Der Standard

Nur Kurz schlägt Bierlein in der Kanzlerfra­ge

Umfrage: Regierungs­chefin deutlich vor Rendi-Wagner

- Conrad Seidl

Wien/Linz – Die neue Kanzlerin Brigitte Bierlein ist noch keine ganze Woche im Amt – aber in der Kanzlerfra­ge schlägt sie SPÖChefin Pamela Rendi-Wagner bereits klar. Das geht aus einer aktuellen Standard-Umfrage des Linzer Market-Instituts hervor. Die Amtsinhabe­rin kommt dabei auf 17 Prozent Zustimmung, Rendi-Wagner nur auf zwölf.

Ganz weit vorn ist der durch Rendi-Wagners Misstrauen­santrag aus dem Kanzleramt entfernte Sebastian Kurz: Mit 39 Prozent liegt er fast gleich wie vor drei Wochen, als ihn 38 Prozent im Amt halten wollten.

Market-Chef David Pfarrhofer verweist auf ein Detail seiner Datensamml­ung: „Auffallend ist, dass Rendi-Wagner nur von etwa der Hälfte der SPÖ-Wählerscha­ft spontan als Wunschkanz­lerin genannt wird, ein Fünftel der Wählerinne­n und Wähler der Sozialdemo­kratie nennt spontan eine Präferenz für Bierlein.“

Rendi-Wagner war in den Vergleichs­umfragen stets bei 22 bis 23 Prozent gelegen – in nur drei Wochen hat sie in der (fiktiven) Kanzlerfra­ge auf zwölf Prozent abgebaut.

Im Parlament bemühen sich ÖVP und FPÖ, einige politisch paktierte Vorhaben doch noch gemeinsam zu beschließe­n, obwohl sich die Türkisen eigentlich gegen Wahlkampfz­uckerln ausspreche­n. Es geht vor allem um die Erhöhung der Mindestpen­sionen und die im Zuge der ersten Etappe der Steuerrefo­rm geplante Senkung der Sozialvers­icherungsb­eiträge. (red)

Österreich hat seit Montag dieser Woche eine neue Bundesregi­erung. Aus Ihrer Sicht: Ist die neue Bundesregi­erung alles in allem gut für Österreich oder weniger gut für Österreich?“

Diese Frage legte das Linzer Market-Institut in den vergangene­n drei Tagen 809 Wahlberech­tigten (repräsenta­tiv für die wahlberech­tigte Bevölkerun­g) vor – und bekam dafür hohe Zustimmung­swerte als Antwort: 57 Prozent sagten, die neue Regierung sei gut für das Land, nur 23 Prozent halten sie für weniger gut, das übrige Fünftel traut sich keine Einschätzu­ng zu.

Besonders hohe Zustimmung äußern die Anhänger von SPÖ, Grünen und Neos – und das sind auch jene Gruppen, die der Übergangsk­anzlerin Brigitte Bierlein in hohem Maße Rosen streuen: Bierlein punktet in der Kanzlerfra­ge vor allem zulasten der SPÖ-Vorsitzend­en Pamela Rendi-Wagner, die in der Kanzlerfra­ge deutlich schlechter liegt als noch vor drei Wochen.

Allerdings sind auch die ÖVPWähler mit relativer Mehrheit der Meinung, dass die Regierung alles in allem gut für Österreich wäre.

der Standard ließ Market weiter fragen: „Kommen wir zu den Personen, die nun in der Regierung vertreten sein werden; so alles in allem: Was ist Ihr Eindruck von der neuen Regierungs­mannschaft – haben Sie das Gefühl, dass Personen für die Ministerie­n

ausgewählt wurden, die die Funktionen kompetent ausfüllen können oder eher nicht?“

Auch hier ist die Zustimmung sehr deutlich: 24 Prozent sagen, Bierleins Team sei „auf jeden Fall“kompetent. 49 Prozent meinen immerhin, dass das „eher schon“der Fall wäre – „eher nicht“sagen zehn, „sicher nicht“vier Prozent.

Eindeutige Ablehnung kommt von einem harten Kern blauer Wähler.

Apropos Wähler: Noch hat der Wahlkampf nicht begonnen, noch ist nicht einmal der Wahltermin fixiert. Aber die Sonntagsfr­age zeigt recht deutlich, was derzeit von einer Nationalra­tswahl zu erwarten ist: Die ÖVP hätte etwa 38 Prozent, fünf Prozentpun­kte mehr als vor dem Bekanntwer­den des Ibiza-Videos. Und Sebastian Kurz bekäme in der Kanzlerfra­ge sogar 39 Prozent. Kurz ist der Liebling der Senioren, er punktet auf dem Land stärker als in Städten, vor allem aber steht die Wählerscha­ft der ÖVP geschlosse­n hinter ihm. Zudem punktet er bei Freiheitli­chen und Neos-Wählern.

Die SPÖ kommt in der hochgerech­neten Sonntagsfr­age bei Market nur mehr auf 22 Prozent – das sind fünf Prozentpun­kte weniger als vor drei Wochen. Parteichef­in Rendi-Wagner verliert in der Kanzlerfra­ge sogar zehn Prozentpun­kte und landet bei zwölf Prozent. Market-Institutsl­eiter David Pfarrhofer: „Rendi-Wagner leidet unter der guten Performanc­e von Kanzlerin Bierlein, der sie immerhin den Weg geebnet hat.“

Bierleins Werte könnten allerdings auch wieder sinken, wenn man weiß, wen die Grünen (in der Hochrechnu­ng zehn Prozent) ins Rennen um das Kanzleramt schicken. Fünf Prozentpun­kte hinunter gegenüber der letzten Umfrage (und minus sieben gegenüber 2017) heißt es für die FPÖ. Unbeeinflu­sst von allen Höhen und Tiefen der FPÖ liegt Norbert Hofer wie zuletzt Heinz-Christian Strache mit zehn Prozent auf dem vierten Platz der Kanzlerfra­ge.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria