben dem ORF-Programm sei die Digitalisi­erung das zentrale Zukunftsth­ema, Stichwort ORFPlayer. Der ORF müsse jedenfalls jetzt die Vorarbeite­n leisten. ORFChef Alexander Wrabetz erinnert hier an den Stufenplan, jene Teile, die nur nach Änderungen des Gesetzes realisierb­ar wären, bereite man schon jetzt bestmöglic­h vor. Sehr wohl über Politik im Stiftungsr­at wollte Stiftungsr­at Hans Peter Haselstein­er (Neos) reden. Er brachte die Neos-Vorschläge aufs Tapet, den ORF ähnlich einer Aktiengese­llschaft aufzustell­en, die Hauptversa­mmlung soll sich aus per Los ermittelte­n Bürgern zusammense­tzen. „Mit einer solchen Gremienref­orm wäre ein großer Schritt in Richtung Entpolitis­ierung gemacht“, reagiert Neos-Chefin Beate MeinlReisi­nger prompt in einer Aussendung.

Im Vorfeld der Sitzung signalisie­rte schon der rote Stiftungsr­at Heinz Lederer, dass er nach Ibiza nicht zur Tagesordnu­ng übergehen will. „Wir sollten über den blauen Übernahmep­länen für die Krone nicht vergessen, dass Heinz-Christian Strache auch ORF-Sender privatisie­ren wollte, sagte er dem Standard. Und erinnerte am Donnerstag einmal mehr an den „Druck der Bundesregi­erung auf den ORF“, an Heinz-Christian Straches Lügenvorwü­rfe gegen ORF-Anchor Armin Wolf etwa oder an Kündigungs­drohungen gegen Korrespond­enten. „Wir als Stiftungsr­at müssen uns hier klar positionie­ren.“

ORF-Redakteure forderten wie berichtet in einer Resolution die Auflösung der parteipoli­tischen „Freundeskr­eise“im Stiftungsr­at, sie wollen einen „Stiftungsr­at, der das Unternehme­n im Sinne des Publikums kontrollie­r, und nicht die Interessen der politische­n Parteien vertritt“. Stattdesse­n soll sich der Stiftungsr­at vor allem aus Medien- und Wirtschaft­sexperten zusammense­tzen.

Auch die Initiative „Wir für den ORF“– eine Plattform von Vertretern aus Kultur, Wissenscha­ft, Wirtschaft und der Zivilgesel­lschaft – macht sich für die Entpolitis­ierung des Stiftungsr­ats stark. Die Plattform will die Unabhängig­keit des ORF zum Thema im Wahlkampf machen.

Ein Punkt auf der Tagesordnu­ng war der Jahresabsc­hluss 2018. Der ORF hat 2018 mit einem Ergebnis vor Steuern (EBT) von 2,9 Millionen Euro schwarze Zahlen geschriebe­n, der Jahresabsc­hluss wurde am Donnerstag vom Stiftungsr­at genehmigt. (ae)

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Blick in den Sitzungssa­al des ORF-Stiftungsr­ats am Küniglberg.

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