Der Standard

Some Cops Are Bastards

- Andreas Hagenauer

Und wie halten Sie’s so mit der Polizei? Als ob man gewusst hätte, was Österreich gerade so bewegt, dreht sich im Tatort: Kaputt am Montag um 20.15 Uhr (ORF, ARD) vieles um die Polizei. Für einen Tatort ist das per se freilich nicht ungewöhnli­ch. In Köln hat es aber jemand gehörig übertriebe­n und einen Streifenpo­lizisten mit einem Kaminschür­haken erschlagen. Das macht man nicht. Für die beiden Kommissare Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) ein kniffliger Fall, gilt es

doch auch in den eigenen Reihen zu ermitteln. Dass den beiden nicht fad wird, liegt einerseits am Tempo und anderersei­ts am Setting. Köln scheint ein raues Pflaster. Drogen sind quasi überall, Dealer keifen kleine Kinder auf dem Spielplatz an, zwielichti­ge, homophobe Polizisten misstrauen vor allem einander, und überhaupt sitzt der Abzugsfing­er in Köln locker.

Das klingt nach öder Action, ist es aber nicht. Die Folge hält so lange wie möglich die Schuldfrag­e offen, legt zu Beginn ein ordentlich­es Tempo hin, um dem Publikum dann immer wieder Pausen zu gönnen, die es sich auch verdient hat. Ballauf und Schenk bleiben wie gewohnt die meiste Zeit cool, die Augen bleiben auf dem Fall. Zwischendu­rch wird mit Assistent Norbert Jütte (Roland Riebeling) geschimpft, weil er zu oft auf Personalve­rtretungsm­eetings ist, statt Tatortfoto­s mit den Aussagen abzugleich­en. Das macht man eben auch nicht.

Kaputt ist ein Tatort über Selbstjust­iz, Rache und die Polizei und verliert sich nur selten in seinen dramaturgi­schen Weggabelun­gen. Das dürfte in Köln auch gefährlich sein. ➚ derStandar­d.at/TV-Tagebuch

Newspapers in German

Newspapers from Austria